Neue Helden im DFB-Team gesucht
Paris - Ob Joachim Löw für einen Moment über dieses Szenario nachgedacht hat? Jedenfalls lag die Versuchung nahe. Sehr nahe sogar. Im Vorfeld des Testspiels der deutschen Nationalelf gegen Frankreich (Heute 20.45 Uhr ) trainierte Löws Mannschaft auf dem Gelände des FC Bayern an der Säbener Straße.
Nur ein Zaun trennte die deutschen Elitekicker von denen von Pep Guardiola. Unter ihnen auch er: Philipp Lahm, der Weltmeister-Kapitän, der nach dem großen Coup von Rio seinen Rücktritt erklärt hatte, und damit eine große Lücke in Löws Team hinterließ. Warum also nicht einfach rüberkommen und wieder bei uns mitmachen, Philipp? Man hätte Löw verstanden, wenn er in diesem Moment daran gedacht hätte.
Denn auch knapp anderthalb Jahre nach dem WM-Sieg ist es dem Bundestrainer noch nicht gelungen, Lahm adäquat zu ersetzen. Und nicht nur ihn: Auch der Rückzug der einstigen Leitfiguren Miroslav Klose und Per Mertesacker hat das DFB-Team mehr durcheinandergebracht, als vielleicht vorher vermutet wurde. Der Umbruch nach dem großen Triumph – das zeigte die wenig glanzvolle EM-Qualifikation – verläuft nicht gerade reibungslos.
„Die Hierarchie hat sich ein bisschen verändert“, sagt Löw. Dennoch gebe es weiter Spieler in seinem Team, die vorangehen würden: „Natürlich haben wir Führungsspieler.“ Neben Kapitän Bastian Schweinsteiger zählt der Bundestrainer auch die Abwehrstars Jérôme Boateng und Mats Hummels sowie Thomas Müller und Toni Kroos zu diesem Kreis.
Unstrittig ist aber, dass auf den Problempositionen der Nationalelf weiter nach Lösungen gesucht wird. Weniger in der Innenverteidigung, wo der Abschied Mertesackers durch Boateng, Hummels sowie die Jungstars Shkodran Mustafi und Antonio Rüdiger aufgefangen wurde. Umso mehr aber im Sturmzentrum und rechts in der Viererkette.
Paris: Entwarnung nach Bombendrohung im DFB-Hotel
Im Angriff, dem früheren Klose-Revier, durften sich nach dem WM-Sieg Thomas Müller, Mario Götze, André Schürrle, Kevin Volland und Max Kruse ausprobieren. Die Idealbesetzung tat sich bislang nicht hervor. Vielleicht könnte die ja Mario Gomez heißen. Der 30-Jährige wurde von Löw erstmals seit über einem Jahr wieder berufen, bei seinem neuen Klub Besiktas Istanbul scheint der Ex-Bayern-Stürmer Fitness und Torriecher wiedergefunden zu haben. Ob Gomez, der im Kombinationsspiel nicht die Stärken eines Klose vorweisen kann, allerdings auf Dauer Löws Ansprüchen genügt, bleibt abzuwarten.
Ähnliches gilt für die Rechtsverteidiger-Kandidaten. Hier kämpfen Emre Can (Liverpool), Matthias Ginter (Dortmund) und Sebastian Rudy (Hoffenheim) um den EM-Stammplatz. Könnte Löw wählen, würde er aber wohl noch immer Lahm bevorzugen. M. Koch