Neustart nach der WM: Joachim Löw und die DFB-Elf zwischen Hoffen und Bangen

Die ersten beiden Spiele der Nationalmannschaft nach dem WM-Desaster hinterlassen gemischte Gefühle. Was beim Umbruch unter Trainer Joachim Löw läuft, was besser werden muss: Die AZ-Analyse.  
Maximilian Koch |
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Skeptischer Blick in die Zukunft: Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:1-Sieg der deutschen Mannschaft im Testspiel gegen Peru.
Uli Deck/dpa Skeptischer Blick in die Zukunft: Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:1-Sieg der deutschen Mannschaft im Testspiel gegen Peru.

Die ersten beiden Spiele der Nationalmannschaft nach dem WM-Desaster hinterlassen gemischte Gefühle. Was beim Umbruch unter Trainer Joachim Löw läuft, was besser werden muss: Die AZ-Analyse.

München - Die Gesichter der deutschen Nationalspieler sahen eher nach 5:0 aus als nach 2:1. Lächelnde Stars – wohin man nur schaute in der Hoffenheimer Arena am späten Sonntagabend. Torhüter Marc-André ter Stegen unterhielt sich nach dem knappen Sieg gegen Peru gut gelaunt mit zwei Nachwuchsspielern, ehe er das Stadion verließ. Der Barcelona-Keeper winkte noch freundlich in die Runde.

Und sogar Julian Draxler, der in den Partien gegen Frankreich und Peru nur eine Halbzeit zum Einsatz kam, erfüllte geduldig jeden Selfie-Wunsch. Die neue Charme-Offensive der deutschen Nationalmannschaft? Ja, ganz bestimmt. Aber es war zugleich zu spüren, dass da in der vergangenen Woche ein zartes Pflänzchen namens Neuanfang gewachsen ist, das es nach dem WM-Desaster nun zu bewahren gilt.

"Wir haben unsere Ziele erreicht", sagte Bundestrainer Joachim Löw, während Thomas Müller meinte: "Es ist noch nicht alles super." Beide hatten irgendwie Recht.

Die AZ erklärt, was Trainer Löw beim Umbruch Hoffnung macht – und was noch Sorgen bereitet.

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Positiv

Die neue Generation

Julian Brandt (22), Kunsttorschütze gegen Peru, und Joshua Kimmich (23), der neue Sechser gehören zu den Gewinnern der Länderspielwoche. Beide Jungstars sind für die Zukunft fest als Säulen eingeplant. "Über die WM hinaus habe ich mir viel Selbstvertrauen erarbeiten können", sagte Brandt. Zur neuen Generation zählen auch Niklas Süle (23), Leon Goretzka (23) und Timo Werner (22). Um den Unterbau muss man sich keine Sorgen machen. Mit Thilo Kehrer (21) und Kai Havertz (19) kamen zwei weitere Toptalente zum Debüt.

Die Einstellung

Wie schon gegen Frankreich trat die deutsche Elf auch gegen Peru mit Herz und Einsatzbereitschaft auf. "Man hat gespürt, dass die Mannschaft das Spiel gewinnen wollte, sie hat gekämpft bis zum Schluss", sagte Löw. Der Bundestrainer erreicht seine Stars, er kann sie motivieren. Das ist eine wichtige Erkenntnis – und auch die Basis für einen erfolgreichen Neuanfang. Aus der Mannschaft gab es viel Lob für Löw. Positiv zudem: Gegen Peru spielte Deutschland wesentlich schneller nach vorne, erarbeitete sich viele Chancen.

Applaus für Ilkay Gündogan

In München hatte es noch vereinzelt Pfiffe für den Profi von Manchester City gegeben, in Sinsheim stand das Publikum geschlossen hinter Gündogan. Die Erdogan-Affäre scheint abgehakt. "Wenn die Zuschauer merken, dass man sich für die Nation opfert, springt der Funke wieder über", sagte der 27-Jährige.

Negativ

Die Chancenverwertung

In der Nations League geht es im Oktober auswärts gegen die Niederlande und Frankreich weiter. Da "müssen wir Ergebnisse liefern", sagte Müller. Sonst droht sogar der Abstieg. Hauptproblem: die Chancenverwertung. Gegen Peru wurden ein halbes Dutzend bester Gelegenheiten ausgelassen – speziell von Marco Reus, der als Mittelstürmer ebenso enttäuschte wie Leipzigs Werner. "Wir haben keinen, der der Torjäger Nummer eins ist", sagte Brandt. Seit Miroslavs Kloses Rücktritt 2014 gibt es keinen Knipser mehr. Und es ist auch keiner in Sicht.

Die Konteranfälligkeit

Das 0:1 gegen Peru erinnerte an viele schlimme Szenen der WM: Ein weit aufgerücktes deutsches Team, ein Ballverlust, totales Chaos – und ein Gegentor. Löw bekommt diesen Schwachpunkt nicht unter Kontrolle. "Die Balance stimmt noch nicht hundertprozentig. Dadurch waren wir im zweiten Durchgang hinten anfälliger", sagte der Bundestrainer. Vier Innenverteidiger wie gegen Frankreich sind eine Option. Doch vor allem müssen die Mittelfeldspieler nach Ballverlusten schneller nach hinten arbeiten.

Die Außendarstellung

Insgesamt ließen die Nationalspieler wieder mehr Nähe zu den Fans zu, schrieben unzählige Autogramme. Und doch: Es gibt Verbesserungspotenzial. Ein öffentliches Training fand nicht statt, das soll laut Löw im Herbst nachgeholt werden. Späte Anstoßzeiten sorgten genauso für Verärgerung wie hohe Ticketpreise. Der DFB hat noch einiges zu tun.

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