Interview

Skisprung-Star Katharina Althaus: "Ich hatte noch nie Angst zu springen"

Die viermalige Weltmeisterin Katharina Althaus ist Deutschlands beste Skispringerin. In der AZ spricht sie über den Traum einer Vierschanzentournee für Frauen, ihr Idol und Playboy-Bilder: "Nichts für mich."
Thomas Becker |
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"Mittlerweile weiß jeder, dass wir das gerne hätten", sagt die viermalige Skisprung-Weltmeisterin Katharina Althaus über eine mögliche Vierschanzentournee für Frauen.
"Mittlerweile weiß jeder, dass wir das gerne hätten", sagt die viermalige Skisprung-Weltmeisterin Katharina Althaus über eine mögliche Vierschanzentournee für Frauen. © picture alliance/dpa

AZ-Interview mit Katharina Althaus: Die 25-jährige Oberstdorferin ist Deutschlands beste Skispringerin. Sie ist viermalige Weltmeisterin und gewann bei den Olympischen Spielen 2018 zudem die Silbermedaille.

AZ: Frau Althaus, nach sieben Springen lautet Ihre bisherige Saisonbilanz: ein Sieg, fünf weitere Male auf dem Podest, nie schlechter als Platz sieben: Es läuft gerade bei Ihnen!
KATHARINA ALTHAUS: Ja, es passt gerade alles ziemlich gut. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden, wie ich in die Saison gestartet bin.

Althaus: "Man muss weiter Druck machen"

Ihr nächster Wettkampf geht in Slowenien über die Bühne - und nicht in Oberstdorf, Garmisch, Innsbruck und Bischofshofen. Will sagen: Die Vierschanzentournee für Frauen ist wieder nicht zustande gekommen, obwohl die Rufe danach immer lauter werden. Werden Sie das als Aktive noch erleben?
Das hoffe ich doch! So alt bin ja zum Glück noch nicht (lacht). Aber immerhin haben wir jetzt mal einen Wettkampf um Neujahr herum und generell einen bisschen volleren Kalender als in den vergangenen Jahren, was ja schon mal sehr gut ist.

Wie erleben Sie die Diskussion um die Vierschanzentournee für Frauen? Wie sehr nervt es, dass da nichts voran geht?
Mittlerweile weiß jeder, dass wir Frauen das gerne hätten. Klar ist es schade, dass es in diesem Jahr wieder nicht geklappt hat. Aber da muss man wohl geduldig sein - und weiter Druck machen. Es erzeugt einfach eine ganz andere Aufmerksamkeit, wie man ja bei den Männern sieht.

Apropos Aufmerksamkeit: Ihre Teamkollegin Juliane Seyfarth hatte davon im vergangenen Winter jede Menge - nach ihren Fotos im Playboy. Wäre das auch etwas für Sie?
Für mich ist das keine Option. Ich hoffe, dass ich die Aufmerksamkeit durch meine sportlichen Leistungen bekomme.

Althaus: "Von Zuhause kann ich die Schanze sehen"

Zum Sport: Frauen und Männer springen ja von den gleichen Schanzen und erzielen dabei auch ähnliche Weiten, korrekt?
Wir können gleich weit springen, brauchen halt ein bisschen mehr Anfahrtgeschwindigkeit. Heißt wir starten aus einer höheren Luke.

Als gebürtige Oberstdorferin hatten Sie das Spektakel Vierschanzentournee sozusagen von klein auf vor der Haustür, auch wenn Sie aus dem sieben Kilometer entfernten Schöllang bei Fischen stammen. Blick auf die Schanze hatten Sie da nicht, oder?
Von Schöllang nicht, aber mittlerweile wohne ich in Oberstdorf, und da kann ich die Schanze schon sehen.

Wie haben Sie Tournee damals erlebt? Wer waren Ihre Helden?
Ich habe von klein auf unten gestanden, zugeschaut und die Springer angefeuert. Damals war ich Mega-Fan von Simon Amman. Der springt ja immer noch.

"Als Kind denkt man sich nichts beim Springen"

Ihr älterer Bruder Daniel hat Sie mit sechs zum Training mitgenommen, eigentlich nur zum Zuschauen ...
Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich das auch unbedingt ausprobieren wollte! Anfangs springt man ja nicht weit, nur ein paar Meter. Aber das steigert sich dann halt, immer auf die nächst größere Schanze. Ich weiß zwar noch, wie sich das angefühlt hat, auf der kleinen und dann der größeren Schanze zu springen, aber wie weit ich da gekommen bin, weiß ich nicht mehr.

Keine Angst vor Stürzen?
Ich hatte noch nie Angst zu springen. Als kleines Kind denkt man sich einfach noch nichts dabei. Gott sei Dank hatte ich bislang noch keinen schlimmeren Sturz, dass ich mich da wieder herantasten müsste.

Katharina Althaus springt regelmäßig aufs Treppchen, wie hier vor zwei Wochen in Klingenthal.
Katharina Althaus springt regelmäßig aufs Treppchen, wie hier vor zwei Wochen in Klingenthal. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Waren Sie das einzige Mädchen beim Skispringen?
Im Skiclub Oberstdorf waren, als ich angefangen habe, schon vier oder fünf Mädels da. Sehr viel mehr sind es heute auch nicht.

Die Unterstützung der Eltern war immer da

Wie fanden Ihre Eltern das: drei Kinder - zwei Buam, ein Madl - die sich alle von absurden Schanzen stürzen?
Ich glaube, das war nie ein Problem für die. Skispringen ist auch nicht gefährlicher als Ski alpin. Meine Eltern hatten nie was dagegen, haben uns das ausprobieren lassen und uns immer ins Training gefahren.

Ihre bislang größte Weite?
Um die 140 Meter.

Bei Oberstdorf steht auch die Heini-Klopfer-Skiflugschanze, von der es sich mehr als 200 Meter weit segeln lässt. Wäre das was für Sie?
Das dürfen wir Frauen ja nicht. Aber Lust hätte ich schon, das mal auszuprobieren.

"Vorne mitzuhalten wird jedes Jahr schwieriger"

Wie ist das Verbot begründet?
Weil es zu gefährlich ist.

Ist es das?
Jein. Für alle wäre es schon zu gefährlich, für die besten Zehn oder 15 im Weltcup aber wohl kein Problem, da gefahrlos runter zu kommen.

Sie sind schon mit zwölf im Continental Cup gesprungen, mit 15 dann im Weltcup. Wie hat sich Ihr Sport seitdem entwickelt?
Es hat sich schon einiges getan: Wir haben deutlich mehr Wettkämpfe, auch von den Großschanzen, bei Großereignissen wie WM oder Olympia gibt es nun auch mehr Wettkämpfe, das gesamte Feld ist näher zusammen gerückt, was es schon schwierig macht, Jahr für Jahr vorne in der Spitze mitzuhalten.

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Sie stehen vor Ihren dritten Olympischen Spielen. Welche Medaille war schöner: Silber in Pyeongchang oder Gold mit dem Mixed-Team bei der Heim-WM in Oberstdorf?
Man kann Olympia und WM nicht gut vergleichen. Für mich sind Weltmeisterschaften cooler, weil da in der Regel Zuschauer sind und auch mal Freunde und Familie dabei sein können, was bei Olympia nicht so einfach ist. Klar war Silber in Pyeongchang ein besonderes Erlebnis, aber es fehlten halt die heimischen Zuschauer.

Auch in Peking wird so einiges fehlen. Kann man überhaupt von Vorfreude sprechen?
Ich freue mich trotzdem. Es ist trotzdem Olympia, es werden trotzdem Medaillen verteilt, und dafür gebe ich Gas und trainiere jeden Tag. An der Motivation wird es nicht scheitern.

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