Trikot am Kreuz in Berlin: "Geschmacklos!"
Die scharfe Rivalität zwischen Alba Berlin und dem FC Bayern überrascht selbst Experten wie Frank Buschmann. Die Basketball-Bundesliga hat mittlerweile einen Brief aus München erhalten
MÜNCHEN Die Basketball-Bundesliga und Alba Berlin haben am Mittwoch Post vom FC Bayern bekommen. Ein bisher einmaliger Vorgang: In diesem Brief kritisieren die Bayern, ausgelöst von den Vorkommnissen am vergangenen Sonntag in Berlin, die zunehmenden Feindseligkeiten ihnen gegenüber. Auch öffentliche, missbilligende Äußerungen über Münchner Spieler von Seiten gegnerischer Funktionäre sind Thema.
Grundlegende Abneigung ist den Bayern nicht neu. Der blanke Hass, den sie bei der 74:94-Pleite gegen Alba erlebten, aber doch: Mit der Spitze, dass Fans das Trikot des Ex-Berliners Heiko Schaffartzik an ein Kreuz hängten . „Eine Geschmacklosigkeit”, sagt Frank Buschmann. „Das hat in der Sporthalle nichts verloren". Laut "Tagesspiegel" hat Berlins Geschäftsführer Marco Baldi sich vergeblich darum bemüht, das Kreuz herunternehmen zu lassen, Anhänger der Berliner erklären mittlerweile, die Konstruktion habe nicht willentlich ein Kreuz dargestellt.
Experte Buschmann verfolgt den deutschen Basketball seit Jahrzehnten. Die Intensität der Auseinandersetzung zwischen Bayern und Berlin, einen über Monate öffentlich ausgetragenen Streit mit Höhepunkt am Sonntag, kennt er aber so bisher nicht: „In dieser Form hat es das noch nicht gegeben”, sagt Buschmann. „Man kann den Berlinern nur raten, ein bisschen die Luft raus zu nehmen – schließlich haben sie die Bayern auch aus der Halle geschossen. Andererseits muss Bayern mit der negativen Seite des Mythos des Vereins leben können: Dass sie mit Hass konfrontiert werden.”
Das Verhältnis der anderen Bundesliga-Vereine zum FC Bayern ist oft schwierig: „Da spielt auch Neid eine Rolle. Bayern ist der neureiche Emporkömmling, der alles platt macht”, sagt Buschmann. „Der Rest der Liga darf die Bayern aber nicht verteufeln: In den kommenden zehn Jahren sind sie die letzte große Chance der Sportart Basketball.”
Solche Sätze hören die Verantwortlichen und Fans an anderen Standorten nicht gerne. Schon gar nicht beim Traditionsverein und achtmaligen deutschen Meister Alba Berlin – wo sich die Bayern vor der Saison gleich mit vier Spielern bedienten. Und entsprechend giftig reagierten die 14500 in der O2-World auch. Die Bayern fürchten um die Familientauglichkeit des Basketballs: Dass sich Aggression und Missgunst auf den Rängen einnisten könnten, die bisher eigentlich eher freundliche Stimmung in den Hallen kippen könnte.
Die Liga prüft die Vorfälle vom Sonntag derzeit. Jens Staudenmayer, sportlicher Leiter, äußert sich dazu allerdings nicht. Kommunikationschef Dirk Kaiser sagt: „Wir werden uns das Gesamtbild inklusive der Informationen aus Berlin ansehen. Zu einem Ergebnis werden wir frühestens Freitag kommen.”