Oh, wie ist das schön! 2024 war für die Nationalmannschaft das beste Jahr seit langem

München/Budapest - Auch in Budapest gegen die Ungarn läuft die Nationalelf wieder in Weiß auf. Nicht wegen der weißen Weste, die erneut eines der Ziele beim Länderspiel-Jahresabschluss ist. Premiere hatte das weiße Heim-Trikot im März dieses Jahres beim 2:0-Sieg in Lyon gegen Frankreich. Mit diesem Achtungserfolg beim aktuellen Vizeweltmeister begann das Wendemanöver des DFB-Teams.
Nach trüben Turnieren und Misserfolgen hin zum ersehnten Klimawandel, der sich in Erlebnissen (die stimmungsvolle und emotionale Heim-EM!) und Ergebnissen (mit dem 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina hat man sich souverän als Gruppensieger für die Viertelfinal-Duelle der Nations League im März qualifiziert) niederschlug.
DFB: Sportlich geht's für Deutschland und Ungarn um nichts mehr
Seit dem Erweckungserlebnis von Lyon, als Toni Kroos von Bundestrainer Julian Nagelsmann dazu überzeugt sein DFB-Comeback als Spielmacher gab, lief das deutsche Team weitere neun Mal in Weiß auf. Nur eine Partie ging verloren: Das EM-Viertelfinale gegen Spanien, das erst nach Verlängerung mit dem schmerzhaften 1:2 endete.
Das letzte Nations-League-Gruppenspiel in Ungarn (20.45 Uhr, ZDF) hat durch die Konstellation (beide Mannschaften haben in der Tabelle weder etwas zu gewinnen noch zu verlieren) keine Bedeutung. Zeit für eine Jahresbilanz.
14 Spiele, zehn Siege, drei Remis und eben diese eine, so bittere Niederlage. Aber, aber ‒ zum Vergleich: 2023 gab es lächerliche drei Siege, 2022 auch nur vier. Frei nach dem Illustrator und Schriftsteller Janosch gilt also: Oh, wie schön ist 2024! Wer hat geglänzt? Wer überzeugt? Wer war warum wichtig und wer hat seine Perspektiven verspielt? Eine AZ-Bilanz nach Kategorien:
Wirtz und Musiala sind zu Superstars im DFB-Team gereift
Die Superstars: Florian Wirtz und Jamal Musiala. Die beiden Zauberer vom FC Bayern und Bayer Leverkusen sind das Faustpfand der Nationalelf. In "ihren jungen Jahren" seien beide "eigentlich schon Weltklasse", sagte Ex-Bundestrainer Joachim Löw bei SWR Sport. Löw weiter:
"Sie sind beide auch unheimlich kreativ, stark im Eins-gegen-Eins. Sie sind beide torgefährlich und beide haben einen unglaublichen Weg gemacht in den letzten ein, zwei Jahren."
Die Oldies: Torhüter Manuel Neuer, EM-Kapitän Ilkay Gündogan, Thomas Müller und Kroos gaben nach dem Turnier ihren Rücktritt aus der Nationalelf bekannt. Der einzige mit Schlupfloch durchs Hintertürchen: Der 38-jährige Neuer. Für den Fall, dass ter Stegen (siehe den später folgenden Punkt "Pechvogel") zur WM 2026 nicht fit wird.
Die Leistungsträger: Joshua Kimmich (als Nachfolger von Gündogan der neue Kapitän), Antonio Rüdiger und Kai Havertz, die beiden Stellvertreter, dazu Mittelstürmer Niclas Füllkrug, der aktuell verletzt fehlt, sowie Jonathan Tah und Nico Schlotterbeck, die um den Platz in der Innenverteidigung neben Abwehrchef Rüdiger kämpfen.
Die Newcomer: Die beiden Torhüter Oliver Baumann und Alexander Nübel (steht in Ungarn im Tor) feierten ihr Debüt im Oktober. Ebenfalls neu dabei seit Beginn der Ära Nagelsmann: Maximilian Mittelstädt, Robert Andrich, Aleksandar Pavlovic, Angelo Stiller und Chris Führich.
Marc-André ter Stegen ist der Pechvogel des Jahres
Die Ergänzungsspieler: Benjamin Henrichs, Robin Gosens, David Raum, Pascal Groß, Felix Nmecha, Julian Brandt. Nicht zu den Stammspielern zählen aktuell auch die Bayern-Profis Leroy Sané und Serge Gnabry.
Die One-Hit-Wonder: Jamie Leweling, der goldene Torschütze des 1:0-Erfolgs gegen die Niederlande, hat nach seinem Debüt sicher die Chance auf eine erneute Nominierung wie auch Kevin Schade (lediglich vier DFB-Einsätze als Joker, einer unter Nagelsmann).
Der Pechvogel: Marc-André ter Stegen zog sich als frischgebackene Nummer eins und Nachfolger von Neuer einen Patellasehnenriss im Knie zu. Der Torwart des FC Barcelona peilt sein Comeback für Mitte 2025 an.
Die Aussortierten: Mats Hummels, Leon Goretzka, Emre Can, Niklas Süle, Timo Werner, Mario Götze, Jonas Hofmann, Marius Wolf, Christian Günter, Matthias Ginter, Thilo Kehrer, Malick Thiaw, Lukas Klostermann, und Torhüter Bernd Leno.
Von ihnen hat am ehesten Milan-Profi Thiaw (drei DFB-Einsätze, in 2024 aber nicht berufen) eine gute Perspektive. Und Can, der als einziger aus dieser Kategorie bei der EM und den September-Länderspielen dabei war.