Kommentar

Diese Olympischen Spiele müssen das Ende einer Ära sein

Der Sportchef der AZ, Matthias Kerber, über die Zukunft der Olympischen Spiele.
Matthias Kerber
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Zàijiàn, Peking - auf Wiedersehen. Das waren sie also, diese Spiele. In Erinnerung bleiben die unverfälschten Emotionen der Athleten, die ihren olympischen Traum leben. Sie haben es verdient, dass diese Spiele stattfanden.

Mit einem Boykott aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in China hätte man nur einen politischen Kampf auf dem Rücken der Sportler ausgetragen, statt diesen vor der Vergabe auszufechten. Das wäre pharisäerhaft und unmoralisch zugleich.

Sport als Propagandamittel

Ins Gedächtnis eingebrannt sind auch die seelenlosen Augen der russischen Eiskunstlauf-Trainerin Eteri Tutberidse. Sie hält ihrem Schützling Kamila Walijewa (15), für die nach den Dopingvorwürfen vor den Augen von Millionen Zuschauern ihre kleine Welt durch eine Sturzorgie in tausend Scherben zerbricht, eine Standpauke.

Das passiert, wenn autokratische Systeme den Sport als Propagandamittel missbrauchen. Versagen und Schwächen des Einzelnen stellen dann vermeintlich ein Versagen, eine Schwäche des Systems dar.

Es braucht einen olympischen Wandel

Damit kommen wir dazu, dass diese Spiele hoffentlich das Ende einer Ära sind. Dass Olympia nicht die Bühne totalitärer Staaten sein darf, die sich ein menschliches Antlitz geben wollen. Das machen die Chinesen. Das machten die Russen, Gastgeber 2014 in Sotschi. Im Ukraine-Konflikt fällt gerade diese Maske der Rechtschaffenheit, der Humanität.

Es muss ein fundamentaler olympischer Wandel her. Weg von Gigantismus, von ökologisch verantwortungslosen Standorten, von Autokratie-Unterstützung. Das Motto der Spiele lautet "citius, altius, fortius - communiter" - schneller, höher, stärker - zusammen. Wenn kein Umdenken einsetzt, muss dieser Leitspruch um die Worte schamloser, größenwahnsinniger, verlogener, korrupter, unmoralischer ergänzt werden. So viel Ehrlichkeit sollte schon sein.

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7 Kommentare
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  • Kritischer Beobachter am 22.02.2022 09:23 Uhr / Bewertung:

    Auch wenn es nicht opportun ist: Der Kommentator wünscht sich genau das, was Olympia nicht sein soll: einen Kampf der Kulturen. Es ist ein Fest der Sportler, der unermesslichen Freude der Überraschungssieger, der Tränen derjenigen, die unterlegen sind. Man kann ein weltumspannendes Sportfest nicht veranstalten, wenn man nicht akzeptiert, dass in China oder Russland andere Verhältnisse herrschen, als in Westeuropa, Afrika oder Südamerika. Die nächsten beiden Austragungsländer haben zwar keine Probleme mit der Meinungsfreiheit, wohl aber hat Frankreich ein Rassismusproblem, wenn man z.B. die Banlieus von Paris betrachtet und an den Winterspielen in Italien wird nicht nur das IOC, sondern auch die organisierte Kriminalität (Mafia ua) gut verdienen. Solange die deutsche Wirtschaft im großen Stile Handel mit China betreibt, die deutschen Haushalte mit Gas aus Russland heizen, sollten wir aufhören zu verlangen, dass das IOC die Menschenrechtsprobleme löst.

  • Der wahre tscharlie am 22.02.2022 14:58 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kritischer Beobachter

    " Der Kommentator wünscht sich genau das, was Olympia nicht sein soll: einen Kampf der Kulturen."

    Das kann ich beim besten Willen aus dem Kommentar nicht herauslesen.
    Ich weiß ja nicht, was die Banlieus oder die italienische Mafia mit Olympia zu tun hat, ABER in China gehts um massive Menschenrechtsverletzungen. Um Umerziehungslager (Uiguren), deren kulturelle Wurzeln ausgelöscht werden sollen. Ganz zu Schweigen von der Todesstrafe.
    Gibt es in Frankreich/Italien Umerziehungslager? Nein! Gibt es dort die Todesstrafe? Nein!

  • Der wahre tscharlie am 21.02.2022 15:57 Uhr / Bewertung:

    "Wenn kein Umdenken einsetzt, muss dieser Leitspruch um die Worte schamloser, größenwahnsinniger, verlogener, korrupter, unmoralischer ergänzt werden. So viel Ehrlichkeit sollte schon sein."

    Das ist zwar richtig, aber ein Umdenken wird nicht stattfinden. Diese IOC-Oberen sind vom Geist einer Olympiade soweit weg, wie die Erde vom Mars. Das hat Philipp Neureuther in seiner Doku vor den Spielen eindrucksvoll gezeigt.
    Und Bach, der ja selbst mal Sportler war, ist einfach langsam unerträglich. Da redet er vor dem chin. Staatspräsidenten von friedlichen Spielen. Kann er ja, wenn China in der Zeit alle Kritiker weggesperrt hat.

    Und wieviel Geld hat das IOC eigentlich jetzt steuerfrei eingenommen, denn nach schweizer Recht zahlt das IOC keine Steuern.

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