Löw: "Wir werden die Gruppe gewinnen"

Trotz einer leichten Erkältung und Halsschmerzen hat Joachim Löw das Abschlusstraining der Nationalelf für das dritte EM-Spiel gegen Nordirland geleitet. Die obligatorische PK fand ohne den Bundestrainer statt.
Paris - Wegen einer leichten Erkältung und Halsschmerzen hat Bundestrainer Joachim Löw auf die obligatorische Abschluss-Pressekonferenz am Tag vor dem letzten EM-Gruppenspiel gegen Nordirland (Dienstag, 18.00 Uhr/ARD) verzichtet. Beim anschließenden Abschlusstraining stand Löw aber auf dem Platz.
Die Teilnahme an der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel ist laut UEFA eigentlich verpflichtend. Die UEFA erklärte jedoch auf SID-Anfrage, auf eine Geldstrafe für den Bundestrainer zu verzichten.
Der 56-Jährige wurde durch seinen Assistenten Thomas Schneider vertreten. Mats Hummels ersetzte zudem den ursprünglich vorgesehenen Mesut Özil auf der Pressekonferenz, die wegen des Verkehrs in Paris mit zehn Minuten Verspätung begann.
Führungsspieler sorgen weiter für Gesprächsstoff
Das erste Ziel heißt Lille. Der Weltmeister will mit Raffinesse und Selbstbewusstsein als Gruppensieger ins Achtelfinale stürmen - doch vor dem abschließenden EM-Vorrundenspiel am Dienstag gegen Nordirland (18 Uhr/ARD und im AZ-Liveticker) wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf ihrem Weg vom beschaulichen Evian nach Paris weiter von der Debatte um die Führungsspieler verfolgt.
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Während Bundestrainer Joachim Löw auf die Kritik gelassen reagiert, ging Sami Khedira vor dem Gruppen-Finale im Pariser Prinzenpark ungewohnt forsch in die Offensive. "Dass man bei so vielen Persönlichkeiten, die führen wollen und führen können, eine Führungsspieler-Debatte anfängt, ist ja Comedy", sagte der 62-malige Nationalspieler dem kicker. Noch nie sei eine DFB-Elf "so breit" aufgestellt gewesen, "was Führungsspieler betrifft".
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Auch die Einschätzungen, dass Deutschland seinen bei der WM in Brasilien gezeigten spielerischen Glanz verloren habe, nannte der Khedira (29) "plumpe Urteile". Man könne von der DFB-Auswahl "nicht erwarten, dass wir gegen solch defensiv eingestellte Mannschaften wie die Ukraine oder Polen Feuerwerke abbrennen".
Abschlusstraining im Prinzenpark. #NIRGER #JederFuerJeden #EURO2016 pic.twitter.com/wSvohRTpcI
— Die Mannschaft (@DFB_Team) 20. Juni 2016
Der Bundestrainer ist nach wie vor von seiner Strategie überzeugt und lässt trotz des holprigen Starts in die EURO keine Zweifel am Gruppensieg. "Wir wollen gegen Nordirland gewinnen - und wir werden gewinnen. Wir werden die Gruppe gewinnen", sagte ein entschlossener Löw vor der Abreise am Montagvormittag.
Damit es gegen die Nordiren besser läuft, könne es "durchaus Veränderungen geben. Darüber mache ich mir meine Gedanken", sagte Löw. Zittern um ihren Stammplatz müssen Rechtsverteidiger Benedikt Höwedes (28), Mittelfeldspieler Julian Draxler (22) und WM-Held Mario Götze (24). Hoffnungen dürfen sich EM-Neuling Joshua Kimmich oder Emre Can als Höwedes-Ersatz, André Schürrle und Mario Gomez machen. Aber auch der bislang noch glücklose Thomas Müller (26) ist als Spitze ein Thema.
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"Wir müssen aus unterschiedlichen Positionen in der Spitze präsent sein und nicht nur mit einem sturen Mittelstürmer spielen. Wenn wir dem Gegner so Stress bereiten, können wir Tore machen", forderte Löw von seinen Offensivkräften. Grundsätzlich sieht der Bundestrainer aber "kein Problem in unserer Offensive".
Dies beurteilt der in bislang sieben EM-Spielen torlose Müller ähnlich. "Wir wünschen uns offensiv natürlich mehr Durchschlagskraft und mehr Torchancen. Wir erarbeiten uns als Mannschaft Möglichkeiten, die versuchen wir am Dienstag umzusetzen. Wir sind nicht beunruhigt", sagte der 26-Jährige.
"Spieler sehen das ganz nüchtern"
Gegen kampfstarke Nordiren werde es aber "keinen Spaziergang" und auch "kein Schützenfest" geben, fügte Müller hinzu und warnte vor überzogenen Erwartungen: "Wir wollen gewinnen, wir sind der Favorit gegen Nordirland. Wir können es aber nicht garantieren." Götze machte hingegen deutlich: "Wir werden eine Lösung finden. Wir haben viel vor und wollen die Gruppe gewinnen."
Dass der Weltmeister bislang in Frankreich mehr gerumpelt als geglänzt hat, ist nach Ansicht von Müller, Götze oder auch Oliver Bierhoff kein Gradmesser für den weiteren Turnierverlauf. "Wir können einschätzen, wie die Situation ist, woran wir arbeiten müssen und womit wir nicht zufrieden sind - ganz unabhängig von der Außenwahrnehmung", sagte der Teammanager.
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Besonderen Druck sieht Bierhoff nicht. "Jeder weiß, dass wir noch zulegen müssen. Die Spieler sehen das ganz nüchtern, kennen ihre Stärke und wissen, dass sie das Achtelfinale jetzt gegen Nordirland klar machen müssen", sagte er.
An der taktischen Ausrichtung werde der Weltmeister aber festhalten. Man sei, so Bierhoff, "auch weiter keine Mannschaft, die gegen defensive Teams die Brechstange benutzt. Wir müssen unser hohe technische Qualität nutzen, um uns Räume zu erarbeiten, auch wenn sie noch so klein sind."