Nach Finale der Fußball-WM 2022: Was bleibt von Katar?

"Für mich war die WM ein unglaublicher Erfolg in allen Bereichen", schwärmt der umstrittene Fifa-Boss Infantino. Das wird in vielen Ländern der Welt ebenso gesehen. Das Emirat plant schon den nächsten Coup.
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Die Skyline von Doha: An der Pracht-Promenade Corniche begingen die Katarer passend zum Traumfinale ihren Nationalfeiertag.
Die Skyline von Doha: An der Pracht-Promenade Corniche begingen die Katarer passend zum Traumfinale ihren Nationalfeiertag. © Nikku/dpa

Eine große Parade entlang der prachtvollen Promenade Corniche, Flugshows, Feuerwerke und das Traumfinale mit den beiden wichtigsten "Botschaftern" des Landes: Katar hat an seinem Nationalfeiertag genau das bekommen, was es wollte.

Prestigeträchtiges Multimilliardenprojekt

Aus Sicht des umstrittenen Gastgebers war es der perfekte Abschluss des prestigeträchtigen Multimilliardenprojekts, an dessen Ende das Emirat in gewisser Weise auch über den Titel jubeln durfte. Lionel Messi oder Kylian Mbappé? Welcher der beiden Stars von Katars Aushängeschild Paris St. Germain den WM-Pokal in den Himmel reckt, dürfte Emir Tamim bin Hamad Al Thani letztlich egal gewesen sein.

Argentinien oder Frankreich - Emir Al Thani und Fifa-Boss Gianni Infantino waren auf jeden Fall Gewinner.
Argentinien oder Frankreich - Emir Al Thani und Fifa-Boss Gianni Infantino waren auf jeden Fall Gewinner. © Tom Weller/dpa

Erfolg für Katar

Denn Hochglanzbilder gingen bereits zuvor um die Welt, allerhand Probleme wurden ausgesessen, dazu stärkte Katar – wie geplant – seine Position in einer konfliktgeladenen Region und der ganzen Welt. Von der "besten WM aller Zeiten" hatte Gianni Infantino schon vor Monaten geschwärmt, und natürlich verlor er sich auch diesmal in Superlativen. "Für mich war die WM ein unglaublicher Erfolg in allen Bereichen", lobte der Weltverbandsboss – wie so viele in diesen Tagen im Fifa-Kosmos.

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Warnung von Menschenrechtlern

Doch was bleibt von Katar? "Der Fortschritt wird nicht mit dem Schlusspfiff enden", beteuerte WM-Chef Hassan Al-Thawadi am Sonntag bei Sky. Menschenrechtler jedoch warnen schon lange, dass oftmals unzureichend umgesetzte Reformen zurückgenommen werden könnten – im Arbeitssektor und der Gesellschaft.

"Leider" habe es für einige Fans Probleme gegeben, heißt aus dem Organisations-Komitee der Katarer: Gemeint sind die iranischen Anhänger.
"Leider" habe es für einige Fans Probleme gegeben, heißt aus dem Organisations-Komitee der Katarer: Gemeint sind die iranischen Anhänger. © Christian Charisius/dpa

Gleichgeschlechtlich Ehe bleiben verboten

Zum Widerstand in dem muslimischen Wüstenstaat gegen die Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen sagte Al-Thawadi: "Das ist etwas, das mit unseren religiösen Werten zu tun hat." Offen bleibt auch, wie es für die Arbeitsmigranten weitergeht. Ein Entschädigungsfonds der Fifa, wie ihn Menschenrechtsorganisationen fordern, ist nicht in Sicht.

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"Unabhängige Untersuchung" gefordet

Wenn es nach Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness geht, bleibt Katar im Fokus. Sie fordert gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und weiteren europäischen Verbänden eine "unabhängige Untersuchung" zahlreicher Todesfälle im WM-Kontext, die es gegeben haben soll.

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Ein katarischer Masterplan

"Wir dürfen das nach der WM nicht einfach hinter uns lassen", sagt Klaveness, die erneut nach Doha reisen will, damit sich Geschichte nicht wiederholt. Denn längst deutet sich an, dass die mit Abstand teuerste WM der Geschichte nur der vorläufige Höhepunkt in einem noch größeren katarischen Masterplan war.

Höchst zufrieden mit der Turnier-Bilanz: "Der Fortschritt wird nicht mit dem Schlusspfiff enden", beteuert WM-Chef Hassan Al-Thawadi.
Höchst zufrieden mit der Turnier-Bilanz: "Der Fortschritt wird nicht mit dem Schlusspfiff enden", beteuert WM-Chef Hassan Al-Thawadi. © Andreas Gebert/dpa

Olympia 2036 in Katar?

Im Hintergrund wird bereits der nächste große Coup vorbereitet. Das Ziel? Olympia 2036! Es erscheint durchaus möglich, dass das Scheinwerferlicht nur für kurze Zeit ausgeknipst wird. Katars Einfluss ist schließlich immens – und wächst immer weiter.

In der Sportwelt, aber auch in der Politik, wie nicht nur der jüngste Korruptionsskandal im EU-Parlament zeigt. Und ganz nebenbei nutzte das Emirat die WM demonstrativ zur Verbesserung der Beziehungen mit Saudi-Arabien, das 2030 als Kandidat für die Ausrichtung gilt.

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Die Kritik prallt an Katar ab

In den WM-Tagen ließen sich Katar und der Weltverband keineswegs von ihrem Weg abbringen. Nicht von den Stimmen aus der westlichen Welt seit der von Korruptionsvorwürfen begleiteten Vergabe, nicht von Diskussionen über "One Love", Regenbögen oder tote Arbeiter – und nicht von der Kritik am zweifelhaften Umgang mit Solidaritätsaktionen für die Protestbewegung im Iran. Al-Thawadi gab immerhin zu, es habe "leider" für einige Fans Probleme gegeben.

Großer Auftritt: Das Spiel um Platz drei wurde umrahmt von einem spektakulären Rahmenprogramm - so wie eigentlich alles bei dieser Gigantismus-WM.
Großer Auftritt: Das Spiel um Platz drei wurde umrahmt von einem spektakulären Rahmenprogramm - so wie eigentlich alles bei dieser Gigantismus-WM. © Tom Weller/dpa

Erfolgreiche Inszenierung

In der arabischen Welt wird Katars Inszenierung als Erfolg angesehen. Die umstrittenste WM der Geschichte dürfte in vielen Ländern, wie Infantino es versprochen hat, tatsächlich als die beste der Geschichte gesehen werden. Dort, wo all die Skandale und Probleme keine Rolle spielen.

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3 Kommentare
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  • Radio Pähl am 19.12.2022 01:16 Uhr / Bewertung:

    Endlich ist sie vorbei, diese WM der Schande! Dieses inszenierte Schauspiel der Eitelkeiten, der Großprotze und Misanthropen! Wir haben sie ja die ganze Zeit schon boykottiert, diese Klimavernichter und Sklavenhalter, diese lustfeindlichen Schwulenhasser und arroganten Beduinenkaiser. Und das liegt nicht daran, weil wir uns als Harzer kein Qatar leisten können und weil die FIFA Spiele an die Telekom verkauft hat! Nein, nein, nein! Weil wir eine Moral haben, Anhänger der reinen Leere sind und nichts mehr hassen als Intoleranz und Rassismus. Mit Feuer und Schwert sollten wir Ihnen Menschlichkeit und Humanität beibringen! Wir kennen zwar nur Malle und Jesolo, aber wir allein wissen, wie wir die Welt gut und schön und zu einem Paradies machen können! Wir sind die Guten und der Rest ist Schei...!

  • Radio Pähl am 19.12.2022 14:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Radio Pähl

    Möglicherweise mag obiger Beitrag den einen oder anderen irritieren! Der Text ist allerdings überhaupt nicht ironisch gemeint, sondern triefend sarkastisch!

  • brauxtnix am 18.12.2022 21:06 Uhr / Bewertung:

    Jetzt kommt erst mal eine Formel 1 Piste, dann die Olympischen Winterspiele, WM im Sandkuchen backen, WM in Sandkörner Weitwurf, im Sommer die Ironman WM durch die Wüste, Beduinenweitwurf und Wettlauf WM gegen Kamele. Toll, es gibt noch so viele Weltmeisterschaften für Katar.
    Natürlich, auch die Olympischen Sommerspiele.
    Jeder will Gas von Katar, somit fliessen die Milliarden.

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