Gegen Alba Berlin: Der Bayern-Hass eskaliert
MÜNCHEN Dass viele der anderen Vereine in der Basketball-Bundesliga ihre PR-Kampagnen bisweilen auf dem Rücken des FC Bayern austragen, sind Sportdirektor Marko Pesic und die Abteilung gewohnt. „Dass wir als Verein polarisieren, ist in Ordnung”, sagt Pesic. Von Ulm bis Bremerhaven wird gerne das für die Fans dankbare Bild von der seelenlosen Finanzmacht aus dem Süden gezeichnet. Das haben sie in München zu dulden gelernt.
Was allerdings am Sonntag beim Auswärtsspiel in Berlin passierte, das erschütterte auch den FC Bayern. Dort hängten Fans unter anderem das Trikot des Ex-Berliners Heiko Schaffartzik an einem Kreuz auf – ein Skandal. „Mit dem Spiel in Berlin ist eine Grenze überschritten worden”, sagte Sportdirektor Marko Pesic. Die Bayern haben eine bisher ungekannte Feindseligkeit empfunden – und plant nach AZ-Info wohl einen bisher einmaligen Schritt: Ein offener Brief, an Alba Berlin und an die BBL.
Der Verein zeigt, dass er nicht mehr kommentarlos den Kopf hinhält, wenn sich jemand anderes über seine Marke profilieren möchte. Und weist darauf hin, dass es mittlerweile nicht mehr nur um Wettkampf und die Unterstützung der jeweiligen gegnerischen Mannschaft geht, sondern auch darum, Feindseligkeiten zu schüren.
„Meines Wissens haben zum ersten Mal im deutschen Basketball Verantwortliche eines Vereins die Fans aufgefordert, den Gegner auszupfeifen”, sagt Pesic. Damit meint er: Die Alba-Spitze um Boss Marco Baldi. Vier seiner Spieler wechselten zum FC Bayern – Nihad Djedovic, Deon Thompson und Yassin Idbihi waren vertragslos, nur Schaffartzik stand unter Vertrag. „Scouting mit dem Geldbeutel” hatte Baldi das genannt – und auch nach der 74:94-Pleite der Bayern weiter gestichelt. „Im Gefühl des vermeintlichen Sieges passieren die meisten Fehler”, sagt Pesic. „Und Marco Baldi scheint sämtliche Selbstkontrolle und den Respekt gegenüber den Gegnern verloren zu haben.”
Besonders aufgestoßen ist den Bayern das Trikot von Schaffartzik am Kreuz – in in unmittelbarer Gegenwart Baldis. „Neben ihm wurde dieses Gestell aufgebaut – da fehlen mir die Worte”, sagt Pesic. „Er hat offenbar einen Hinweis bekommen, das Trikot abzuhängen, aber nicht darauf reagiert.”
Laute, überaus emotionale gegnerische Fans sind die Bayern gewohnt. „Die Halle in Bamberg nennen sie die Frankenhölle”, sagt Pesic. „Aber die Stimmung bleibt im sportlich fairen Rahmen.” In Berlin ist der Hass eskaliert.
Dass der FC Bayern nun als schlechter Verlierer dastehen könnte, weiß Pesic. „Ganz wichtig ist uns: Berlin hat ein Superspiel gezeigt, aus dem wir sicher unsere Lehren ziehen werden. Mit der sportlichen Ebene hat unsere Initiative nichts zu tun", sagt er. „Aber jeder, auch die BBL muss sich der Verantwortung für den Sport bewusst sein: Bei uns sind Familien und Kinder in der Halle. Und noch sind wir nicht im Fußballstadion. Wir müssen aufpassen, dass es nicht eskaliert.”