Kugelstoßen: David Storl trennt sich von Erfolgstrainer Sven Lang

Kugelstoß-Star David Storl hat sich nach der WM-Pleite von seinem langjährigen Trainer Sven Lang getrennt. Die Verpflichtung des umstrittenen Mentalcoaches Matthias Große hat wohl entscheidend zur "Scheidung" beigetragen.
Köln/Chemnitz - David Storl "möchte neue Wege gehen", Sven Lang vermisste "Vertrauen und Ehrlichkeit": Nach mehr als einem Jahrzehnt hat sich das Erfolgsgespann des deutschen Kugelstoßens getrennt.
Zwei Wochen nach Storls WM-Debakel in London gab der Sachse seinem langjährigen Trainer und Vertrauten den Laufpass. Zwei Welt- und drei Europameister-Titel hat das Gespann zusammen gefeiert, nun fehlt die gemeinsame Basis.
"Ich möchte neue Impulse setzen, weil ich bei Olympia oder Weltmeisterschaften wieder auf dem Podium stehen möchte", äußerte sich der 27 Jahre alte Storl am Montag in der Chemnitzer Freie Presse recht diplomatisch. Die Trennung sei keine Kurzschlussreaktion und auch keine Konsequenz des enttäuschenden zehnten Platzes in London gewesen.
"Ich habe mir schon die letzten zwei Jahre Gedanken gemacht", sagte Storl, am Sonntag beim Diamond-League-Meeting in Birmingham noch Vierter. Wer ihn künftig betreuen wird, bleibt zunächst offen. Lang wollte "zu den Hintergründen nichts sagen und auch nicht nachtreten", ließ aber durchaus große Enttäuschung durchblicken.
"Es gab in den letzten Wochen Sachen, bei denen Vertrauen keine Rolle mehr gespielt hat", sagte der 55-Jährige, der Storl als 16-Jährigen übernommen und in die Weltklasse geführt hatte. Eine konstruktive Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich, eine Trennung damit das Beste gewesen.
Demonstrativ selbstbewusst?
Eine große Rolle beim Bruch zwischen Erfolgsathlet und Erfolgstrainer dürfte gespielt haben, dass Storl den umstrittenen Matthias Große als Mentalcoach ins Team geholt hatte. "Das würde ich nicht dementieren", sagte Lang.
Die Verpflichtung des Lebensgefährten der Eisschnelllauf-Ikone Claudia Pechstein, der durchaus gewöhnungsbedürftig im Umgang ist, war zum größten Teil an Lang vorbeigelaufen und stieß auch auf wenig Gegenliebe.
Storl solle nicht mehr der liebe David sein, sondern "böse" werden und auftreten, hatte ihm Große vor der WM eingeimpft. Es wirkte beim fahrigen Auftritt in London, als sei das gezielte Bemühen um demonstrativ selbstbewusstes Auftreten nach hinten losgegangen, auch wenn Storl beteuerte: "Das war kein mentales Problem, sondern eine technische Katastrophe."
Platz sieben bei Olympia in Rio, Zehnter bei der WM: Storl hat sich vom Wunder- zum Sorgenkind entwickelt. Nach dem märchenhaften Aufstieg des gebürtigen Rochlitzers, der 2011 in Daegu jüngster Kugelstoß-Weltmeister der Geschichte geworden war und seinen Titel zwei Jahre später in Moskau erfolgreich verteidigt hatte, ging es zuletzt in die Gegenrichtung, freilich auch weil Storl immer wieder mit Verletzung zu kämpfen hatte.
Lang wird nun mehr Zeit haben, mit Ex-Weltmeisterin Christina Schwanitz auf deren Comeback nach der Babypause hinzuarbeiten. Mit Storl wird er als Bundestrainer Kugel freilich weiter zu schaffen haben. Dies werde "auf einer professionellen Basis" funktionieren, meinte Lang.
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