Skandal um US-Schwimmer: Raubüberfall nur eine Lüge

Was ist US-Schwimmstar Ryan Lochte vor wenigen Tagen in Rio passiert? Laut seiner Aussage sind er und drei Teamkollegen an einer Tankstelle ausgeraubt worden. Nun verdichten sich Hinweise, dass alles nur erfunden ist. Die Schwimmer sollen sich daneben benommen haben.
von  dpa
Ryan Lochte: Hat er die Geschichte frei erfunden, um von seinem eigenen Fehlverhalten abzulenken?
Ryan Lochte: Hat er die Geschichte frei erfunden, um von seinem eigenen Fehlverhalten abzulenken? © dpa

Rio de Janeiro - Der vermeintliche Raubüberfall um US-Schwimmstar Ryan Lochte hat sich offenbar als große Lügengeschichte entpuppt und bei den Behörden für mächtig Ärger gesorgt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP vom Donnerstag sollen der sechsmalige Olympiasieger und seine drei Teamkollegen Jack Conger, Gunnar Bentz und Jimmy Feigen den Vorfall erfunden haben. Während Lochte bereits zurück in den USA ist, verweigert die brasilianische Polizei den restlichen drei Athleten die Ausreise. Das Trio will sich nun mit den Strafverfolgern treffen.

Hintergrund des Wirbels ist ein vermeintlicher Raubüberfall auf die US-Schwimmer an einer Tankstelle. Diese Version hatte für erheblichen Wirbel gesorgt und die Sicherheitsdebatte um die Rio-Spiele ordentlich angeheizt.

Die Sportler traten eine Toilettentür ein

Unter Berufung auf einen brasilianischen Polizisten hieß es jedoch, dass einige der vier Athleten am vergangenen Sonntagmorgen an einer Tankstelle nahe des Olympischen Dorfes zunächst die Tür einer Toilette eingetreten haben sollen. Anschließend sei ein Sicherheitsmann gekommen. Eine Waffe habe der Mann aber nie gezogen. Der Geschäftsführer der Tankstelle habe wenig später von den Schwimmern eine Entschädigung für die eingetretene Tür verlangt. Nach einer Diskussion hätten die Athleten bezahlt und seien weitergefahren. Zu dem Vorfall soll es ein Video geben. "Leider haben die Schwimmer eine Lüge nach der anderen erzählt", zitierte die "New York Times" am Donnerstag einen Polizisten, der das Video kennt.

Die Ungereimtheiten um den Überfall waren immer größer geworden. Der 32 Jahre alte Lochte hatte bereits Teile seiner Aussagen und Details relativiert. Dem US-Sender NBC News sagte der sechsmalige Olympiasieger am Mittwochabend, dass er und drei Teamkollegen überfallen worden seien, als ihr Taxi an einer Tankstelle gehalten habe. Zuvor hatte er erklärt, dass als Polizisten verkleidete Räuberdas Auto angehalten hätten. Zudem habe ein Täter ihm eine Waffe nicht direkt an den Kopf gehalten, sondern sie nur auf ihn gerichtet.

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Das Organisationskomitee hatte sich zunächst für den Vorfall entschuldigt, gab sich nach der neuesten Entwicklung aber nachsichtig. "Wir müssen verstehen, dass diese Burschen Spaß haben wollen. Sie stehen bei den Wettkämpfen unter gigantischem Druck", sagte Sprecher Mario Andrada ohne Groll. "Gebt den Jungs eine Pause. Manchmal macht du Sachen, die du später bereust. Sie sind großartige Sportler. Sie hatten Spaß, sie haben einen Fehler gemacht, das gehört zum Leben. Und das Leben geht weiter."

Ausreise aus Brasilien verweigert

Die Behörden haben den Vorfall indes ernster genommen. Conger und Bentz wurden an der Ausreise aus Brasilien in die USA gehindert und ihnen die Pässe entzogen. Mittlerweile seien beide von den örtlichen Behörden freigelassen worden, sagte Patrick Sandusky, Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees der USA, der AP. Auch Feigen plane demnach eine Aussage. Ohne Aussage dürften Conger und Bentz nicht ausreisen, ergäzte der Anwalt.

Lochte war zu dem Zeitpunkt bereits schon wieder in den USA. Die brasilianische Polizei will nun das FBI um Mithilfe bitten, um weitere Informationen von Lochte zu bekommen. Uneinheitliche Aussagen der Betroffenen hatten Fragen zu dem Überfall aufgeworfen.

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Conger und Bentz hatten mit Lochte Gold über 4 x 200 Meter Freistil gewonnen, Feigen ist Olympiasieger über 4 x 100 Meter Freistil. Der Vorfall hatte sich am frühen Sonntagmorgen auf dem Weg ins Olympische Dorf in Rio ereignet. Zuvor sollen die vier im französischen Olympia-Haus im Stadtteil Lagoa gewesen sein.

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