Handball: Sigurdsson kritisiert "Bad Boys" nach Katar-Pleite
Berlin - Die Niederlage tat weh, doch der Katar-Kater kam wohl noch zur rechten Zeit. Das 24:26 (11:14) gegen den Asienmeister am Sonntag in Berlin beendete endgültig den Siegesrausch der Europameister. Knapp fünf Monaten vor den Olympischen Spielen in Rio (5. bis 21. August) wurde mehr als deutlich, wie viel Arbeit noch auf Bundestrainer Dagur Sigurdsson und sein Team wartet.
"Wir haben jetzt einiges aufzuarbeiten", sagte Andreas Wolff und brachte es auf den Punkt. Selbst der Torwart-Titan zeigte im zweiten Duell mit Katar ungewohnte Schwächen und war nicht mehr der überragende Rückhalt wie noch im ersten Spiel, dem 32:17-Spektakel am Freitag in Leipzig.
Sigurdsson prangert "Selbstverliebtheit" an
Sigurdsson war "sehr, sehr unzufrieden" mit seinem Team und prangerte eine "Selbstverliebtheit" an, die seine Mannschaft nach dem Triumph gegen den Vize-Weltmeister umgeben hätte. Seine Spieler müssen sich beim nächsten Lehrgang vom 29. März bis 3. April in Köln auf einiges gefasst machen.
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Während des Trainingslagers wird es zwei Testspiele am 1. April in Köln gegen Dänemark und zwei Tage später in Gummersbach gegen Österreich geben. "Diese Spiele sind enorm wichtig, weil es nicht mehr so viele Trainingslager gibt", sagte Kapitän Uwe Gensheimer. Der Außenspieler der Rhein-Neckar Löwen empfahl sich genauso wie Teamkollege Patrick Groetzki mit guten Vorstellungen für ein Olympia-Ticket, nachdem beide beim EM-Triumph noch verletzt gefehlt hatten.
Länderspiele sind wichtige Gradmesser
"Jedes weitere Länderspiel ist für uns jetzt ein wichtiger Gradmesser", sagte Rune Dahmke vom THW Kiel: "Gerade gegen Gegner wie Dänemark können wir viel lernen und werden sehen, wo wir stehen. Gut ist auch, dass wir dann etwas ausruhen können." Mitte April stand eigentlich die Olympia-Qualifikation an. Da sich das DHB-Team durch den EM-Sieg das Rio-Ticket bereits sicherte, winkt eine spielfreie Woche.
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Sigurdsson schmiedet derzeit Pläne für weitere Lehrgänge und Tests. Der 43-Jährige will das Spiel seiner Mannschaft weiter optimieren. Die Partie am Sonntag nutzte der Isländer auch dazu, eine neue 5:1-Abwehrformation auszuprobieren, die aber ziemlich in die Hose ging. "Das war sicher auch ein Grund für die Niederlage", sagte Rückraumspieler Paul Drux.
Viele Ausfälle für DHB-Team
Auch im Angriff zeigte der Gastgeber ungeahnte Schwächen. Bis auf den Gummersbacher Julius Kühn entwickelte kaum ein Spieler aus der zweiten Reihe Torgefahr. "Wir haben unglaublich viele Bälle weggeworfen", schimpfte Sigurdsson. Doch wahrscheinlich war auch die Liste der Ausfälle einfach zu lang. Steffen Weinhold, Christian Dissinger und Steffen Fäth fehlten als wichtige Rückraum-Stützen. Vielleicht schürt die Aussicht auf die Rückkehr wichtiger Leistungsträger neue Zuversicht - auch beim Bundestrainer.