Neureuther nach dem Unfall: "A Guada hoit's aus"

Nach Autounfall samt Schleudertrauma kämpft Felix Neureuther weiter um seinen Olympia-Traum. Mittwoch im Riesenslalom will er „nicht auf Biegen und Brechen“ starten. Seine Freunde machen ihm Mut.
von  T. Becker, M. Kerber
Der deutsche Ski-Star und Medaillenhoffnung Felix Neureuther ist in Russland angekommen.
Der deutsche Ski-Star und Medaillenhoffnung Felix Neureuther ist in Russland angekommen. © AZ-Montage | AZ-Screenshot/twitter.com/MarkusHarm

Nach Autounfall samt Schleudertrauma kämpft Felix Neureuther weiter um seinen Olympia-Traum. Im Riesenslalom will er „nicht auf Biegen und Brechen“ starten. Seine Freunde machen ihm Mut.

Sotschi - Felix Neureuther nahm auf dem Beifahrersitz Platz, als es vom Flughafen in Sotschi Richtung DSV-Quartier ging. Mit Männer-Cheftrainer Charly Waibel war Deutschlands bester Skifahrer am Schwarzen Meer gelandet. Um den lädierten Nacken trug er eine Halskrause, doch der Schalk blitzte wieder aus jedem Blick, wie bei einem Spitzbuben, der etwas ausgefressen hat. Zuhause wartet auf ihn ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Fahrerflucht.

Sein erster Spruch in Sotschi: „Wer weiß, wofür es gut ist“, sagte er in Anspielung auf seinen Autounfall am Freitagmorgen auf dem Weg zum Münchner Flughafen, bei dem er sich ein Schleudertrauma ein paar geprellte Rippen zugezogen hatte, „jetzt hat es mir noch mal den Kopf durchgeschüttelt, jetzt bin ich wieder klar in der Birne.“ Die Verletzung, die einem Felix Neureuther die gute Laune verdirbt, muss erst noch erfunden werden. Am Sonntag sagte er: „Der Unfall war krass. Was danach kam erst recht. Der Trubel bei Doppel-Olympiasieg kann nicht größer sein.“ Auch, wenn sein Bewegungsspielraum noch eingeschränkt ist, sagte er locker: „Ich habe schon mit schlimmeren Verletzungen Rennen bestritten.“

Am Mittwoch steht für Neureuther der Riesenslalom an, drei Tage später der Slalom. Ob und wann der 29-Jährige starten kann und in welcher Verfassung, ist unsicher. „Ich werde es nicht auf Biegen und Brechen probieren“, sagte Neureuther mit Blick auf den Riesenslalom. Die endgültige Entscheidung wolle er am Dienstag treffen.

Sein Schicksal liegt nun in den Händen von Martin Auracher, seinem persönlichen Physiotherapeuten. Seit „sechs, sieben Jahren", berichtete Auracher, sei die Zusammenarbeit der beiden intensiv. So eng, dass der Garmischer zuletzt täglich an den Schliersee fuhr, wo der Physiotherapeut seine Praxis hat.

Mannschaftskollegin Maria Höfl-Riesch setzt derweil auf die fast schon sprichwörtlichen Nehmerqualitäten des chronisch Verletzten. „Der Felix ist ein zäher Bursche, der steckt das schon weg“, sagte Höfl-Riesch, die den Vereinskameraden seit dem Kindergarten kennt.

Auch Eishockey-Nationalspieler Uli Maurer (EHC Red Bull München) drückt seinem Kumpel Felix die Daumen: „Für die ganze Schwarzmalerei gibt es keinen Grund. Der Felix ist ein harter Hund, der in seinem Leben schon viele schwere Situationen gemeistert hat. Er hat da eine gewisse Übung drin. Wie sagt man: A Guada hoit’s aus. Und der Felix ist ein Sauguter. Da muss man sich keine Sorgen machen. Der steckt das schon weg.“

Neureuther selbst gab sich vorsichtig optimistisch: „Wir haben sehr gute Therapeuten hier. Das war auch ein Grund, warum ich schon hergeflogen bin. Die werden mich sauber in die Mangel nehmen. Ich hoffe sehr, dass ich Mittwoch am Start stehe.“ Er musste jedoch zugeben: „Ich kann den Kopf nicht richtig bewegen, und die Wirbelsäule tut insgesamt weh, so wie es bei einem Schleudertrauma halt ist. Der Schock war natürlich groß, aber jetzt geht es mir ganz gut. Ich werde alles probieren, um Mittwoch am Start zu stehen. Der Traum ist nicht ausgeträumt.“
 

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