Nadine Nurasyid im AZ-Interview: "Ich habe mich durch Leistung bewiesen"
AZ: Frau Nurasyid, bei Ihren Cowboys sind die Vorbereitungen auf die neue Saison zu Ende. Am Samstag starten Sie im Dantestadion um 16 Uhr gegen die Marburg Mercenaries in die Saison. Es wird ihr erstes Spiel als neue Cheftrainerin der Cowboys. Wie groß ist die neue Aufgabe?
NADINE NURASAYID: Die Cowboys sind die Geburtsstätte meiner American-Football-Karriere, aber coachingtechnisch wollte ich mir nichts nachsagen lassen und mich woanders durchsetzen. 2019 bin ich zurückgekommen. Ich habe mich als Position-Coach bewiesen und bin dann über den Assistant zum Defense Coordinator aufgestiegen. Nach der vergangenen Saison bin ich als Nachfolgerin von Tony Moore zum Cheftrainer gemacht worden. Weil ich zuvor schon sportlicher Leiter war, habe ich zumindest auf strategischer Ebene schon viel mitgebracht.
Nadine Nurasyid: "Mir ist klar, dass es Wellen schlägt"
Sie sind als Frau nun der Stammeshäuptling von 60 Männern – ist das manchmal ein Thema?
Tatsächlich sind wir auf dem Papier sogar 180 Männer und 24 Coaches im ganzen Herrenbereich. (lacht) Bei uns intern ist das gar kein Thema. Ich habe mich durch Leistung bewiesen.
Pioniersarbeit.
Ja. Für mich ist das völlig normal. Mir ist aber klar, dass es Wellen schlägt und draußen Leute sind, die das cool finden. Manchmal müssen solche Dinge passieren, dass es nicht mehr ungewöhnlich ist.

Damit man bei Football und Frauen nicht nur an Cheerleader denkt – auch an Trainer.
Ganz genau.
"Ich habe mich gefragt: Wem kann das Spaß machen?"
Sie haben auch selbst gespielt. Ihre Liebe zum American Football haben Sie auf einem Acker in Garching entdeckt. Richtig?
Stimmt. Diese Geschichte habe ich bisher nie erzählt – aber das ist eine bleibende Erfahrung. (lacht) Ich hatte da schon bei den Ladies in der Halle mittrainiert und mein Freund hat versucht, mich zu coachen. Dann sind wir mit einem Bekannten auf einen Spielplatz in Garching gegangen und ich habe mir im ersten Mal im Leben den Helm aufgesetzt.
Und dann ging's los...
Der Bekannte hat mir ein paar Moves gezeigt. Ich habe mich gefragt: Wem kann das Spaß machen? Mir hat der Schädel gebrummt, mir sind die Tränen aus den Augen gelaufen und der Schnodder aus dem Gesicht geflogen, brutal. Aber ich habe mir gesagt: Das lasse ich nicht noch mal mit mir machen und ich bin jetzt besser als alle anderen.
Das war 2013, der unbedingte Wille brachte Sie voran. Drei Jahre später waren Sie schon in der Nationalmannschaft.
2015, also waren es zwei.
Ziel: Besser sein als letzte Saison
Nun startet Ihre erste Saison als Cheftrainerin der Cowboys. Was sind die Ziele?
Wenn man nicht in den German Bowl spielen wollen würde, bräuchte man gar nicht antreten. Wir wollen auf alle Fälle besser sein als letzte Saison.
Da waren Sie im Viertelfinale.
Ja. Und wir hätten gerne eine Playoff-Ansetzung zuhause.
Was macht den Stil der Cowboys aus?
Cowboys-Football ist Defense. Das war in den vorigen Jahren so und das zieht sich durch alle Abteilungen. Wir werden etwas hinzunehmen, aber: Never change a running system. Und um das zu übertreffen, brauchen wir ein offensives Feuerwerk. Wir haben darum jetzt viele Ressourcen in die Offense gesteckt, auch im Coaching.
Wie viele Spielzüge hat Ihre Mannschaft parat?
So 80 Spielzüge haben wir Minimum. Ein bisschen was müssen die Jungs schon lernen. Die Defense hatte das Glück, dass sie bei Garren Holley über Jahre das gleiche System gespielt haben. Anders in der Offense - die hatte immer wieder verschiedene Koordinatoren. Für sie ist es anspruchsvoller.
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