Lob für Höfl-Riesch: "Eine erste Wahl mit Stern"
Maria Höfl-Riesch trägt die deutsche Fahne ins Stadion. „Da geht ein ganz großer Traum in Erfüllung“, sagt die Ski-Queen. Von dem sie nur erfuhr, weil sie ihr Handy nicht ausschalten konnte.
Sotschi - Der Regulierungswahn des IOC hat doch was Gutes. Wie alle anderen Olympioniken hat Maria Höfl-Riesch ein Smartphone vom Olympia-Sponsor Samsung bekommen. Wo käme das IOC denn hin, wenn die Athleten im Siegestaumel daheim anrufen oder die Feier filmen würden – und das Logo ihres privaten Smartphone-Herstellers werbeträchtig im TV erstrahlen würde?
Weil Höfl-Riesch aber nicht genau wusste, wie man das neue Smartphone ausschaltet, ließ sie es einfach an, als sie Mittwoch ins Bett ging – und sorgte so selbst für eine noch angenehmere Nachtruhe. Kurz vorm Einschlagen klingelte das Handy: Dran war Michael Vesper, Chef de Mission der deutschen Mannschaft. Und er verkündete die frohe Nachricht: Maria Höfl-Riesch wird die deutsche Mannschaft am Freitag als Fahnenträgerin ins Stadion führen.
„Für sowas nimmt man auch nach Zehn gerne das Handy in die Hand“, erzählte sie am Donnerstag mit einem strahlenden Lächeln. „Es ist einfach unglaublich, vorne weg marschieren zu dürfen. Da geht ein ganz großer Traum in Erfüllung. Ich bin sehr, sehr stolz.“
Vesper erklärte die Wahl für die Partenkirchenerin so: „Ich bin sicher, das ganze Team wird sich gerne hinter ihr und der Fahne versammeln“, sagte er zur Wahl „aus vollem Herzen“. Es gehe nicht nur um Kriterien wie Erfolg und Verfügbarkeit. „Vor allem möchten wir unser Bild als Mannschaft in die Menschen in Deutschland bringen.“
Optisch ist die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver zumindest schon mal bestens vorbereitet: Maria hat sich die Fingernägel mit den deutschen Farben Schwarz, Rot, Gold und den olympischen Ringen bemalt. Spätestens nach der Eröffnungszeremonie wird also die ganze Welt Marias Fingernägel kennen, die sie am Donnerstag schon nach der Pressekonferenz bereitwillig in jede Kamera hielt.
Der Nominierung Höfl-Rieschs war ein wenig Aufregung innerhalb der deutschen Mannschaft vorausgegangen. Am Mittwoch hatte erst Evi Sachenbacher-Stehle, dann Andrea Henkel abgesagt. Die Biathletinnen galten neben Höfl-Riesch und Eisschnellläuferin Claudia Pechstein als Favoritinnen. Henkel wollte es nicht machen – mit Verweis auf die Reisestrapazen.
Dabei war für die deutsche Teamleitung die viel diskutierte Fahnenträger-Kür schon länger eine klare Sache. „Maria war von Beginn an Favoritin“, berichtete DOSB-Präsident Alfons Hörmann. „Es ist eine erste Wahl mit Stern.“
Zwei Wochen haben sich die DOSB-Oberen mit dem Thema beschäftigt, bis in Sotschi einstimmig die endgültige Entscheidung fiel. „Wir hatten zwölf Personen in der engeren Auswahl“, erklärte Hörmann. Auch Pechstein habe zu den Kandidatinnen gehört. Mit fünf Olympiasiegen ist sie immerhin Deutschlands erfolgreichste Sportlerin bei Winterspielen. Nach dem Wirbel um ihre Sperre wegen erhöhter Blutwerte, die sie auf eine vererbte Anomalie zurückführt, hätte ihre Kür wohl für viel Unruhe gesorgt.
Pechstein beglückwünschte Höfl-Riesch fair: „Ich habe schon vorher gesagt, dass der DOSB eine würdige Fahnenträgerin finden wird“, sagte die 41-Jährige. „Genau das ist jetzt geschehen. Ich Freude mich sehr für Maria und wünsche ihr eine tolle Eröffnungsfeier.“
Die Spiele von Sotschi, die ohnehin Marias Spiele werden sollen – sie gilt außer im Riesenslalom bei jedem Alpin-Wettbewerb zumindest als Mitfavoritin und würde mit einer Gold-Medaille mit Katja Seizinger gleichziehen – sie mögen beginnen.