Nach Zoff mit Klopp: Breyer lenkt ein
Madrid -Oliver Kahn schmunzelte. Er war diesmal ganz sanft gewesen, fast schon brav. Der ehemalige Bayern-Torhüter hatte sich nach dem 0:3 der Dortmunder bei Real Madrid beim Zusammentreffen mit BVB-Trainer Jürgen Klopp im ZDF-Studio zurückgehalten, die Fehde von vor zwei Wochen führten die beiden diesmal nicht fort.
Und so haute Klopp – leicht ironisch – Kahn bei der Verabschiedung auf die Schulter, reichte ihm die Hand und meinte: „Olli, super heute, wir zwei. Da hat alles geklappt.“ Abgang Klopp. Für Jochen Breyer, den ZDF-Moderator, hatte Klopp nur ein süffisantes Lächeln übrig. Kein Shakehands. Kein Blick mehr, nichts. Nur Kopfschütteln. Ein bisschen Zoff muss sein – offenbar immer.
Das war passiert: Breyer (31), seit 2012 als Moderator der ZDF-Champions-League-Übertragungen vor der Kamera, hatte Klopp im Interview versucht, etwas zu locken, als es um einen Ausblick auf das Rückspiel kommenden Dienstag in Dortmund ging. „Ein 4:1 würde jetzt nicht mal reichen. Sie haben gerade schon gesagt, wir treten natürlich an. Aber die Sache ist durch, oder?“, fragte Breyer provokant.
Da blieb Klopp die Luft weg, er rang um die richtigen Worte und dann schoss es aus ihm heraus: „Wie könnte man mir Geld überweisen für meinen Job, wenn ich heute hier stehen würde und sagen: das ist ist durch? Ich wäre genauso so ein Doofie, wenn ich sagen würde, wir hauen die sicher weg“, giftete er den ZDF-Mann an. Im weiteren Disput sagte Klopp: „Auf doofe Fragen kann ich schon doof antworten – wie wir alle wissen.“ Danach schnaubte er: „Sind wir fertig?“ Als Breyer antwortete „Wir sind fertig, Sie dürfen gehen“, warf Klopp das Mikrofon auf den Moderationstisch. Und tschüß.
Am Tag danach war Klopp bemüht, die Wogen zu glätten: „Ich habe mit dem ZDF-Sportchef telefoniert. Jeder der mich kennt weiß, dass die Sache abgehakt ist.“
Und Breyer? Der ZDF-Mann entschuldigte sich, sagte zur „AZ“: „Ich muss zugeben, dass das schon eine dämliche Frage war. Ich habe eine Aussage getätigt, die da nicht hingehört. Das war mein Fehler.“ Und erklärte weiter: „Ich wusste sofort, dass das mega-unglücklich formuliert war.“ Noch in Madrid habe er seinen Fehler in der Nachbesprechung zur Sendung zugegeben.
Am Morgen nach der Sendung prasselte auf Breyer ein heftiger Shitstorm im Internet sowie ein eine Flut an Interviewanfragen ein. Breyer entschuldigte sich, sagte zu „derwesten.de“: „Mir tut es leid, wie es gelaufen ist. Ich könnte nicht weiter davon entfernt sein, provozieren zu wollen. Ich will einfach nur Interviews führen. Und das ist leider schief gelaufen. Ich wollte um Gottes Willen nicht provozieren.“ Aus seiner Sicht bleibe nichts hängen.
Kahn nannte Klopp „einen emotional trainer“ und warb um „Verständnis“. In so einem Stadion sei man als Trainer „vor 90.000 Zuschauern permanent einem Hochdruck ausgesetzt, richtige Entscheidungen zu treffen. Natürlich weiß Klopp, dass es so gut wie unmöglich ist.“
Was er ja zugegeben hatte. „Kaum war die Champions-League-Hymne verklungen, lagen wir schon hinten“, monierte Klopp. Mehr noch als die frühe Real-Führung durch Bale (3. Minute) machten jedoch die Treffer von Isco (27.) und Ronaldo (57.) zu schaffen. Das Halbfinale ist in weiter Ferne. Klopp hat fertig – mit dem BVB.
Aber wenn er angegriffen wird, wehrt er sich. Durch und durch.