Interview

Regina Halmich im Interview: "Álvarez und Golovkin hassen sich wirklich"

Saúl Álvarez und Gennady Golovkin steigen zum dritten Mal gegeneinander in den Ring. Box-Queen Regina Halmich spricht in der AZ über das Duell und ihre Rolle als Expertin bei einem großen Männer-Fight.
Matthias Kerber
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"Ich bin sicher, dass es wieder sehr hart, brutal und teilweise auch hässlich zugehen wird", sagt Expertin Regina Halmich über das dritte Duell zwischen Saúl Álvarez (l.) und Gennady Golovkin.
"Ich bin sicher, dass es wieder sehr hart, brutal und teilweise auch hässlich zugehen wird", sagt Expertin Regina Halmich über das dritte Duell zwischen Saúl Álvarez (l.) und Gennady Golovkin. © imago images/ZUMA Wire

AZ-Interview mit Regina Halmich: Die langjährige Weltmeisterin ist die erst zweite Deutsche, die in die Ruhmeshalle des Boxens aufgenommen wurde (nach Max Schmeling). Sie arbeitet als Expertin für DAZN und kommentiert dort den Kampf Álvarez gegen Golovkin.

AZ: Frau Halmich, in der Nacht auf Sonntag steigt der dritte Kampf der Box-Größen Saúl Canelo Álvarez und Gennady Golovkin und endlich fungiert mit Ihnen, der langjährigen Weltmeisterin und zweiten Deutschen in der Ruhmeshalle des Boxens, eine Frau als Expertin bei einem der großen Männer-Fights.
REGINA HALMICH: Zeit ist es geworden, man ist ja Expertin für den Sport, nicht für Männer oder Frauen (lacht). Zum Glück bewegt sich im Boxsport ganz generell gerade sehr viel, die Frauen-Kämpfe füllen die größten Arenen, sorgen für Einschaltquoten, da ist es nur ein logischer Schritt, dass dann auch ein Experte mal weiblich ist. Ich freue mich auf jeden Fall, dass dieser Reflex, dass man nur bei Frauenkämpfen angefragt wird, bald der Vergangenheit angehört. Der Streamingdienst DAZN geht eben in vielen Dinge neue Wege.

"Wenn Canelo seine Emotionen und sich selbst nicht im Griff hat, dann kann es sein, dass er seine Linie verliert. Hass ist immer ein schlechter Ratgeber", sagt Regina Halmich.
"Wenn Canelo seine Emotionen und sich selbst nicht im Griff hat, dann kann es sein, dass er seine Linie verliert. Hass ist immer ein schlechter Ratgeber", sagt Regina Halmich. © DAZN

"Es werden sich sicher in den Netzwerken einige Leute auslassen"

Gab es schon Kommentare, der Ewiggestrigen, die eine Frau nicht als Expertin bei den Männer-Fights sehen wollen?
Ins Gesicht hat mir das noch niemand gesagt ,und ich bin nicht dauernd in den sozialen Medien unterwegs, um festzustellen, ob jemand ein Problem mit mir hat. Aber klar ist es so, dass man bei einer Frau zwei Mal hinsehen und hinhören wird, ob sie einen Fehler macht, ob sie einen Schmarrn redet. Es werden sich sicher in den Netzwerken einige Leute auslassen, so ist das in der heutigen Zeit eben. Da mutieren manche ja gerne zu Internet-Rambos. Ich werde mich jetzt einfach auf meinen Sachverstand konzentrieren. Ich nehme jegliche sinnvolle und konstruktive Kritik an - und bin dafür dankbar, aber für Beleidigungen bin ich nicht zu haben. (lacht) Grundsätzlich bin ich froh, dass zu meiner Zeit als aktive Boxerin das Internet noch keine Rolle gespielt hat. Mit all dem als junge Frau, die schon gegen genug Widerstände ankämpfen musste, auch noch umgehen zu müssen, wäre sehr schwer gewesen, ja.

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Die ganz großen Box-Rivalitäten werden ja oft zu Trilogien: Muhammad Ali gegen Joe Frazier, Ali gegen Ken Norton, Sugar Ray Leonard gegen Roberto Duran, Evander Holyfield gegen Riddick Bowe, Arturo Gatti gegen Micky Ward, Tyson Fury gegen Deontay Wilder und nun Álvarez gegen Golovkin.
Drei Kämpfe, die die Fans faszinieren, das passiert eben nur zwischen den besten Fightern und sorgt für eine besondere Spannung. Da sind wirklich epische Schlachten dabei gewesen - und ich bin sicher, dass es zwischen den beiden wieder sehr eng, hart, brutal und teilweise auch hässlich zugehen wird. Die Abneigung ist real. Da ist nichts gespielt, anders als bei vielen Kämpfen, wo die angeblichen Animositäten dazu gehören, um den Kampf vermarkten zu können, hassen sich die beiden wirklich. Besonders Canelo ist vom Hass fast zerfressen. Ich denke, dass diese Emotionalität auch die große Chance für Golovkin ist. Wenn Canelo seine Emotionen und sich selbst nicht im Griff hat, dann kann es sein, dass er seine Linie verliert. Hass ist immer ein schlechter Ratgeber.

"Golovkin hat mit seinen 40 Jahren seine beste Zeit hinter sich"

Sie kennen Golovkin noch aus gemeinsamen Zeiten beim Boxstall Universum persönlich.
Stimmt. Er ist ein eigentlich ein ganz lieber, ruhiger, zuvorkommender Mensch, der aber im Kampf regelrecht explodiert, mit seinen so mitreißenden, offensiv-aggressiven Boxstil die Leute elektrisiert. Aber man muss auch sagen, dass er mit seinen 40 Jahren seine beste Zeit hinter sich hat, das hat man auch zuletzt gesehen, er hat nicht mehr ganz die Spritzigkeit, die Geschwindigkeit und da seine Deckung schon immer sehr, sehr offen war, wird es sehr schwer für ihn, gegen Canelo zu siegen. Mit dem Herzen bin ich ganz im Camp Golovkin, als Expertin denke ich, dass es ganz schwer für ihn wird, den Kampf zu gewinnen.

Und mit seinen 40 Jahren ist auch klar, dass er im Boxsport kein Zugpferd mehr für die Zukunft sein wird, also das Interesse, derer, die mit Boxen Geld verdienen an einem Sieg Golovkins gering ist.
So sieht es leider aus. Wenn man dann noch weiß, dass zwei der drei Punktrichter des zweiten Kampfes wieder im Einsatz sind, ist das noch offensichtlicher, denn die beiden würde ich jetzt nicht unbedingt dem Golovkin-Lager zuordnen.

"Ich glaube Canelo die Erklärung mit dem kontaminierten Rindfleisch nicht"

Wobei man den Sieg von Canelo im Rückkampf nicht als schreckliches Fehlurteil ansehen kann.
Nein, soweit würde ich auch nicht gehen, das Urteil konnte man so geben. Im ersten Kampf, der Unentschieden gewertet wurde, war für mich aber Golovkin vorne. Was mich aber wirklich beim Rückkampf geärgert hat, ist, dass es vor dem Kampf ja einen positiven Dopingbefund bei Canelo gegeben hat.

Auf das Kälbermastmittel Clenbuterol, er wurde für sechs Monate gesperrt.
Ja, ich glaube ihm die Erklärung, dass er in Mexiko kontaminiertes Rindfleisch gegessen hat, einfach nicht. Für mich war das einfach Doping und das ist für mich das Unfairste, was man im Sport machen kann. Gerade in einem Sport wie Boxen, der ja auch gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Da gibt es für mich auch keine zwei Meinungen.

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