Interview

München darf sich Hoffnung auf weitere NFL-Spiele machen

Am Sonntag wird in der Allianz Arena zum zweiten Mal ein American-Football-Spiel ausgetragen. Vor der Partie sprechen Giants-Legende Markus Kuhn und Alexander Steinforth, Deutschland-Chef der NFL, über die Zukunftspläne der US-Liga.
Kilian Kreitmair,
Florian Weiß
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Plant schon die nächsten Spiele auf deutschem Boden: NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth.
Plant schon die nächsten Spiele auf deutschem Boden: NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth. © IMAGO

AZ: Herr Kuhn, Herr Steinforth, wie sehr freuen Sie beide sich bereits auf das München-Spiel der New York Giants gegen die Carolina Panthers?
MARKUS KUHN: Für mich ist es ein surrealer Moment. Dass sie in der Allianz Arena spielen, ist für mich der absolute Wahnsinn. Ich arbeite immer noch mit den Giants zusammen. Ich bin jede Woche vor Ort im Trainingszentrum und dass ich sie jetzt hier mit meiner Familie und meinen Freunden erleben kann, ist schon cool.

New York Giants haben Passstelle vor Munich Game eingerichtet

Freuen sich die Spieler genauso auf die Partie?
KUHN: Sie sind derzeit nicht so glücklich, weil sie mit zwei Siegen aus neun Spielen dastehen. Aber die meisten Spieler finden diese Erfahrung schon sehr cool. Nicht jeder Spieler hat immerhin die Option nach Europa zu kommen. Auch haben sie schon viel von München gehört. Tom Brady, der eigentlich schon alles erlebt hat, hat gesagt, dass das Munich Game eines seiner besten Football-Erlebnisse war. Das hat auch bei den Spielern Eindruck hinterlassen.

Wie haben sich die Giants auf die Partie vorbereitet?
KUHN: Ich war vor ein paar Wochen bei den Giants. Da haben sie eine eigene Passstelle in der Cafeteria eingerichtet. Dann haben die Jungs im Schnellverfahren Reisepässe bekommen.

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Giants und Panthers haben eine große Fanbase in Deutschland

Herr Steinforth, wie kam es, dass die Giants und die Panthers ausgewählt wurden?
ALEXANDER STEINFORTH: Das ist immer ein langfristiger Prozess. Wir schauen uns jetzt auch schon die Optionen für die nächsten Jahre an. Wir unterscheiden grundsätzlich immer zwischen dem Heim- und dem Auswärtsteam. Beim Heimteam müssen wir immer schauen, welche Division neun Heimspiele hat und deswegen eines aufgeben kann. Wir wollen aber auch mit Teams zusammenarbeiten, die internationale Marketing-Rechte haben. Das sind für Deutschland aktuell zehn Teams. Gleichzeitig haben wir Teams, die schon hier gespielt haben und sagen, sie wollen am liebsten einmal im Jahr in Deutschland spielen. Wir versuchen das aber immer gleich zu verteilen. Bei den Giants und den Panthers war es auch so, dass beide eine große Fanbase in Deutschland haben.

Herr Kuhn, gibt es bei Ihnen eine Verbindung zu München?
KUHN: Die NFL hat jedes Jahr ein Oktoberfestevent. Dort war ich in den letzten drei Jahren. Auch sonst gefällt mir die Stadt sehr gut. Wenn die Amerikaner an Deutschland denken, denken sie, alles wäre München. Also nach dem Motto: Alle trinken Bier und haben Trachten an.

Steinforth über Zukunftspläne: "Ich bin im Austausch mit der Stadt und dem FC Bayern"

Ist es auch ein Grund, wieso man sich für den Standort München entschieden hat?
STEINFORTH: Der Startpunkt ist, dass wir schauen, welche Stadt für das Wachstum des Football und der NFL geeignet ist. Bei München hat die Kombination gepasst. München ist eine tolle Stadt, hat ein tolles Stadion und wir haben mit dem FC Bayern einen tollen Partnerverein. Es spielt auch mit rein, dass das weit verbreitete Bild von Deutschland, das Markus Kuhn angesprochen hat, sehr gut ins Storytelling passt.

Sie wirken sehr zufrieden mit München. Wird es in den nächsten Jahren noch mal ein Munich Game geben?
STEINFORTH: Wir haben uns am Anfang für zwei Spiele in München und zwei Spiele in Frankfurt entschieden. Diese Spiele sind jetzt am Sonntag alle gespielt. Wir haben aber nach den Reaktionen im ersten Jahr schnell die Köpfe zusammengesteckt und gesagt, wir müssen langfristig in Deutschland bleiben. Wir werden auch nach dem Jahr in Deutschland Spiele ausrichten und München ist einer unserer ersten Ansprechpartner. Ich bin gerade im Austausch mit der Stadt und dem FC Bayern. Wir haben aber auch ein verstärktes Interesse von anderen Städten. Wir sind zuversichtlich, dass wir noch Ende diesen oder spätestens Anfang nächsten Jahres etwas verkünden können.

Giants-Legende Markus Kuhn beim Fassanstich im Münchener Hofbräuhaus.
Giants-Legende Markus Kuhn beim Fassanstich im Münchener Hofbräuhaus. © NFL/RTL

Trotz Horror-Bilanzen: Kuhn und Steinforth glauben an spektakuläres Spiel

Herr Kuhn, was war Ihre erste Reaktion, als die Entscheidung stand, dass Ihr Ex-Team in Deutschland spielt?
KUHN: Ich war eifrig dahinter, dass sich die Giants für ein internationales Spiel bewerben. Sie haben sich damals noch dagegen entschieden. Anfang des Jahres haben sie dann gesagt, wir sind dabei. Das hat mich gefreut. Und dass sie im ersten Jahr auch noch in Deutschland spielen, ist für mich unglaublich. Das ist ein Traum, der für mich in Erfüllung geht.

Carolina und New York sind keine Teams mit großen Stars, auch stehen sie in der Liga mit je sieben Niederlagen aus neun Spielen da. Hat man Angst, dass der Marketing-Effekt deutlich geringer ist als in den Vorjahren?
STEINFORTH: In der NFL kann immer alles passieren. Das schlechteste Team des Vorjahres kann im nächsten Jahr im Super Bowl stehen. Deswegen ist das per se schwer vorherzusagen, welche Teams gut in die Saison starten. Wenn man auf die letzten Wochen schaut, haben die Teams aber besser gespielt, als es die Ergebnisse zeigen. Auch freut sich der Großteil der Deutschen einfach, dass die NFL da ist.
KUHN: Im letzten Jahr haben sich die Amerikaner beschwert, dass das vielleicht beste reguläre Saisonspiel in Deutschland stattfand, als die Kansas City Chiefs gegen die Miami Dolphins gespielt haben. Dieses Jahr ist es so, dass beide Teams mit einer 2:7-Bilanz dastehen. Auf der anderen Seite ist es nicht so, wie wenn man in der Bundesliga den Fünfzehnten gegen den Sechszehnten spielen lässt. Wegen des Salary Caps sind die Kader relativ gleich aufgebaut. Die Athleten, die wir am Sonntag sehen, sind auf dem gleichen Level, weil sie alle gleich bezahlt werden.

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Kuhn über Giants-Star: "Lawrence bewegt sich wie eine aggressive Ballerina"

Auf welchen Spieler sollten die Zuschauer achten?
KUHN: Auf meiner ehemaligen Position, der Defense-Tackle-Position, haben die Giants mit Dexter Lawrence einen unglaublichen Athleten. Der Mann ist über zwei Meter groß und wiegt über 160 Kilo. Er bewegt sich aber wie eine aggressive Ballerina. Was er für Sachen mit erwachsenen Männern in der NFL macht, ist komplett verrückt. Auf Panthers-Seite würde ich auf Bryce Young achten. Er wurde sehr früh gedraftet. Für ihn ist es ein Schicksalsjahr. Man will sich als Spieler als internationale Marke etablieren. Deshalb will man in so einem Spiel besonders Gas geben.

Vor zwei Jahren war das Thema Rasen sehr groß. Der Platz war den NFL-Profis zu weich. Wie wird in diesem Jahr damit umgegangen?
STEINFORTH: Die Anforderungen sind beim Fußball einfach anders als beim Football. Wir spielen mit Spielern, die ganz andere Gewichtsklassen haben. Der FC Bayern hat sich in Absprache mit uns jetzt für einen Hybridrasen entschieden. Deswegen sind wir guter Dinge, dass es auch vom Platz her ein gutes Spiel werden kann.

Mit ihm ist nicht zu faxen: Giants-Ballerina Dexter Lawrence.
Mit ihm ist nicht zu faxen: Giants-Ballerina Dexter Lawrence. © IMAGO

In Tradition vereint: NFL und Bayern haben zahlreiche Gemeinsamkeiten

Was ist typisch bayerisch und lässt sich auf die NFL übertragen?
STEINFORTH: Beide sind traditionsbewusst. Die NFL ist als Liga auch schon über 100 Jahre alt und stellt die Historie in den Mittelpunkt. Alles was heute passiert, passiert respektvoll im Umgang mit der Vergangenheit. Das ist in München ähnlich.
KUHN: Ich finde auch, das Freundschaftliche und Familiäre zeichnet München aus. Man geht in Wirtshäuser und sitzt mit fremden Leuten am Tisch. Das erlebt man auch in den NFL-Stadien, gerade bei den Spielen in Deutschland. Man sieht verschiedenste Trikots. Dadurch hat man eine sehr familiäre Atmosphäre. 

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  • Der Münchner am 10.11.2024 09:42 Uhr / Bewertung:

    Oje, noch mehr USA!

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