Wer nach dem Aus von Hansi Flick auf der Kandidaten-Liste des DFB steht: "Er ist jemand, der aneckt"
München - Für den oft zaudernden DFB war es ein Novum, einen Bundestrainer zu entlassen. Keiner der zehn Vorgänger von Hansi Flick wurde gefeuert. Nun hat man offenbar aus der Vergangenheit gelernt. Joachim Löw, obwohl längst überfällig, wurde nach der Vorrunden-Pleite bei der WM 2018 in Russland aufgrund früherer Verdienste viel zu lange – bis zum Scheitern bei der EM 2021 – im Amt belassen.
Flick erhielt nach der Katastrophe bei der WM in Katar eine zweite – nimmt man die Resultate nach dem Turnier hinzu sogar eine dritte – Chance. All seine Maßnahmen, ob taktischer oder personeller Natur, liefen ins Leere. Nun ist der 58-Jährige entlassen worden, hat flick und fertig.
Rudi Völler als Ein-Spieler-Trainer: Wer kommt nach Hansi Flick?
Um die Stimmungslage im Lande vor dem Duell mit Frankreich am Dienstag in Dortmund (21 Uhr, ARD) noch einigermaßen zu retten, musste ein Interimstrainer für diese eine Partie gefunden werden.
Weil Marcus Sorg, der im Sommer 2019 den erkrankten Jogi Löw für zwei Partien als Cheftrainer vertrat, aus Flicks Assistenten-Stab ebenfalls entlassen wurde, fiel die Wahl auf DFB-Sportdirektor Rudi Völler (63), von 2000 bis 2004 selbst Bundestrainer und Immer-Noch-Sympathieträger ("Ruuuuu-diii!").
Bis auf Weiteres soll Völler den Job übernehmen, womöglich nur für ein Spiel. Und danach? Wer tut sich die Übernahme einer völlig verunsicherten und qualitativ minderwertigen Mannschaft so kurz vor der Heim-EM wirklich an? Ein AZ-Blick auf die Kandidaten-Liste.
Würde Jürgen Klopp den FC Liverpool im Stich lassen?
Jürgen Klopp: Der 56-Jährige wäre der Trainer der Herzen der Fußball-Nation, steht aber nicht zur Verfügung, weil er den FC Liverpool aufgrund seines Vertrages bis 2026 nicht mitten in der Saison im Stich lassen würde.

"Wenn ich das irgendwann mal machen soll, dann muss ich auch verfügbar sein und das bin ich aktuell nun einmal nicht. Das Problem, das dem Ganzen entgegensteht, ist meine Loyalität", sagte Klopp im Sommer. Eine Doppelfunktion kommt ebenso wenig infrage.
Der (teure) Favorit der DFB-Bosse: Julian Nagelsmann
Julian Nagelsmann: Der 36-Jährige steht, obwohl im März entlassen, noch bis Juni 2026 bei Bayern unter Vertrag. Also müsste der klamme DFB Nagelsmann herauskaufen, was (zu?) teuer wäre.
Kurios: Watzke würde sich damit die Option kaputtmachen, den Ex-Bayern-Coach als Nachfolger für BVB-Trainer Edin Terzic zur Verfügung zu haben. Dennoch soll Nagelsmann laut "Bild" der von der DFB-Spitze favorisierte Kandidat als Flick-Nachfolger sein.
"Ein Trainer, der auch mal das sagt": Sammer-Rückkehr beim DFB?
Matthias Sammer: Der externe Berater von Borussia Dortmund ist einer, der gerne den Finger in die Wunde legt, aber eben nur noch aus der Beobachterrolle. Zu DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke und Völler hat der ehemalige DFB-Sportdirektor einen guten Draht.

Seit seinem Abschied vom FC Bayern wegen eines 2016 erlittenen Schlaganfalls schloss er eine Rückkehr ins operative Geschäft kategorisch aus – aber zeitlich befristet bis inklusive der EM?
Sammer (56) stellt sich wohl quer. "Ich kenne Matthias schon lange", sagte DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus am Sonntag bei "Bild TV" und erklärte: "Er ist jemand, der aneckt. Ein Trainer, der auch mal das sagt, was er wirklich auf dem Platz gesehen hat."
Louis van Gaal bringt sich beim DFB selbst ins Spiel
Oliver Glasner/Louis van Gaal: Ein Nicht-Deutscher Bundestrainer wäre ein Novum, zugleich eine Chance. Doch der Österreicher, mit Eintracht Frankfurt Europa-League-Sieger 2022, wirkt zu farblos. Könnte der 49-Jährige, ein exzellenter Fachmann, wirklich Euphorie erzeugen?

Sich selbst ins Spiel gebracht hat der frühere Bayern-Coach van Gaal (72): "Normalerweise trainiere ich nicht mehr bei einem Verein, aber ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen", sagte der Niederländer zu "Bild".
Trainersuche beim DFB: Schlägt jetzt die große Stunde von Lothar Matthäus?
Stefan Kuntz (60), aktuell als Nationaltrainer der Türkei kurz vor der Entlassung, wäre genauso eine dicke Überraschung wie Lothar Matthäus (62) – aber: Sag niemals nie! Wir reden schließlich vom DFB.