Pfeil und Bogen gegen Tränengas: Indios gegen die FIFA

Hunderte WM-Gegner sind in Brasilien auf die Straße gegangen - unter ihnen auch Ureinwohner. Es kam zu heftigen Ausschreitungen. Auf Angriffe mit Pfeil und Bogen reagierte die Polizei mit Tränengas.
Brasília – Gut zwei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ist die Polizei mit Tränengas gegen mehr als tausend Demonstranten vorgegangen, die in der Hauptstadt Brasília gegen die hohen Kosten der WM protestierten. An dem Protestzug vom Regierungsviertel zum neuen WM-Stadion beteiligten sich am Dienstag auch 500 Ureinwohner in traditioneller Kleidung mit Kriegsbemalung und Federschmuck. Sie beschossen die Polizisten mit Pfeil und Bogen.
Im Regierungsviertel waren die Ureinwohner zunächst auf das Parlamentsgebäude geklettert und hatten auf dem Dach protestiert. Dann schlossen sie sich einem Protestmarsch gegen die hohen WM-Kosten an. Die Demonstranten, darunter auch Kinder und Ältere, marschierten zunächst friedlich zum Nationalstadion Mané Garrincha, wo gerade der WM-Pokal ausgestellt wird.
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Das Stadion wurde von 700 Polizisten bewacht. Als sich berittene Einsatzkräfte den Demonstranten in den Weg stellten, warfen einige von ihnen mit Steinen. Ureinwohner beschossen die Polizisten mit Pfeil und Bogen. Ein Polizist wurde durch einen Pfeil am Bein verletzt und musste operiert werden. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein.
An den Protesten beteiligten sich Vertreter von rund hundert indigenen Volksgruppen aus ganz Barsilien, darunter auch der 84-jährige Amazonas-Häuptling Raoni Metuktire vom Volk der Kayapó, der durch seinen Einsatz für den Amazonas-Regenwald an der Seite des Rockmusikers Sting weltweit bekannt geworden war. Der Häuptling Tamalui Kuikuru aus der Region Xingu im Westen Brasiliens bezeichnete die Protestaktion auf dem Dach des Parlamentsgebäudes als "mutige Tat". "Sie zeigt, dass wir Krieger sind und unsere Rechte verteidigen", fügte er hinzu.
Von den 200 Millionen Brasilianern sind nur 0,3 Prozent Ureinwohner. Sie waren in den vergangenen Monaten mehrfach gegen eine Verkleinerung ihrer angestammten Gebiete und großflächige Landwirtschaft auf die Straße gegangen.
In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in Brasilien zudem teils gewalttätige soziale Proteste, bei denen die hohen Kosten für die Fußball-WM und die 2016 anstehenden Olympischen Spiele kritisiert wurden. Die Demonstranten werfen der Regierung vor, viel Geld in die Prestigeprojekte zu stecken und wichtige andere Aufgaben wie Bildung und Gesundheit zu vernachlässigen.
Zudem kommt es immer wieder zu Streiks bei der Polizei, im Nahverkehr und im Bildungswesen. Am Dienstag sorgten streikende Busfahrer für ein Verkehrschaos in Salvador da Bahia, wo die deutsche Nationalmannschaft am 16. Juni ihr erstes WM-Spiel gegen Portugal bestreitet. Am Mittwoch wollten die Busfahrer in Rio de Janeiro in einen weiteren 24-stündigen Ausstand treten.
Die WM beginnt am 12. Juni mit dem Eröffnungsspiel von Gastgeber Brasilien gegen Kroatien in São Paulo.