Schön spielen? - egal! Hauptsache Sieg

Vor dem Viertelfinale gegen Frankreich üben Nationalspieler und Fans den Schulterschluss. Das DFB-Team fühlt sich zu hart kritisiert und meint: Nur der Sieg zählt. Das sieht auch eine Mehrheit der Deutschen so. Attraktiver Fußball zählt wenig(er).
dpa / az |
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Thomas Müller
imago/Fotoarena International Thomas Müller

Vor dem Viertelfinale gegen Frankreich üben Nationalspieler und Fans den Schulterschluss. Das DFB-Team fühlt sich zu hart kritisiert und meint: Nur der Sieg zählt. Das sieht auch eine Mehrheit der Deutschen so. Attraktiver Fußball zählt wenig(er).

Berlin - In dieser Frage sind sich die kritisierten Nationalspieler mit den meisten Deutschen einig: Bei der WM ist das Ergebnis wichtiger als schöner Fußball. 52 Prozent sind nach dem knappen Achtelfinalsieg gegen Algerien der Meinung - Hauptsache gewinnen. Für 27 Prozent ist attraktiver Fußball wichtiger, dem Rest ist es egal. Das ergab eine repräsentative YouGov-Meinungsumfrage in der Zeit vom 2. bis 4. Juli. Für das Viertelfinale am Abend (18.00 Uhr MESZ/ARD) gegen Frankreich sind die 1039 Befragten sehr optimistisch: 73 Prozent erwarten einen Sieg.

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Sehr zuversichtlich läuft auch die deutsche WM-Auswahl beim großen Klassiker (18.00 Uhr/ARD) im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro auf. «Das ist ein Spiel auf Augenhöhe. Wir gehen mit allem Selbstbewusstsein, das wir haben, in dieses Spiel», sagte Bundestrainer Joachim Löw vor der Partie, die genau am 60. Jahrestag des «Wunders von Bern» stattfindet. «Fußballerisch hat noch keine Mannschaft ihre absolute Topleistung gezeigt.»

Für das DFB-Team ist das Duell gegen Frankreich das bedeutendste Spiel seit dem bitteren Aus im Europameisterschafts-Halbfinale vor zwei Jahren in Warschau gegen Italien, besonders für Löw angesichts seiner viel diskutierten Personalentscheidungen.

Im zweiten Viertelfinale des Abends trifft Gastgeber Brasilien in Fortaleza (22.00 Uhr /ARD) auf das bisher so überzeugende Kolumbien.

Trotz des spielerisch dürftigen 2:1 nach Verlängerung gegen Algerien werden für Thomas Müller die Leistungen der Nationalmannschaft zu kritisch gesehen. Er habe «ja fast das Gefühl, dass wir uns für das Weiterkommen ins Viertelfinale entschuldigen mussten», sagte Müller in einer Interviewrunde mehrerer deutscher Zeitungen (Freitag-Ausgaben). Der Torschützenkönig der WM 2010 will nicht Weltmeister werden und «anschließend sagen müssen: 'Sorry, dass wir das Finale nur mit einem Tor gewonnen haben."»

Gegen Algerien sei nicht alles schlecht gewesen. «Wenn die Italiener so ein Spiel gemacht hätten, hätte es bestimmt geheißen: Oh das sind clevere Hunde. Die haben die schön zappeln lassen und dann haben sie zugestochen», sagte Müller. Das Team wolle für die Leistung im ersten K.o.-Spiel zwar nicht mit Lobeshymnen überschüttet werden. «Aber harsche Kritik finde ich auch nicht gerecht.»

Lesen Sie hier: Gegen Frankreich: Leistung abrufen, sonst reicht's nicht

Teamkollege Per Mertesacker habe es in seinem emotionalem ZDF-Interview kurz nach dem Viertelfinal-Einzug auf den Punkt gebracht. «Wir haben uns den Arsch aufgerissen, haben das Spiel gewonnen und gut ist es. Wenn wir spielen wie die Ballerinas, dann heißt es doch, wir haben keine Typen in der Mannschaft», sagte Müller.

Mertesackers heftige Reaktion war nach dessen Aussage nicht geplant. «Nein, überhaupt nicht. Man entdeckt sich ja als Mensch immer wieder neu. Für mich ist die Sache schon abgehakt», sagte der Innenverteidiger in einem Interview der «Mittelbayrischen Zeitung», «Südwest Presse» und «Fuldaer Zeitung». «Ich hab' in dieser Situation meinen Emotionen freien Lauf gelassen. Ich glaube, es steht jedem Sportler das Recht zu, so auf Fragen zu antworten, wie er es momentan fühlt.» Zugleich betonte er: «Diese Reaktion war absolut nicht kalkuliert.»

Er habe aus den Fragen «eine negative Sichtweise herausgehört, und diese Meinung habe ich eben nicht geteilt. Genauso, wie der Interviewer fragen kann, was er will, kann ich antworten, was ich möchte.» Die Kritik an der Spielweise der deutschen Mannschaft und an der Taktik mit vier Innenverteidigern ist für den 29-Jährigen vom FC Arsenal kein Thema, solange die Ergebnisse stimmen: «Wir möchten hier in Brasilien was reißen. Was bestimmte Leute vorher, zwischendurch oder hinterher sagen, interessiert mich dabei nicht.»

 

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