Pesics Identitätskrise

Nach der deutlichen Niederlage der Basketballer des FC Bayern in Ludwigsburg kommen bei dem Coach Zweifel auf. „Die Frage ist, ob wir besser sind.“ Er wehrt sich gegen den Vergleich mit den Fußballern.
von  Julian Buhl
Unzufrieden mit der Gesamtsituation: Bayern Trainer Svetislav Pesic
Unzufrieden mit der Gesamtsituation: Bayern Trainer Svetislav Pesic © dpa

München - Svetislav Pesic passt eigentlich wie kein Zweiter zum Vereinsmotto des FC Bayern. Kaum jemand verkörpert das Mia san Mia derart, wie der Chefcoach der FCB-Basketballer. Mit den zahlreichen großen Erfolgen des 66-Jährigen, der im europäischen Basketball nahezu alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, kann niemand auch nur annähernd mithalten. Und dennoch befindet sich der Erfolgscoach derzeit mit seiner Mannschaft in einer Art Identitätskrise.

Verschärft wurde diese zuletzt durch die deutliche 74:93-Niederlage bei den Riesen Ludwigsburg, die damit die Playoff-Viertelfinalserie in Spiel zwei ausgleichen konnten. „Wir haben versagt“, sagte er nun vor dem richtungsweisenden dritten Duell am Samstag (20.30 Uhr) in München, „weil wir die Realität verloren haben.“

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Damit meinte er die Bewertung der tatsächlichen Stärke des Gegners. Seine Mannschaft habe sich möglicherweise von den deutlichen Siegen in der Liga (auswärts 100:71) und Spiel eins (daheim 97:80) zu einer fatalen Fehleinschätzung verleiten lassen, räumte Pesic ein und stellte umgehend klar: „Wir spielen gegen eines der besten Teams der Liga.“ Ludwigsburg sei „eine gut ausgebildete Mannschaft“, die die gesamte Saison über „eine sehr starke Defense und große Qualität beim Offensivrebound“ gezeigt habe.

Team hat gezeigt, was es kann

„Die Frage ist, ob wir besser sind“, sagte Pesic und beantwortete sie gleich selbst: „Ich glaube schon. Aber das müssen wir auch alle zeigen.“
Deshalb warte eine „neue Herausforderung, jetzt wo wir demoliert sind“. Sein Team habe trotz der Niederlage in „einigen Minuten unsere Qualität gezeigt. In den entscheidenden Momenten haben wir aber nur reagiert“, sagte er: „Wir waren frustriert, weil wir nicht getroffen haben. Dann verlierst du deinen Rhythmus. Das müssen wir aus diesem Spiel lernen.“

Dass sein Team dazu fähig ist, hat es in den vergangenen Jahren mehrfach unter Beweis gestellt. Auch im Meisterjahr 2014 verlor der FCBB nach einem 101:57-Sieg in Spiel eins das zweite Viertelfinale in Ludwigsburg 83:85. Vergangene Saison kassierten die Bayern in Frankfurt eine 69:93-Niederlage und verloren auch im Halbfinale die erste Auswärtspartie in Berlin deutlich mit 55:81. Alle drei Serien entschieden die Bayern am Ende dennoch für sich.

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Für das nun anstehende Schlüsselspiel der Best-of-five-Serie formulierte er nun klare Erwartungen an seine Mannschaft: „Wir müssen aggressiver sein und dürfen uns nicht erlauben zu reagieren, sondern müssen agieren und nicht so viel nachdenken.“

Wenn das nur mal so einfach wäre, so mitten in der bayerischen Identitätskrise, also jener Debatte, die Pesic nach der Partie in Ludwigsburg selbst eröffnet hatte. „Wir sind nicht der FC Bayern“, hatte er dort gesagt. Nun deutete er auf’s Vereinslogo auf seinem Trainingsanzug und sagte: „Das hilft nicht!“

Er verstehe zwar, dass „wir auch Bayern München repräsentieren“ und die daran geknüpften „besonderen Erwartungen“. Das Level der Fußballer einmal zu erreichen, sei „unser Maßstab und unser Ziel. Dieser Traum lebt.“ Aber: „Ich appelliere an die Öffentlichkeit, nicht die Realität zu verlieren und uns mit den Fußballern zu vergleichen“, sagte Pesic: „Es gibt keinen Grund, mit Arroganz aufzutreten.“ Mia san Mia klingt irgendwie ein bisschen anders. 

 

 

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