WM 2018: Kritik an Gündogan und Özil: Löw macht es wie Merkel

Ilkay Gündogan und Mesut Özil stehen im vorläufigen Kader für die WM 2018. Bei der Bekanntgabe des WM-Aufgebots äußert sich Joachim Löw zu deren umstrittenen Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan – und lässt eine klare Meinung vermissen. Ein Kommentar.
von  Victoria Kunzmann
Joachim Löws klare Meinung zum Treffen von Ilkay Gündogan (li.) und Mesut Özil mit Erdogan fehlt.
Joachim Löws klare Meinung zum Treffen von Ilkay Gündogan (li.) und Mesut Özil mit Erdogan fehlt. © dpa/Augenklick

Ilkay Gündogan und Mesut Özil werden bei der Fußball-WM 2018 in Russland dabei sein. Für Joachim Löw stand es nie zur Debatte, die beiden Mittelfeldspieler nicht zu nominieren. "Selbstverständlich nicht. Daran habe ich nicht gedacht. Zu keiner Sekunde!", sagte der 58-Jährige im Rahmen der Kadernominierung. 

Löw wägt Pro und Kontra ab

Das Treffen der beiden türkischstämmigen DFB-Stars mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte am Montag für mächtig Wirbel und Empörung gesorgt. Doch im Vergleich zu DFB-Präsident Reinhard Grindel ließ Löw einen klaren Appell an seine Spieler vermissen.

Er nannte das Treffen mit Erdogan "keine glückliche Aktion. Wenn man für Deutschland spielt, dann vertritt man das Land und die deutschen Werte." Gleichzeitig zeigte er aber auch Verständnis für seine Spieler, die sowohl eine deutsche, als auch eine türkische Heimat hätten: "Es ist nicht immer so leicht, das unter einen Hut zu bringen."

DFB-Boss Grindel bewertet die Situation

Grindel hingegen bezog am Montag klar - und politisch - Stellung. "Der DFB respektiert und achtet selbstverständlich die besondere Situation unserer Spieler mit Migrationshintergrund. Aber der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden", sagte er.

Und weiter: "Deshalb ist es nicht gut, dass sich unsere Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen. Der Integrationsarbeit des DFB haben unsere beiden Spieler mit dieser Aktion sicher nicht geholfen."

Löw erinnert an Merkel

In den Statements liegt ein bedeutender Unterschied: Grindel bewertet das äußerst symbolträchtige Treffen. Löw argumentiert mit Pro- und Kontra-Argumenten, die ihn nicht in die Bredouille bringen. Nach dem Motto: Wer keine klare Meinung hat, kann auch nicht wegen ihr kritisiert werden.

Dieses Verhalten erinnert regelrecht an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): Die Kanzlerin meidet klare Bekenntnisse allzu oft. Doch während Merkel mit dieser Strategie oft nicht schlecht fährt, stünde Löw ein klares gesellschaftliches und politisches Statement gut zu Gesicht. In einem Fall, der Fußball-Deutschland polarisiert.

<strong>Lesen Sie hier: Erdogan-Affäre - Heikles DFB-Politikum: Löw hält zu Özil & Gündogan</strong>

Bilder: Diese Spieler hat Löw für die WM nominiert

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