Kühnhackl: „Die beste deutsche Mannschaft seit langem!“

AZ: Herr Kühnhackl, während es in den letzten Jahren zur WM regelmäßig Absagen der deutschen Stars nur so hagelte, hat Neu-Bundestrainer Marco Sturm die Qual der Wahl, da erscheint das Ziel Viertelfinale, das er ausgegeben hat, nicht unrealistisch.

ERICH KÜHNHACKL: Ganz sicher nicht. Wenn man ein bisschen Glück hat, dann ist vielleicht sogar noch ein bisschen mehr drin, als sich der Marco ausmalt. Und Glück kann man bekanntlich auch erzwingen. Wenn man immer 110 Prozent gibt, dem Gegner sein Spiel und seinen Willen aufdrängt, dann springt der Puck auch öfter mal zu einem der unseren Spieler. Und diese Mannschaft hat die Fähigkeiten und die Mentalität dazu. Ich habe in der Vorbereitung auf diese WM einige Spiele unserer Nationalmannschaft gesehen und ich muss sagen, ich bin von der Spielstärke beeindruckt. Man kann ohne jede Übertreibung sagen: Das ist die beste deutsche Mannschaft seit langem. Seit sehr Langem.

Mit Sturm scheint ein bisschen eine Aufbruchstimmung im deutschen Eishockey eingekehrt zu sein.

Es ist sicher so, dass man ihm mit sehr viel Respekt begegnet. Er hat als Spieler eine so lange, eine so erfolgreiche Karriere in der NHL gehabt, er hat alles auf dem Eis erlebt, aber auch außenrum so vieles in sich aufgenommen, was ihm jetzt zu Gute kommt. Marco hat eine sehr ruhige Art, aber er hat eine Art, mit der er an die Mannschaft herankommt. Ich sprach vorher die nötigen 110 Prozent an, er ist ein Trainer, der sie aus der Mannschaft herausholen kann. Im Moment tut sich im deutschen Eishockey einiges. Die höchste Liga DEL und der Verband DEB arbeiten jetzt zusammen, während man früher schon den Eindruck hatte, dass dem nicht so ist. Man hat jetzt einen gemeinsamen Weg bestritten, der gut ist. Und das Gute ist: Wenn man erst einmal diesen ersten gemeinsamen Schritt gemacht hat, dann hilft man sich bei den Hindernissen und Hürden, die sicher noch kommen werden, auch leichter, weil man eben ein gemeinsames Ziel hat.

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Diese Entwicklung ist auch dringend notwendig, denn im kommenden Jahr steht ja die WM an, die von Deutschland und Frankreich zusammen ausgetragen wird.

Das stimmt. Auch deswegen ist das Bild, das die Nationalmannschaft auf dem Eis und auch daneben abgibt so wichtig. Aber wir sollten jetzt erst einmal diese WM spielen und genießen und dann das nächste Ziel angehen. Aber mit der WM jetzt, der Olympiaqualifikation danach und dann der Heim-WM stehen große und großartige Aufgaben an. Es darf nicht noch einmal passieren, dass Deutschland bei Olympischen Winterspielen im Eishockey nicht vertreten ist, das war 2014 sicher ein Tiefpunkt.

Wie wichtig ist es für das Team, dass mit Rieder, mit Holzer, mit Draisaitl und Ehrhoff vier Spieler aus der NHL auch bei dieser WM dabei sind.

Mei, natürlich hilft es, wenn ein Typ wie der Ehrhoff, der so viel erlebt hat, dabei ist. Für nicht wenige, die mit ihm jetzt spielen werden, ist er ein Vorbild. Aber auch das Niveau der deutschen Spieler in der DEL hat sich verbessert, was ein Patrick Reimer zeigt, ist wirklich toll. Es sind die besten Spieler dabei. Die Erfahrungen, die ein Spieler in der NHL gemacht hat, sind unbezahlbar.

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Ihr Sohn Tom steht da mit Pittsburgh noch in den Playoffs.

Das ist für ihn das Größte, ich bin sehr stolz auf ihn. Ich war gerade erst drüben, habe mir Spiele von ihm live angeschaut, wenn es noch weitergeht, fliege ich wieder rüber und unterstütze ihn vor Ort. Das ist ein Traum.