Geldsegen: DFB verlängert mit Adidas
Der Deutsche Fußball-Bund und Ausrüster Adidas werden ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit wie erwartet fortsetzen. Man habe den Vertrag bis 2022 verlängert, teilte DFB-Präsident Reinhard Grindel am Montag mit.
Paris - Ein Quantensprung für den Weltmeister: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich im Ausrüstungspoker wie erwartet erneut für Adidas entschieden und den 2018 auslaufenden Vertrag mit dem Sportartikel-Hersteller aus Herzogenaurach vorzeitig bis 2022 verlängert.
Der DFB kassiert nun 50 Millionen Euro pro Jahr - und damit doppelt so viel wie bislang.
Der alte Deal mit dem langjährigen Partner aus Herzogenaurach, der noch bis 2018 galt, brachte dem DFB jährlich etwa 25 Millionen Euro ein. "Es waren die transparentesten, anspruchsvollsten und wirtschaftlich erfolgreichsten Verhandlungen in der Geschichte unseres Verbandes", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel am Montag bei der pompös inszenierten Präsentation der Einigung am Fuße des Eiffelturms im Herzen von Paris.
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— DFB (Verband) (@DFB) 20. Juni 2016
Der neue Mann an der Spitze des Verbandes versprach: "Wir werden das Geld nutzen, um den DFB und den deutschen Fußball besser zu machen." Adidas-Boss Herbert Hainer, der die Summe von 50 Millionen Euro/Jahr selbst nannte, meinte: "Wir gehören zusammen, weil sowohl der DFB mit seinen Nationalmannschaften als auch wir als globales Sportartikelunternehmen Deutschland hervorragend in der Welt präsentieren." Er kündigte an, "wieder mehr Produktion nach Deutschland" zu holen: "Geplant ist, dann auch das DFB-Trikot direkt in unserem Heimatmarkt zu fertigen."
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Mit dem Vertrag liegt der DFB in etwa auf einem Niveau mit Bundesliga-Krösus FC Bayern, der - ebenfalls von Adidas - bis 2030 jährlich 60 Millionen Euro kassiert. Die Zeiten, in denen Vereinsmannschaften aufgrund der stärkeren Präsenz in den Medien von Hause aus höher dotierte Verträge erhielten, scheinen damit endgültig vorbei.
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Dass für den DFB möglicherweise noch deutlich mehr drin gewesen wäre, zeigt ein Blick nach Spanien. Dort hatte der FC Barcelona Ende Mai seine Zusammenarbeit mit Nike bis ins Jahr 2028 verlängert, dem US-Unternehmen war der Deal etwa 100 Millionen Euro pro Saison wert.
Nike schaut wieder in die Röhre
Die Amerikaner hatten sich auch intensiv um den DFB bemüht, gingen aber wie bei der letzten Vertragsverlängerung 2007 leer aus. Dabei wäre deren Paket womöglich noch lukrativer gewesen und hätte weitere Zugeständnisse beinhaltet. So hätte es die Trikots der Weltmeister wohl nur noch in ausgesuchten Nike-Stores oder eben über den DFB gegeben.
Dennoch entschied sich der Verband wieder für Altbewährtes - auch, weil sich der deutsche Hersteller in über 60 Jahren stets als verlässlich erwiesen hat. In dieser Zeit waren die meisten Vertragsverlängerungen ohne große Reibereien über die Bühne gegangen. Doch seit der große Rivale Nike mit der Heim-WM 1994 sein Engagement im Fußball massiv ausgeweitet hat, rückt der US-Riese seinem Widersacher in dessen Kerngeschäft immer stärker auf die Pelle.
Spätestens seit 2007 beschäftigt man sich beim DFB intensiv mit einem möglichen Herstellerwechsel. Damals hatte Nike rund 500 Millionen Euro geboten und die Adidas-Offerte mal eben um das Doppelte überboten. Nur eine Entscheidung eines unabhängigen Schiedsgerichts, wonach der Kontrakt mit Adidas nach einer mündlichen Vereinbarung aus dem Sommer 2006 bereits verlängert worden war, stand dem Wechsel seinerzeit im Weg.
Es begann mit dem "Wunder von Bern"
1949 war die offizielle Geburtsstunde von Adidas. Schon fünf Jahre später folgte der erste große Marketing-Coup. Die wichtigsten Stationen...
1949: Am 18. August wird das Unternehmen "Adolf Dassler adidas Sportschuhfabrik" im Handelsregister in Fürth eingetragen. In diesem Jahr werden auch die drei Streifen als Markensymbol eingeführt.
1954: Durchbruch für Adidas - die deutsche Mannschaft trägt im WM-Endspiel Adidas-Schuhe mit auswechselbaren Stollen.
1970: Adidas stellt erstmals und seitdem ununterbrochen den Spielball bei den großen Fußball-Turnieren.
1989: Die Familie Dassler scheidet aus dem Unternehmen aus. Der Konzern wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
1998: Die Aktie wird in den DAX aufgenommen.
2001: Herbert Hainer wird Vorstandschef.
2007: Adidas bleibt bis 2018 für geschätzte rund 25 Millionen Euro pro Jahr DFB-Ausrüster. Die Nike-Offerte wird vom DFB abgelehnt.
2015: Mit den Olympischen Sommerspielen und der Europameisterschaft peilt Hainer für 2016 ein "neues Rekordjahr" an.
2016: Adidas und der DFB verlängern ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit bis 2022. Adidas zahlt dafür nach eigenen Angaben jährlich 50 Millionen Euro.