Vier Jahre nach WM-Finale: Robbens Albtraum

„Es ist ein Film in meinem Kopf, der sich immer wieder abspielt“, sagt Hollands Suoerstar Arjen Robben vom FC Bayern München. Gegen Spanien will er das Trauma besiegen.
Salvador - Wäre der Ball doch nur reingegangen. Arjen Robben wäre der König der Niederlande, ein Held, Pfannkuchen umsonst, für immer.
Robben wäre Weltmeister.
WM-Finale 2010 gegen Spanien, Spielstand 0:0, 62. Minute, Robben gegen Iker Casillas. Der Angreifer läuft alleine auf den Torwart zu, zielt nach links, aber Casillas’ Fußspitze verhindert das Tor. Das Ende ist bekannt: Spanien siegte in der Verlängerung. Grausamer Iniesta.
Vier Jahre später hat Robben die Bilder immer noch vor Augen. Von seiner Chance. „Es sucht mich heute noch heim“, sagt der Superstar des FC Bayern. Wäre er doch nur reingegangen. „Es ist ein Film in meinem Kopf geworden. Einer, der sich immer und immer wieder abspielt.“
Ein Trauma der ganzen Nation. Drei WM-Finals. 1974, 1978, 2010. Alle verloren. Kein Weltmeister in Oranje. Nie. Robben hatte es auf dem Fuß, Casillas etwas dagegen. „Ich habe später mit ihm über die Szene gesprochen. Er hat gesagt, dass er selbst nicht weiß, wie er den Ball gehalten hat“, meint Robben im Rückblick. „Wenn du so nah dran am WM-Titel bist... Der Schmerz wird immer bleiben.“ Und doch: Irgendwie hat er einen Weg gefunden, damit umzugehen. Dank Wembley. Auch wenn’s schwer fiel. Doch mit dem Champions-League-Sieg, seinem entscheidenden Tor für den FC Bayern gegen Dortmund, wiegt das Malheur von 2010 ein wenig leichter.
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Vier Jahre später kommt es nun zur Neuauflage. Spanien gegen die Niederlande. Wie es der Zufall so will gleich im nächsten WM-Spiel, zum Auftakt der delikaten Gruppe B, die mit Chile einen weiteren Geheimfavoriten hat. Die Möglichkeit zur Revanche, Herr Robben? Nein, sagt er. „Das ist erst möglich, wenn wir beide weiterkommen und uns am Ende im Finale wieder gegenüberstehen“, sagt er. „Nur dann können wir uns revanchieren. Sonst nicht.“ Wäre er doch nur reingegangen.
In den Niederlanden weiß man: Noch ein WM-Finale, das ist diesmal eigentlich utopisch. „Gegen Spanien muss alles perfekt laufen, damit wir eine Chance haben“, sagt Wesley Sneijder vor dem Auftakt. Auch er weiß: Die Mannschaft von 2010 war die beste Elf seit zwei Jahrzehnten, Wiederholung des Märchens fast unmöglich. Gegen den Pessimismus stehen allein zwei Namen: Arjen Robben und Louis van Gaal. „Natürlich fahren wir nach Brasilien, um dort Weltmeister zu werden“, sagte der Bondscoach kürzlich mit angeborener Arroganz.
Auch van Gaal hat so ein bisschen seinen Frieden gefunden. Allein dadurch, dass er die Niederlande zur WM führte. Das war dem ehemaligen Bayern-Trainer in seiner ersten Amtszeit, vor der WM 2002, so schmächlich nicht gelungen. Doch jetzt ist der Karrieremakel ausgemerzt.
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Um bei der WM für eine Überraschung zu sorgen – vielleicht schon gegen Spanien – hat er ein Tabu gebrochen. Seit Johan Cruyffs Spielertagen spielte Oranje fast immer dogmatisch im 4-3-3-System. Oder wenigstens fröhlich-offensiv. Van Gaal schickt nun eine Fünferabwehrkette ins Rennen, was in Holland für gerümpfte Nasen sorgt. Den Spielern aber gefällt’s. „Wir passen ganz gut zusammen“, sagt Kapitän Robin van Persie. „Es ist anders, aber wir kommen so zu Chancen.“
Vor allem Robben, der unter van Gaal neben van Persie meist halblinks als Stürmer spielt. In den letzten Testspielen ging jede gefährliche Szene von ihm aus, van Persie und Sneijder assistierten. „Wir müssen vorneweg gehen und die jungen Spieler mitreißen“, sagt Robben. Und, vielleicht nicht ganz unwichtig, im entscheidenden Moment das Tor treffen.