Risiken und Nebenwirkungen: Spielt die Nationalmannschaft unter Nagelsmann zu offensiv?

Die deutsche Nationalmannschaft zeigt sich beim 2:2 gegen die Niederlande anfällig in der Defensive. Ist Nagelsmanns Philosophie zu riskant?
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Wählt selbst gegen Gegner wie die Niederländer eine offensive Herangehensweise: Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Wählt selbst gegen Gegner wie die Niederländer eine offensive Herangehensweise: Bundestrainer Julian Nagelsmann. © IMAGO/Malte Ossowski

Amsterdam - Als Julian Nagelsmann am Mittwoch bei Sonnenschein in die Maschine vom Amsterdamer Flughafen Schiphol Richtung München stieg, hatte er kleinere Sorgen, aber vor allem eine wichtige Erkenntnis mit an Bord: Die deutsche Nationalelf, die fast auf den Tag genau vor einem Jahr beim 1:4 gegen Japan unter Ex-Coach Hansi Flick ihren Tiefpunkt erreicht hatte, ist wieder ein recht stabiles Gebilde.

Nagelsmann über Nationalmannschaft: "Wir sind auf einem guten Weg" 

Ein echtes Team, das von Rückschlägen nicht so leicht umgeworfen wird. Und das lässt trotz aller defensiven Schwierigkeiten auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen ‒ speziell mit Blick auf die WM 2026.

"Wir sind auf einem sehr guten Weg", befand Nagelsmann nach dem 2:2 gegen die Niederlande, das die DFB-Elf nach zwei Spieltagen auf Platz eins in ihrer Nations-League-Gruppe hielt. Das Viertelfinale im März ist in Sichtweite. "Die Mannschaft glaubt an sich", führte der Bundestrainer aus, "und das ist der Schlüssel."

Wobei im Klassiker in der Johan-Cruyff-Arena inhaltliche Mängel sichtbar wurden ‒  individuell und im gemeinschaftlichen Abwehrverhalten. So wurde die DFB-Elf, die extrem hoch und aggressiv presste, in der ersten Halbzeit mehrmals ausgekontert.

Das Zusammenspiel zwischen den Innenverteidigern Jonathan Tah und Nico Schlotterbeck sowie den Sechsern Robert Andrich und Pascal Groß klappte überhaupt nicht. Zu sehen beim frühen 0:1, als Tijjani Reijnders allein auf Torhüter Marc-André ter Stegen zustürmte und traf.

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Undav und Kimmich drehen Partie gegen die Niederlande

"Wir hatten einen schlechten Start und haben schlecht verteidigt", räumte Nagelsmann ein: "Am Ende der Fehlerkette steht Robert Andrich. Wir sind aber gut zurückgekommen."

Deniz Undav mit seinem ersten Länderspieltor und Kapitän Joshua Kimmich drehten die Partie noch vor der Halbzeitpause, doch nach dem Seitenwechsel gab es die nächsten Fehler in der Defensive. Jamal Musiala verlor den Ball, und Schlotterbeck ging im Zweikampf gegen Brian Brobbey einmal mehr zu ungestüm zu Werke. Denzel Dumfries schob zum 2:2 ein.

"An Nico Schlotterbeck liebe ich es, dass er jeden Ball haben will", sagte Nagelsmann. "Aber es gibt Momente, die keine Momente der Balleroberung sind. Es war aber nicht seine alleinige Schuld. Das müssen wir als Gruppe besser machen. David Raum erkennt auch nicht die Gefahr am zweiten Pfosten."

Jonathan Tah erwies sich im Spiel gegen die Niederlande als Unsicherheitsfaktor.

Bundestrainer Nagelsmann über Tah: "Hatte einen schweren Stand"

Besonders Tah, im Sommer lange vom FC Bayern umworben, sowie Dortmunds Schlotterbeck erwiesen sich als Unsicherheitsfaktoren. "Er hat einen schweren Stand gehabt", sagte Nagelsmann über Tah, der zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Der Leverkusener war dem Platzverweis sehr nahe.

"Anscheinend hat der Schiedsrichter sehr offen kommuniziert, dass ich bei der nächsten Kleinigkeit runterfliege", berichtete Tah. Insgesamt, ergänzte er, könne man mit der Abwehrleistung zufrieden sein: "Über die zwei Spiele waren wir defensiv als Mannschaft stabil."

Zumindest auf die erste halbe Stunde in Amsterdam traf diese Einschätzung nicht zu. Nagelsmanns Team öffnete dem Gegner große Räume. "Wir können es als Gruppe besser machen", analysierte der Bundestrainer, der bei den Länderspielen im Oktober in Bosnien-Herzegowina und in München gegen die Niederlande wieder mit Abwehrchef Antonio Rüdiger planen kann.

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Nagelsmanns Fußballphilosophie zeichnet sich durch Offensivgeist aus

Der Star von Real Madrid dürfte der Mannschaft guttun. An der Herangehensweise wird sich aber nicht viel ändern. Nagelsmanns Fußballphilosophie zeichnet sich durch Offensivgeist aus, durch Mut und zugleich durch Risiken und Nebenwirkungen. Das wurde bereits in Nagelsmanns Amtszeit als Bayern-Trainer deutlich.

Die DFB-Stars gehen den Weg ihres Coaches voll mit, sie wissen um die Gefahren ‒ und um die Chancen. Wie etwa bei Musialas Ballgewinn tief in der niederländischen Hälfte vor dem 1:1. Es geht für Nagelsmann nun darum, die richtige Balance zu finden. 

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