Tennis in New York: Julia Görges scheitert im Achtelfinale der US Open
New York - Julia Görges hat in New York eine ganz besondere Premiere verpasst und ist im Achtelfinale der US Open als letzte deutsche Spielerin ausgeschieden. Die Weltranglisten-33. verlor mit 3:6, 6:3, 1:6 gegen Lokalmatadorin Sloane Stephens (USA).
Die Vorentscheidung fiel, als Görges im dritten Satz ihren Aufschlag zum 1:3 abgab. "Ich hatte das ganze Match über keinen wirklichen Rhythmus. Ich konnte mich zwar reinfuchsen, aber hatte bei den Schlägen nie ein gutes Gefühl", sagte die Fed-Cup-Spielerin und meinte: "Den Ausschlag hat gegeben, dass ich zu viele leichte Bälle weggeblasen habe."
Ihr unterliefen insgesamt 43 unerzwungene Fehler. Damit muss die in dieser Saison bislang so überzeugende Görges nach fünf erfolglosen Anläufen weiter auf ihren ersten Sprung in ein Grand-Slam-Viertelfinale warten.
Ungewohnte Aussetzer
Nach 1:41 Stunden verwandelte die nach einer Fuß-Operation wiedererstarkte Stephens im "Tollhaus" Louis-Armstrong-Stadium ihren ersten Matchball. Görges spielte in der zweitgrößten Arena der Anlage nicht so konstant wie zuletzt und erlaubte sich zunächst vor allen Dingen mit ihrer Vorhand ungewohnte Aussetzer.
Allein im ersten Durchgang unterliefen der 28-Jährigen 18 sogenannte Unforced Errors. Negativ wirkte sich auch aus, dass Görges auf dem zweitgrößten Court, der langsamer ist als die anderen, nicht einmal trainieren konnte.
Damit hat aus deutscher Sicht nur noch Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 32) die Chance, ins Viertelfinale von Flushing Meadows einzuziehen. Linkshänder Zverev unterlag Wimbledon-Halbfinalist Sam Querrey (USA/Nr. 17).
Kohlschreiber fordert am Montag den an Position drei gesetzten Schweizer Superstar Roger Federer (Nr. 3) in der Night Session heraus. "Ich werde Roger einen riesigen Fight liefern. Vielleicht ist jetzt die beste Chance, gegen ihn zu gewinnen", erklärte Kohlschreiber, der gegen den Grand-Slam-Rekordgewinner allerdings sämtliche elf Duelle bisher verloren hat.
Zuletzt hatten 2006 zwei deutsche Männer im Achtelfinale von New York gestanden. Titelverteidigerin Angelique Kerber (Kiel/Nr. 6) war bereits an ihrer Auftakthürde gescheitert. Görges konnte beim Stand von 2:2 im ersten Satz drei Breakbälle in Serie nicht nutzen und gab gleich in der Folge ihren Aufschlag ab.
Nach 35 Minuten holte sich Stephens, die von den Zuschauern immer wieder laustark mit "USA, USA"-Rufen angefeuert wurde, den ersten Durchgang. Wegen Regens hatte die Partie mit rund dreistündiger Verzögerung begonnen. Dabei hatte nicht nur Barbara Rittner Görges bei den US Open "alles" zugetraut.
"Jule ist fit wie nie und strahlt eine große Ruhe aus. Da passt im Moment alles", hatte die Bundestrainerin vor dem Match gesagt. Ihren New-York-Fluch hatte Görges aber schon mit ihrem ersten Achtelfinal-Einzug im Big Apple gebannt. Es war ihr insgesamt fünfter Einzug in die Runde der letzten 16 bei einem Major seit 2007.
Doch Görges will sich auch von der jüngsten Niederlage nicht unterkriegen lassen. Mit der Reife einer gestandenen Weltklassespielerin geht die Wahl-Regensburgerin inzwischen mit vielen Dingen souveräner um.
Ein "gesundes Mindset" nennt sie es. Besonders in der bisherigen Saison hatte sie, die unter anderem die Finals von Mallorca, Bukarest und Washington erreichte, bislang konstant wie selten zuvor gewirkt. "Das Gesamtpakt stimmt einfach. Physisch bin ich so gut wie noch nie", sagte die ehemalige Nummer 15 der Welt: "Ich habe jetzt eine andere Gedankenstrukturierung."
Großen Anteil daran haben ihr Coach Michael Geserer sowie ihr Physio und Fitnesstrainer Florian Zitzelsberger, mit denen sie erstmals so weit bei einem Major kam. "Flo ist ein Freak - im positiven Sinne", sagte Görges über Zitzelsberger. Beim Turnier in Cincinnati vor zwei Wochen hatte sie erstmals bei einem hochdotierten Premier-5-Tournament im Viertelfinale gestanden.
Muguruza verpasst Weltranglistenspitze
Wimbledonsiegerin Garbine Mugurza hat das Viertelfinale der US Open verpasst und ihre Chance auf den Sprung an die Spitze der Weltrangliste erst einmal eingebüßt. Die an Position drei gesetzte Spanierin musste sich der Tschechin Petra Kvitova (Nr. 13) in einem spannenden Night-Session-Match in 1:46 Stunden mit 6:7 (3:7), 3:6 geschlagen geben.
Kvitova trifft in ihrem zweiten New-York-Viertelfinale nach 2015 am Dienstag auf Venus Williams (Nr. 9). Die 37-jährige Amerikanerin, Flushing-Meadows-Gewinnerin von 2000 und 2001, hatte sich mit 6:3, 3:6, 6:1 gegen Carla Suarez Navarro aus Spanien durchgesetzt. Es ist das bislang beste Abschneiden der zweimaligen Wimbledonsiegerin Kvitova bei einem Grand-Slam-Turnier seit ihrem Comeback im Frühjahr.
Muguruza hatte eigentlich eine gute Ausgangsposition, die derzeitige Branchenführerin Karolina Pliskova (Tschechien) schon nach den US Open vom Platz an der Sonne zu verdrängen. Diese Chance hat jetzt noch Jelina Switolina aus der Ukraine (Nr. 4). In einem weiteren Viertelfinale stehen sich Anastasija Sevastova (Lettland/Nr. 16) und Sloane Stephens (USA) gegenüber. Sevastova hatte die russische Wildcard-Inhaberin Maria Scharapowa mit 5:7, 6:4, 6:2 ausgeschaltet. Stephens hatte sich mit 6:3, 3:6, 6:1 gegen Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr. 30) durchgesetzt.
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