Torwart-Duell in der DFB-Elf: Manuel Neuer und Marc-Andre ter Stegen auf Augenhöhe

DFB-Torhüter Neuer schwächelt beim FC Bayern und in der Nationalelf, ter Stegen lauert. "Er hätte die Chance verdient", sagt Matthäus. Doch gegen Frankreich vertraut Löw seinem Kapitän.
von  Maximilian Koch
Kampf um die Nummer eins im deutschen Tor: Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen (rechts).
Kampf um die Nummer eins im deutschen Tor: Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen (rechts). © firo/Augenklick

München - In Spanien steht Marc-André ter Stegen schon länger unter dem Verdacht, überirdische Kräfte zu besitzen. Als "Messi mit Handschuhen" bezeichnete die Zeitung "Marca" den Torhüter nach einem seiner famosen Reflexe einmal und kam zu dem Schluss, dass der Torhüter der "beste Transfer aller Zeiten" in der Geschichte des FC Barcelona sei, "was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht".

Für nur zwölf Millionen Euro war ter Stegen 2014 von Borussia Mönchengladbach zu den Katalanen gewechselt – zu einer Zeit, als gerade ein anderer deutscher Keeper die Welt mit nahezu außerirdischen Leistungen verblüffte. Auf der größten aller Bühnen. Manuel Neuer erfand im WM-Achtelfinale gegen Algerien nicht nur den grätschenden Torwartlibero – nein, im Viertelfinale gegen Frankreich schoss seine rechte Pranke dann kurz vor Spielende bei Karim Benzemas Knaller in einer derart hohen Geschwindigkeit nach oben, dass eine Frage unausweichlich war: Kommt Neuer wirklich vom Planeten Erde?

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Matthäus: "Ter Stegen hat seine Chance verdient"

Im Herbst 2018 stellt man sich solche Fragen immer seltener. Neuer, inzwischen 32 Jahre alt und mit drei Mittelfußbrüchen gezeichnet, umgibt zumindest in dieser Saison keine besondere Aura mehr. Er begeht nun sogar grobe Fehler, die ihn wie einen gewöhnlichen Torhüter erscheinen lassen. Wie beim 1:1 des FC Bayern in der Bundesliga gegen den FC Augsburg. Oder am Samstag bei der 0:3-Klatsche in Amsterdam gegen die Niederlande.

In beiden Fällen offenbarte Neuer echte Schwächen bei hohen Flanken. Und so wird vor dem Nations-League-Spiel in Frankreich darüber spekuliert, ob nicht ter Stegen ins deutsche Tor gehört. "Neuer hat aktuell nicht die Form und Sicherheit, die er vor seiner schweren Verletzung gehabt hat", schreibt etwa Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne.

Der Bayern-Keeper sei nicht in der Verfassung, "die ihn viermal zum Welttorhüter gemacht hat", so Matthäus weiter: "Zudem spielt Marc-André ter Stegen seit Jahren Weltklasse in Barcelona. Ich finde, er hätte langsam die Chance verdient, ein wichtiges Spiel von Anfang an zu bestreiten."

Manuel Neuer in Frankreich wieder im DFB-Tor

Am Dienstag in Paris allerdings nicht. "Manuel wird im Tor stehen", kündigte Joachim Löw an. Der Bundestrainer hatte Neuer bereits vor und nach der WM sein Vertrauen ausgesprochen, obwohl es innerhalb der Mannschaft Zweifel am Kapitän geben soll.

Laut "Bild" wollten einige Spieler lieber ter Stegen in Russland im Tor sehen – obwohl sich Neuer in guter Form präsentierte und noch zu den besseren DFB-Stars gehörte. Ter Stegen selbst, der sich Neuer gegenüber immer fair verhielt, wäre selbstverständlich gern als Nummer eins ins Turnier gegangen. "Es war sehr schwierig, nicht spielen zu dürfen, das ist die Wahrheit", gestand er nach der WM.

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Während Neuer fast die gesamte Saison verletzt ausgefallen war, brillierte ter Stegen im Tor der Katalanen, wurde Meister und Pokalsieger. 2017 hatte er mit der DFB-Auswahl beim Confed Cup triumphiert – als groß aufspielender Neuer-Vertreter. "Marc ist der kommende Mann", sagt Löw.

Doch es wäre nur allzu verständlich, würde ter Stegen nun ungeduldig werden. Der 26-Jährige befindet sich im besten Alter, er agiert mit Neuer auf Augenhöhe, leistet sich weniger Fehler. Der Kapitän ging am Montag in die Offensive gegen seine Kritiker. Er sei "topfit" und habe nur "kein richtiges Spielglück", sagte Neuer: "Die Jungs wissen, dass ich in guter Form bin."

Das muss er gegen Frankreich beweisen. Rivale ter Stegen lauert.

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