Schlimmer? Nimmer! Die Bilanz zu den Winterspielen in Peking
Peking - Nach den aus deutscher Sicht erfolgreichen Winterspielen hat auch die Bundeswehr ein positives Fazit gezogen.
56 der 149 deutschen Olympia-Starter stammen aus der Bundeswehr, 17 der 27 deutschen Medaillen holten Sportsoldaten. Für Andreas Hahn, Referatsleiter des Dezernats Sports im Streitkräfteamt, waren es daher "ganz besondere Winterspiele".
Das hat die Bundeswehr ja mal fein beobachtet! Ganz besonders waren diese Spiele in der Tat. Allerdings waren sie weder besonders schön, noch besonders winterlich - und besonders stimmungsvoll erst recht nicht.
Kaum war das olympische Feuer im Pekinger "Vogelnest" erloschen, kaum hatte IOC-Präsident Thomas Bach in bewährter Scheuklappen-Manier das Offensichtliche wieder erfolgreich ausgeblendet, da erhob sich auch schon der nächste Schwall an Kritik.
Obergföll: Peking hat eine Chance bekommen - und sie nicht genutzt
Ex-Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll, vor 14 Jahren bei Olympia in Peking mit Bronze dekoriert, appellierte an die Verantwortung des Internationalen Olympischen Komitees.
Das müsse sich die Frage gefallen lassen, warum es die Spiele an solche Länder vergibt. "Ich bin froh, dass die kommenden Spiele an Länder vergeben wurden, die die Demokratie leben", sagte die 40-Jährige.

China habe die Sommerspiele 2008 wohl auch erhalten, um eine Chance zu bekommen, die Lage zu verbessern, sagte Obergföll. "Und das ist ja in der Tat, so wie ich das zumindest verfolge, nicht passiert."
Lesser: "Peking war immer schlimmer"
Nun seien die Spiele erneut in ein Land vergeben worden, wo es "menschenrechtlich sehr, sehr kritisch zugeht", sagte Obergföll. Sportler würden mit der Auswahl konfrontiert, dürften sich aber politisch nicht äußern: "Da wird ein Riegel vorgeschoben."
Die Menschenrechtssituation in China, das Thema Nachhaltigkeit und die fragwürdige Rolle des IOC: All das beschäftigte viele Athleten. Noch in 50 Jahren werde er sagen können, so Biathlet Erik Lesser im Deutschlandfunk: "Leute, egal was gekommen ist: Peking war immer schlimmer."
Zwar hätten die Wettkämpfe olympischen Charakter gehabt, "aber das Menschliche hat komplett gefehlt", so Lesser: "Es war alles wie aus dem Reagenzglas gezaubert." Und die neue deutsche Winter-Rekordolympionikin Natalie Geisenberger stellte klar: "Auch für einen Weltcup würde ich nicht mehr nach China reisen."
Einmal in Fahrt bekamen bei Lessers Rundumschlag vor allem das IOC und dessen Präsident ihr Fett weg. "Ich bin einfach nur enttäuscht, dass Thomas Bach kritische Nachfragen einfach so wegwischt", monierte Lesser und legte gleich noch nach: "Dass die Olympischen Spiele unpolitisch sind, das ist ja völliger Quatsch." Er hätte sich "von einem Präsidenten mit ordentlich Rückgrat gewünscht, dass man schon ein paar kritischere Töne Richtung chinesische Regierung richtet".
"Gemischte Gefühle" bei DOSB-Präsident Weikert
DOSB-Präsident Thomas Weikert zog nach seinen ersten Olympischen Spielen als Verbandschef mit 27 Medaillen ein "sehr gutes" sportliches Fazit. Dennoch kommt auch er "mit gemischten Gefühlen zurück".
Weikert lobte die Organisation, die "freundlichen Volunteers" und die "unvergleichlich schönen Wettkampfstätten. Doch es stelle sich auf der anderen Seite das Problem der "Nachhaltigkeit. Wenn man sieht, was in den Berg hineingezimmert worden ist".
Zudem habe sich an der Menschenrechtssituation in China nichts geändert. "Sie ist problematisch", sagte Weikert. Nicht nur er dürfte froh sein, dass 2026 mit Mailand/Cortina nicht bloß eine Wintersportnation die nächsten Olympischen Spiele ausrichtet, sondern sie auch in einem demokratischen Rahmen stattfinden.
IOC-Chef Bach spricht von einer "unvergesslichen Erfahrung"
Während Bach bei der Schlussfeier von "tief empfundener Dankbarkeit" und einer "unvergesslichen Erfahrung" sprach, ließ der Verein Athleten Deutschland kein gutes Haar an der XXL-Veranstaltung in Peking.
Zwar hätten die Leistungen und sportlichen Erfolge der Athleten und Athletinnen "uns begeistert". Doch Sportler würden vom IOC "als Schauspieler in einem Theaterstück betrachtet", das er gemeinsam mit China aufgeführt habe.
Verein Athleten Deutschland macht sich für tiefgreifende Reformen stark
Es werde künftig, das forderten die Athleten Deutschland in einer Mitteilung, "rote Linien bei Vergabeentscheidungen geben müssen, deren Entscheidungskriterien auf Menschenrechtsstrategien fußen. Gigantismus muss glaubwürdigen Nachhaltigkeitskonzepten weichen." Man hoffe, dass die 24. Winterspiele in Peking "zumindest noch als Wendepunkt in der Geschichte des Sports eingehen können".
Der Verein macht sich für tiefgreifende Reformen im Weltsport stark. Es müsse eine "echte Gewaltenteilung einkehren, mit einer unabhängigen Schiedsgerichtsbarkeit und unabhängigen Aufsichtsorganisationen, die konsequent gegen Doping, Korruption und Missstände vorgehen und für den Schutz und die Rechte von Athlet/innen eintreten". Staaten und Sponsoren müssten ihre Finanzierung des Sports konsequent an die Umsetzung dieser Vorhaben knüpfen. Es gibt viel zu tun...