Skifahren zu Weihnachten? - Ab ins Grüne
Es grünt so grün - doch in den bayerischen Bergregionen sehnen sich alle nach weiß. Zum Start der Hochsaison an Weihnachten fehlt in den meisten bayerischen Wintersportgebieten der Schnee.
München - Grüne Wiesen, Vogelgezwitscher und Temperaturen zum Teil bis 15 Grad. Frühling - könnte man fast meinen. Kurz vor Heiligabend ist von Winter am Alpenrand bisher kaum etwas zu spüren. Dabei sind die Weihnachtsferien hier die absolute Hochsaison.
"Es bleibt in Bayern mild bis zum ersten Weihnachtsfeiertag", sagt Paul Brüser vom Deutschen Wetterdienst. Für Dienstag erwarteten die Meteorologen in München 15 Grad, an Heiligabend gut 12 Grad. Der für den Neujahrstag geplante Weltcup-Parallelslalom im Münchner Olympiapark wurde wegen der ungewöhnlich hohen Temperaturen vom Skiweltverband FIS bereits vergangene Woche abgesagt. Am Freitag zelebrierte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) vor grüner Kulisse die Eröffnung zweier moderner, millionenteurer Sechser-Sessellifte mit Sitzheizung bei Bayrischzell sowie bei Lenggries.
Die Nullgradgrenze liegt in den Alpen weit über 2000 Metern, bei rund 2500 Metern. Die Lifte stehen vielerorts still. Auch die Schneekanonen können das nicht verhindern.
"Der Start ist spät. Das hätten wir uns natürlich anders gewünscht. Das ist nicht schön, aber auch nichts Außergewöhnliches", sagt Hannes Rechenauer, Sprecher des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS), der die Interessen von knapp 130 Seilbahn- und Liftbetreibern vertritt. Es handele sich bei dem verzögerten Saisonstart um ein Wetter- und nicht um ein Klimaphänomen.
Der VDS zitiert dazu gern eine noch laufende Studie des Innsbrucker Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung, der zufolge der Klimawandel bis 2050 nur geringfügig etwas an der Bedingungen zur Beschneiung in allen bayerischen Skigebieten ändern wird. Überraschenderweise ergab die Untersuchung laut Rechenauer auch, dass sich die Erwärmung auf die Monate April bis Oktober konzentriert. Damit bliebe just die Skisaison vom Klimawandel verschont.
Umweltschützer warnen angesichts der Erderwärmung seit langem vor dem Aufrüsten mit Schneekanonen. In 20 Jahren werden nach einer Studie im Auftrag Deutschen Alpenvereins (DAV) selbst mit Kunstschnee nur noch 50 bis 70 Prozent der bayerischen Skigebiete schneesicher sein.
Auch wenn in den Tälern von Winter nicht viel zu spüren ist: Weiter oben soll es am ersten Weihnachtsfeiertag auf den Pisten endlich losgehen. "Es ist geplant, dass an der ganzen Alpenkette zumindest im Bereich der Bergstationen Liftanlagen laufen sollen", sagt Rechenauer. Er ist zuversichtlich, dass Wintersportler bis zum Ende der Ferien noch voll auf ihre Kosten kommen. "Wir sind sehr optimistisch aufgrund der Wetterprognose." Nächste Woche würden in den Alpen teils zweistellige Minustemperaturen erwartet. Dann könnten die Schneekanonen endlich aus vollen Rohren Kunstschnee sprühen.
Diese Wintersportgebiete haben über Weihnachten geöffnet
Gerade zuletzt hat das Wetter die Beschneiung erschwert. "Wir haben eine Inversionslage: Am Berg ist es warm, im Tal kalt", sagt die Sprecherin der Zugspitzbahn, Verena Lothes. Ohne Kunstschnee hätten Skifahrer und Snowboarder noch weniger Möglichkeiten. Am Hausberg in Garmisch-Partenkirchen etwa können sie ein paar Schwünge ziehen - auf einer schmaleren Piste als sonst. "Hätten wir die Beschneiung nicht gehabt, wäre nicht einmal dieser Teilbetrieb möglich."
Von Dienstag an sollten am mit 2962 Metern höchsten Berg Deutschlands sieben von acht Liften laufen und zehn von zwölf Pisten geöffnet sein: "Für Freerider sind die Bedingungen auf der Zugspitze derzeit leider noch nicht optimal", warnt die Zugspitzbahn aber. Denn auch wenn es extrem wenig Schnee gibt, ist aufgrund des Schneedeckenaufbaus und nach Regenfällen die Lawinengefahr hoch.
Schnee hin oder her - viele Hotels sind über Weihnachten und Silvester voll ausgebucht. Die meisten Menschen planten diesen Urlaub langfristig jenseits der aktuellen Wetterlage, sagte der Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Ulrich Brandl.
Im Allgäu, in Oberbayern und im Bayerischen Wald haben sich die Touristiker nun Alternativprogramme ausgedacht: Fackelwanderungen, Nordic Walking, Kutschfahrten, Wellness-Sauna, Wildfütterungen und Kässpatzen-Schaukochen. "Das Wetter hat auch etwas Gutes - es wirkt wie ein Katalysator für die Entwicklung von Alternativen", sagt Thomas Bucher vom DAV. Genau das fordert der DAV seit langem.