Kanonen und Wellness! Wer braucht da noch Schnee?

Grünbraune Hänge statt weißer Pracht: Auch heuer sieht es in vielen Skisportregionen in den Alpen wieder so aus. Doch vielerorts ist man für die Klimaveränderung längst gewappnet.
Matthias Röder, Sabine Dobel, Christine Schultz |
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Auch die Langläufer - wie hier im Tiroler Skiort Seefeld - gewöhnen sich langsam an das Grün um sie herum.
Hartmut Reeh (dpa) Auch die Langläufer - wie hier im Tiroler Skiort Seefeld - gewöhnen sich langsam an das Grün um sie herum.

München - Weihnachtsferien in den Bergen – und wieder einmal gibt es kaum Schnee. Doch Frust und Langeweile kommen bei Tourismus-Experten und Wintergästen deshalb nicht auf. Viele Urlaubsregionen in Österreich und Bayern sind mittlerweile gut vorbereitet auf schneearme Winter. Seit Jahren investieren sie kräftig in Alternativen – von der künstlichen Beschneiung bis hin zu Wellness- und Kulturangeboten.

Über mangelnde Buchungen oder gar Stornierungen können sie sich nicht beklagen: Sowohl Österreich als auch Bayern rechnen mit mehr Gästen und Übernachtungen in der laufenden Wintersaison. So hat Jutta Griess, Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes in Garmisch-Partenkirchen, keinen Buchungsrückgang registriert. „Wir sind Gott sei dank eine Ganzjahresdestination. Wir sind relativ gut aufgestellt und können Alternativen schaffen.“ Wellness und Wandern lockten auch ohne weiße Pracht – „und wenn Schnee liegt, ist es halt Schneeschuhwandern“.

Schneebericht: Nach Silvester kommt die weiße Pracht

Die Gäste seien trotz Schneemangels keineswegs unzufrieden. Sie hätten viel Sonnenschein gehabt in diesen Tagen. „Und wenn sie wirklich Schnee haben möchten, gehen sie in die Gondel und sind im Skigebiet.“ Auch beim Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte schätzt man die Lage als nicht dramatisch ein. „Selbst tiefer gelegene Gebiete sind geöffnet. Von daher sieht es nicht so schlecht aus“, sagt eine Verbandssprecherin. „Es sind keine idealen Bedingungen, aber der Skibetrieb läuft.“

Auch Langläufer gewöhnen sich an die weißen Bänder

In Garmisch-Partenkirchen waren nach Weihnachten von knapp 48 Kilometern Piste nur 19 geöffnet, in Oberstdorf konnten die Skifahrer auf 18,5 von 34,5 Kilometern ihre Schwünge ziehen – auch mit Hilfe von Schneekanonen. Selbst Langläufer gewöhnen sich inzwischen daran, auf schmalen weißen Bändern in ansonsten grüner Landschaft ihre Runden zu ziehen. „Grundsätzlich warten wir alle auf Niederschläge, am besten als Schnee.“ Ohne Schneekanonen wäre vermutlich manche Piste noch gänzlich grün. „Die Beschneiungsanlagen helfen sicher, die Saison gut zu starten und das auszugleichen.“

Ab 18 Uhr von der Hackerbrücke zum Hirschberg: Deutschlands erster Nacht-Skitourenbus

Beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband ist man guter Dinge. Viele Wintergäste in Bayern seien nicht oder zumindest nicht nur auf Skifahren, Rodeln und Langlaufen aus, sagt Verbandssprecher Frank-Ulrich John. Sie gehen wandern, bummeln in aller Ruhe durch die Geschäfte oder genießen den Komfort eines Wellness-Hotels mit Sauna, Dampfbad und anderen Annehmlichkeiten. „Der sanfte Tourismus ist viel mehr im Kommen“, sagt John.

Österreich hat eine Milliarde Euro in Kunstschnee gesteckt

Noch stärker als Bayern hat sich Österreich gegen die Schneearmut gewappnet – zumal der Skitourismus für viele österreichische Urlaubsregionen das Kerngeschäft ist. Seit dem Jahr 2000 haben die Seilbahn-Betreiber der Alpenrepublik rund eine Milliarde Euro in Schneekanonen und die nötige technische Infrastruktur investiert. Ein schneearmer Winter vor zehn Jahren habe einen letzten Ruck gegeben, sagte der Sprecher des „Allianz Zukunft Winter“, Franz Schenner. Für diese Strategie sieht Schenner keine Alternative. „Der technische Schnee ist die Überlebensstrategie für den Wintertourismus.“ Ausschließlich auf das künstliche Weiß müssen die Wintersportgebiete aber ohnehin nicht setzen, denn in Teilen der Nordalpen ist Neuschnee gefallen. In anderen Regionen soll er nach Silvester für Natur-Weiß sorgen.

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