Obacht, DFB-Stars: Mit dieser Knallhart-Maßnahme will die Uefa bei der EM Rudelbildungen unterbinden

Bei der EM darf nur noch der Kapitän mit dem Schiedsrichter diskutieren, sonst drohen Gelbe Karten. Das soll für Ruhe auf dem Platz sorgen – ob das klappt? Der Bundestrainer wirbt um Verständnis.
Patrick Strasser |
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Rudelbildungen um den Schiedsrichter, wie hier der DFB-Stars bei Joao Pinheiro, sollen künftig schneller mit Gelben Karten geahndet werden.
Rudelbildungen um den Schiedsrichter, wie hier der DFB-Stars bei Joao Pinheiro, sollen künftig schneller mit Gelben Karten geahndet werden. © IMAGO/Team 2

Herzogenaurach - Da kommt ganz schön was zu auf die Herren Profis bei dieser EM – auf die Schiedsrichter dagegen im Idealfall nur einer: der Kapitän. Wie beim Rugby bereits praktiziert, sollen laut Beschluss der Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB) vom März ab sofort und damit auch bei der EM nur noch die Kapitäne der Mannschaften direkt beim Schiedsrichter reklamieren. Die Mitspieler sollen sich zurückhalten und werden mit Gelben Karten bestraft, wenn sie den Unparteiischen trotzdem bedrängen.

Gewusst? Diese Anti-Rudelbildung-Regel, die einer einjährigen Testphase unterzogen wird, galt bereits im Champions-League-Finale letzten Samstag zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid (0:2). Nach Reklamieren erwischte es Marcel Sabitzer und Nico Schlotterbeck, der am Dienstag zum DFB-Team in Herzogenaurach stößt.

Die neue Regel beschäftigt auch das DFB-Team

Aber auch gewusst wie? Sind die Spieler überhaupt schon darauf eingestellt? Die neue Regelung gilt auch schon in allen Testspielen vor der EM inklusive der Partie am Montag in Nürnberg gegen die Ukraine. Im DFB-Quartier war die Verschärfung bereits Thema.

"Wir haben die Spieler sensibilisiert, dass sie es auch bei den Testspielen umsetzen, damit wir keine unnötigen Karten bekommen", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann und warb für Verständnis, sollte es Anlaufschwierigkeiten – und damit Gelbe Karten – geben: "Es ist nicht so ganz leicht, seine Verhaltensweise zu ändern. Es wird vielleicht manchmal nicht vermeidbar sein." Das Problem an der ganzen Sache: Bei der EM erhalten Spieler nach jeweils zwei Gelben Karten ein Spiel Sperre.

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Dennoch begrüßt der Chefcoach die Idee der Regelhüter: "Generell finde ich die Regel gut, es wird einfach zu viel gelabert im Fußball, auch von mir, nicht nur von den Spielern. Wenn dadurch die Nettospielzeit von 53 auf 70 Minuten hochgeht, wäre es schön."

Klingt jedoch unrealistisch. Denn: Analog zum Eishockey sollen die Unparteiischen, zu denen bei der EM die beiden Deutschen Daniel Siebert und Felix Zwayer gehören, ihre Entscheidungen gegenüber dem Kapitän häufiger und detaillierter begründen.

So ist die Regelung, wenn ein Torhüter der Kapitän ist

Laut des italienischen Schiedsrichter-Chefs der Uefa, Roberto Rosetti, werden bei der EM alle Mannschaften aufgefordert, "dafür zu sorgen, dass nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter spricht." Laut Rosetti haben die Kapitäne "ihrerseits dafür zu sorgen, dass ihre Mitspieler den Referee weder bedrängen noch direkt ansprechen, damit die Entscheidung möglichst rasch und respektvoll erklärt werden."

Und wenn, wie früher mit Manuel Neuer in der Nationalelf (und beim FC Bayern auch kommende Saison) ein Torhüter die Kapitänsbinde trägt? "Dann muss ein Feldspieler bezeichnet werden, der als Ansprechpartner fungieren kann, falls sich am anderen Ende des Spielfelds eine umstrittene Szene ereignet", erklärt Rosetti.

Schiedsrichter Zwayer begrüßt die neue Regel, sagt: "Die Szenen, wenn fünf, sechs, sieben, acht Spieler um den Schiedsrichter herumstehen, gestikulieren, irgendwas fordern, irgendwas wissen wollen, sind weder schön anzusehen noch besonders hilfreich, weil dann die Kommunikation natürlich besonders schwer ist."

Trainer müssen für Gelbe Karten richtig blechen

Und wenn die Trainer an der Seitenlinie meckern? Dann wird's teuer, "bei der EM unfassbar teuer", meinte Nagelsmann. 2000 Euro laut den "Uefa Disciplinary Regulations", Artikel 15 (4). Ein Platzverweis kostet doppelt so viel. Das Geld fließt in die Uefa-Stiftung. Und wer bezahlt? Der DFB? "Ich selber", betonte Nagelsmann. Ob er es verhindern kann? "Fußball ist ein Emotionssport", sagte er, "allein aus monetären Gesichtspunkten sollte ich mich zurückhalten, auch aus Vorbildfunktion. Aber ich kann es nicht immer, ehrlich gesagt."

Beim 2:0 im März in Frankreich sah Nagelsmann an der Seitenlinie die Gelbe Karte - gab aber keine Strafe, weil es ein Freundschaftsspiel war. Glück gehabt.

Kurz vor der EM wird Schiedsrichter-Chef Rosetti die neuen Regeln bei einem Besuch im EM-Camp in Herzogenaurach den Profis erläutern. Damit Rudelbildung künftig nur noch was für Wölfe ist.

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  • Der Pipopax am 04.06.2024 15:08 Uhr / Bewertung:

    Das ist mal eine sinnvolle Regeländerung. Das Dauergemoser bei jeder Entscheidung nervt nur noch.

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