Pesic: "Wir schieben uns nicht in den Mittelpunkt"
Marko Pesic hat als Geschäftsführer und Sportdirektor bei den Basketballern von Bayern München heftige Kritik an seiner Personalpolitik einstecken müssen. Verständnis hat der frühere Nationalspieler dafür nicht.
München – Marko Pesic übernimmt keine Verantwortung für die ganze Aufregung. "Wir schieben uns nicht in den Mittelpunkt", sagt der Sportdirektor und bezieht sich dabei auf das große Interesse am Basketball-Projekt von Bayern München. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sei nun mal einfach "sehr hoch. Wir selbst können das für uns gut einschätzen", meint Pesic.
Schon seit dem Aufstieg vor zwei Jahren sind die Bayern ein Dauerthema rund um die Bundesliga, wegen ihres Namens und wegen ihrer Möglichkeiten. Nach der personellen Aufrüstung in diesem Sommer hat die Sache eine zusätzliche Dynamik erhalten. Die Titelchancen der Münchner waren noch nie so groß.
Lesen Sie hier: Der Druck des Favoriten
Die Bayern wollen, müssen aber nicht um jeden Preis Meister werden. Druck ist für Pesic kein Thema. "Druck entsteht durch Negativität, das spüren wir ganz sicher nicht", erklärt der 36-Jährige: "Was wir spüren, sind eine gewisse Anspannung und eine sehr große Vorfreude auf die Saison."
Gleich neun neue Spieler hat der Sohn von Trainer Svetislav Pesic geholt. Das Gesicht der Mannschaft hat sich total verändert. Deshalb gehe es erst einmal darum, dass das Team "zusammenfindet. Das wird sicher noch eine Zeit in Anspruch nehmen."
Vier Spieler sind von Alba Berlin gekommen, dem Ex-Klub des früheren Nationalspielers. Dafür gab es Kritik, Pesic musste sich unter anderem anhören, dass sein Scouting nicht gerade kreativ sei. Die Angriffe findet er nicht in Ordnung. "Was man ja immer vergisst bei dieser Diskussion: Wir haben keinen Spieler von irgendwo weggeholt", stellt Pesic klar: "Die Verträge sind ausgelaufen, und dann haben wir die Spieler geholt – wie es zum Beispiel Alba Berlin mit elf anderen Spielern auch gemacht hat."
Lesen Sie hier: Bryce Taylor: "Da ist eine große Zielscheibe auf unserem Rücken"
Die Bayern polarisieren, genau wie im Fußball. Pesic, seit Anfang des Jahres auch Geschäftsführer, bekommt das immer wieder zu spüren. "Es ist sehr interessant: Wenn man mit den Verantwortlichen der anderen Vereine spricht, dann hört man immer nur positive Dinge", beschreibt er die eine Seite der Medaille. Es gebe aber auch eine andere: "Deswegen wundert es mich, was man hört, wenn man Leuten den Rücken zudreht. Dann werden oft ganz andere Sachen und Geschichten erzählt."
München ist gut aufgestellt, aber für Pesic jr. nicht erster Anwärter auf den Titel. "Bamberg ist ein absoluter Topfavorit, sie gilt es zu schlagen". Auch seinen früheren Verein hat der langjährige Nationalspieler auf der Rechnung: "Alba ist eine sehr, sehr gut zusammengestellte Mannschaft. Sie versuchen jetzt nach dem Umbruch natürlich, ein bisschen unter dem Radar zu fliegen."
Die Kandidatenliste ist bei Pesic noch deutlich länger: "Ich glaube, es wird eine Saison, in der zum ersten Mal seit langer Zeit sieben oder acht Mannschaften um die Meisterschaft spielen werden. Teams wie Bayreuth oder Trier werden ganz sicher überraschen. Auch Hagen hat eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Da kann fast jeder jeden schlagen." Pesic hofft dennoch, dass die Bayern das letzte Saisonspiel gewinnen. Der Titel sei absolut machbar: "Klar, darauf arbeiten wir hin."