Olympia, Horn, Kandahar: Die Klassiker in Garmisch

Skifahren (fast) am Himmel der Bayern. Die Abendzeitung hat das Gebiet Garmisch Classic getestet. Das Ergebnis: vier von fünf AZ-Sternen.
von  Stephan Kabosch
Unten das Tal und ganz weit hinten München: Der Blick vom Start der Kandahar-Abfahrt.
Unten das Tal und ganz weit hinten München: Der Blick vom Start der Kandahar-Abfahrt. © SK

Garmisch-Partenkirchen - Vor das Skivergnügen hat der liebe Gott das Nadelöhr von Eschenlohe gestellt. Man sieht sie schon am Autobahnende, die Berge rund um Garmisch-Partenkirchen mit der Alp- und der Zugspitze. Doch es braucht schon noch ein bisserl Geduld, ehe man nach einer guten Stunde (bei wirklichem Stau entsprechend mehr) von München aus am Hausberg-Lift in der Marktgemeinde angekommen ist.

Parkplätze? Die Garmischer leisten sich ein Leitsystem. Tafeln mit grünen und roten Lämpchen weisen darauf hin, welche Parkplätze noch offen sind. Der „Hausberg“ leuchtet diesmal rot. Unter der Woche, an einem Donnerstag außerhalb der Ferienzeit? Darf doch wohl nicht wahr sein. Ist es aber, weil die Wiesen diesseits der Zugspitzbahn nicht wie zu den Stoßzeiten zu Parkflächen umfunktioniert worden sind.

Macht nichts. Nach einem fünfminütigen Fußmarsch ist die Talstation der Hausbergbahn erreicht. Gefühlte 3.500 Mal in den vergangenen 15 Jahren bin ich die Abfahrten des Garmisch-Classic-Skigebiets runtergebrettert. Ich kenne fast jede Bodenwelle zwischen Osterfelder und Kochelberg. Heute aber habe ich eine andere (Sonnen-)Brille auf - die des AZ-Skigebietstesters.

Drei Berge, 40 Kilometer Piste

Hausberg, Kreuzeck, Alpsitze – durch den Zusammenschluss dieser drei Nachbar-Erhebungen ergibt sich ein zusammenhängendes Skigebiet mit einer Pistenlänge von 40 Kilometern. Und weil die Garmischer über ein stattliches Arsenal an Schneekanonen verfügen, war hier oben schon während der andernorts grünen Weihnachten ein eingeschränkter Skibetrieb möglich. Jetzt aber, Mitte Februar, sind die Bedingungen nahezu ideal.

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Alle Abfahrten sind offen, darunter auch die „schwarze“ Horn - und die Kandahar, auf der wenige Tage zuvor noch die Weltcup-Läufer ins Tal gedonnert sind. Dementsprechend gut präpariert sind die Pisten, die Rennstrecken allerdings präsentieren sich anspruchsvoll hart für den Freizeit-Skifahrer. Der legt am Ende des Kandahar-Starthangs dann auch einen leichten Querschwung zur Entschleunigung ein, dort wo die Asse sogar noch Gas gegeben haben. Der Wahnsinn!

Ein bisschen Rennfahrerluft aber kann auch der Normalsterbliche schnuppern. BMW hat neben dem Kreuzwankl-Lift eine Riesentorlauf-Strecke anlegen lassen, individuelle Zeitnahme und Video inklusive.

Ein einzigartig schönes Panorama

Nach diesem kleinen sportlichen Wettstreit mit Unbekannten geht’s gemütlich mit der Gondel weiter zum höchsten Punkt dieses Ausflugs: die Bergstation der Alpspitzbahn auf 2050 Meter. Allein schon das Panorama auf den Ostalpen-Hauptkamm wäre den Tagesskipass von 42 Euro wert. Runter geht’s über die Osterfelder und die Hochalm. Und dann kommt er doch noch, der einzige mühevolle Ziiiiiiiiehweg mit abschließendem Anstieg hinauf zum Kreuzeck.

Zeit zum Einkehren. Drehmöser 9, Garmischer- und Bayern Haus, Schirmbar: die Auswahl an Hütten ist riesig. Ich entscheide mich für die Kreuzalm. Die Plätze in der Sonne sind begehrt, die Speisekarte umfangreich, die Preise sportlich fair. Der XXL-Speckknödel mit Sauerkraut kostet 6,50 Euro, das in Butterschmalz gebratene Wiener Schnitzel gibt es für 12,50, das „Kinder-Wiener“ für 7,50 Euro. Es ist halt ein Familien-Skigebiet, das Garmisch Classic.

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Das zeigt sich auch im „Kinderland“ am Hausberg. Ein Zauberteppich und drei Anfänger-Lifte fahren die Kleinen hinauf, gleich mehrere Skischulen sorgen dafür, dass die Kinder und die erwachsenen Skianfänger sicher durch ihre ersten Hütchen und Tore kommen. Auch die beiden Kinder des Autors haben hier ihre Entwicklung vom Ski-Zwergerl zur Sports-Kanone begonnen. Danke Ella, danke Paul! Es muss ein harter Job für euch Skilehrer gewesen sein.

Harter Job – davon kann bei diesem Skigebiets-Test keine Rede sein. Der Frühling macht Zwischenstation an diesem Tag, der Schnee wird allmählich weich, sulzig. Die perfekte Unterlage, um gegen Ende dieses Skitags noch zweimal die „Olympia“ hinunterzufahren. Da lässt es sich am unteren, flachen Abschnitt dahincarven, dass es eine reine Freude ist.

Fazit: Das Skigebiet Garmisch Classic bietet auf seinen 40 Pistenkilometern viel Spaß und Abwechslung. Hier kommen Anfänger, gemütlich fahrende Fortgeschrittene und sportlich Ambitionierte auf ihre Kosten.

Unsere Bewertung: Vier von fünf AZ-Sternen!


Entfernung München Zentrum – Garmisch Hausberg Talstation: 86 Kilometer

Anfahrtsdauer: ca.1 Stunde

Anreise: Autobahn: Auf der A95 bis Eschenlohe. Dann über die B2 bis Garmisch. Ziel: Olympiastraße 27, 82467 Garmisch-Partenkirchen.

Staugefahr: Am Wochenende am Autobahnende bei Eschenlohe (Hinfahrt) und Farchanter Tunnel bzw. Oberau (Rückfahrt)

Mit der Bahn: Kombiticket DB Regionalzug und Tagesskipass für 48 Euro. Infos zum Angebot gibt's hier.

Pistenkilometer: 40

Preise: Tagesskipass 42 Euro (Kinder 6 bis 15 Jahre: 23,50 Euro). Weitere Infos gibt’s hier

Schneehöhen: (23.02.2017): 45 cm (Tal), 45 cm (Berg)

Ausleih-Möglichkeiten: Zum Beispiel direkt an der Hausberg-Talstation. Komplette Skiausrüstung (Ski, Stöcke, Schuhe, Helm) für 33 Euro pro Tag.

Mit Kindern: Betreuung und Kurse bei zahlreichen Skischulen im „Kinderland“ und an der Talstation.

Après-Ski-Level: Hoch! Wer will, kann in Garmisch-Partenkirchen auch Party machen.

Extra: Für Skitourengeher gibt es eine perfekt angelegte Aufstiegsspur

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