Kira - Allein zu Haus: Das einsame Heimspiel auf der Kandahar
Garmisch-Partenkirchen - Applaudieren im Stehen oder Sitzen? Egal, sollte man meinen, Hauptsache Jubel. Aber so einfach ist das nicht in Pandemiezeiten.
Wenn am Wochenende die weltbesten Abfahrerinnen die Kandahar in Garmisch runterdonnern, wird der Jubel im Ziel vom Band kommen, nicht von 10.000 Fans, die bei Veranstaltungen nun wieder erlaubt sind. Allerdings müssen die qua Verordnung sitzen.
So kurzfristig eine Tribüne in den Zielraum zaubern: Das schafft nicht mal der engagierteste Veranstalter. Abgesehen davon, dass es sich nicht rechnet, wie OK-Chef Florian Fischer sagt, der nun auf die Männer-Rennen Ende Februar hofft.
Jubel in Corona-Zeiten: LED-Elemente spielen individuell angefertigte Grafiken ein
Doch Not macht ja erfinderisch, und so haben sich die Bewerber für die Ski-WM 2027 etwas einfallen lassen: Erstmals bei alpinen Damen-Rennen sind im Ziel eine 40 Meter lange und ein Meter hohe LED-Bande sowie ein fünf Meter hohes LED-"K" (wie Kandahar) installiert.
Die LED-Elemente spielen individuell angefertigte Grafiken für die jeweilige Athletin ein. Die Idee: In Interaktion mit den Sportlern treten, für besondere, emotionale Fernsehbilder sorgen. Und die Siegerehrung wird ein Roboter namens "Garmi" übernehmen, vorbildlich kontaktfrei.
Keine Zuschauer: schon blöd, klar. Aber: Wegen wem außer Kira Weidle hätten sie kommen sollen? Super-Star Mikaela Shiffrin? Nicht am Start. Klassenprimus Sofia Goggia? Fehlt nach ihrem Sturz in Corina verletzt. Die Besten nach ihr heißen Ramona Siebenhofer und Breezy Johnson, was kaum einen Garmischer hinterm Ofen hervorlocken dürfte. Und die Deutschen? Tja.
Heim-Weltcup in Garmisch: Kira Weidle - und dann lange nichts
64 Läuferinnen gingen beim jüngsten Riesenslalom-Weltcup an den Start - darunter keine einzige Deutsche. Beste DSV-Fahrerin in der Gesamtwertung des Riesentorlaufs, der als Basis für alle alpinen Disziplinen gilt: Marlene Schmotz, Platz 50, drei Punkte. Dahinter kommt nur noch eine Athletin, die weniger Punkte hat. Im Super-G sieht es nicht viel besser aus: Kira Weidle ist auf Platz 23 die einzige Deutsche, die Punkte einfahren konnte. Ein ähnliches Bild in der Abfahrt: Weidle auf Platz sieben, dahinter gähnende Leere, nada, niemand, nix.
Beim ersten Abfahrts-Training am Donnerstag gingen 43 Damen an den Start, die deutschen Farben trug mal wieder nur - genau: Frau Weidle. Der DSV teilt dazu mit: "Plus eventuell eine weitere Starterin nach Ergebnissen der Europacup-Rennen in St. Anton."
Dort landete der Nachwuchs auf den Rängen zwölf (Carina Stuffer), 15 (Nadine Kapfer), 22 (Sophia Eckstein), 24 (Anna Schillinger), 30 (Katrin Hirtl-Stanggassinger), 33 (Luisa Klapprott), 35 (Kim Marschel), 43 (Antonia Kermer), 48 (Ronja Wiesler) und 50 (Katharina Huber). Ob das für einen Startplatz beim Heim-Weltcup langt?
DSV-Alpinchef Wolfgang Maier vor Olympia: "Uns wird nichts geschenkt"
Alpinchef Wolfgang Maier hat diese bedenkliche Entwicklung schon oft beklagt, doch kurz vor Olympia muss er über andere Dinge sprechen: die Medaillenchancen in Peking.
Zwei Mal Edelmetall hält er für "machbar", warnt aber seine elf Athleten (drei Frauen, acht Männer), dass Olympia nach der starken WM 2021 mit dreimal Einzel-Silber und einmal Bronze im Team kein Selbstläufer werde: "Lebt nicht in der Illusion, dass die Dinge von allein passieren!"

Bei der WM in Cortina d'Ampezzo hätten "die Dinge saugut gepasst, aber das wird keine Serie". Es sei "harte, gezielte Arbeit" erforderlich: "Uns wird nichts geschenkt."
Schladming-Sieger Linus Straßer lässt hoffen
Vor allem die zuletzt schwachen Leistungen des fünfköpfigen Speed-Teams der Männer bereiten Kopfzerbrechen. Maier vermisst die letzte Risikobereitschaft. Mit Blick auf die verpatzte Generalprobe in Kitzbühel sagte er: "Wir sind besser, als wir da den Berg runtergefahren sind."
Hoffnungen machen Schladming-Sieger Linus Straßer, Slalom-Ass Lena Dürr und natürlich Kira "Allein zu Haus" Weidle. Das Rezept für den Medaillen-Coup in Peking hat Maier auch: "Du musst am Schluss einfach eine coole Sau sein und sagen: 'Ich brenne da runter, ist mir wurscht, was da los ist'."
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