"Leroy ist bei 100 Prozent, schmerzfrei": Nagelsmann zeigt sich zuversichtlich vor Eröffnungsspiel
München - Genau 26 Stunden und 15 Minuten vor dem Anpfiff des EM-Eröffnungsspiels betrat Julian Nagelsmann den Pressekonferenz-Raum der Allianz Arena, das in diesen vier Wochen "Munich Football Arena" heißt. Ein Raum, groß wie ein Kino-Saal. Sehr gut besucht. Das Podium in den bunten Farben des Turniers gebrandet, die Uefa ist eingezogen in Fröttmaning. Nagelsmann, im weißen Hemd, nahm Platz und wer genau hinschaute, konnte hinter der Turnier-Wand mit den Sponsoren das Bayern-Wappen erkennen. Wie ein Schatten der Vergangenheit.
Erstmals nach seiner Entlassung als Bayern-Trainer im März 2023 nach nur 16 Monaten im Amt wird der Bundestrainer am Freitagabend (21 Uhr, ZDF, MagentaTV und im AZ-Liveticker) beim EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland wieder an der Seitenlinie stehen in der Münchner Arena. "Ich glaube, wir sind bereit. Ich habe einen guten Eindruck, ein bisschen Nervosität ist da. Aber das ist auch gut so." Man spiele zum Auftakt ein "sehr bedeutendes Spiel", der Bundestrainer sehe "in den Augen der Spieler viel Zuversicht. Die Erwartungshaltung ist extern wie intern identisch: Wir wollen einen Sieg im ersten Spiel. Der Glaube an uns selbst hilft extrem."
"Leroy ist bei 100 Prozent, schmerzfrei. Er kann zu 100 Prozent eingesetzt werden"
Alle 26 Spieler seien "kerngesund, bereit und gut präpariert. Ich kann aus dem Vollen schöpfen." Gilt das auch für Bayern-Profi Leroy Sané, der sich im letzten Drittel der Saison mit schmerzhaften Schambeinproblemen herumgeschlagen hatte? "Leroy ist bei 100 Prozent, schmerzfrei. Er kann zu 100 Prozent eingesetzt werden." Als Joker. Denn: die Startelf steht – und der Bundestrainer steht zu seinem zuletzt viel kritisierten Torhüter Manuel Neuer: "Manuel und ich wissen, wie Medien funktionieren und dass sie ihren Job machen müssen. Ich finde schon, dass es nach meinem Statement etwas ruhiger um ihn geworden ist. Manu hat mein Vertrauen und wird seinen Job machen."
Zwischendrin schaute Nagelsmann irritiert und äußerte dann auch seinen Unmut über das Stimmengewirr im Hintergrund des Pressekonferenz-Raumes. "Es ist unfassbar laut. Es könnte einen Tick leiser sein hier. Danke!" Kam an, kurz darauf meinte er: "Jetzt ist es ruhiger, das ist ja wie in der Schule."
Nagelsmann an die Fans: "Wir müssen den Heimvorteil nutzen. Bitte morgen alle sehr, sehr laut sein"
Am Freitagabend dagegen kann es Nagelsmann nicht laut genug sein. An die deutschen Fans unter den 66.000 Zuschauer richtete der 36-Jährige einen eindringlichen Appell: "Wir müssen den Heimvorteil nutzen. Bitte morgen alle sehr, sehr laut sein. Ich bin schon ein bisschen nervös, aber das ist nicht dramatisch, das war ich auch vor jeder Mathe-Aufgabe. Da hat es nicht so gut geklappt, ich hoffe, morgen wird es besser."
Nagelsmann, der als jüngster deutscher Turniertrainer der Geschichte das DFB-Team zum Titel führen soll, gab zu, ganz persönlich eine gewisse Nervosität und Anspannung zu verspüren. Auf der Fahrt im Bus zur Pressekonferenz saß er neben seinem Assistenztrainer Benjamin Glück, der ihn begleitete und im Auditorium saß. Er schrieb seinem Nebenmann eine WhatsApp, weil er – Zitat – seine "gute Playlist" nicht unterbrechen wollte. "Es ist schon verrückt: Ich komme aus einem 700-Seelen-Dorf, bei ihm sind es vielleicht 1200. Beide Ortschaften haben mehr Kühe als Einwohner. Und jetzt haben wir morgen die Eröffnung der Heim-EM in München, da bewegt einen schon große Vorfreude."
Nagelsmann kommt aus Issing, einem Ortsteil der Gemeinde Vilgertshofen bei Landsberg am Lech. Benjamin Glück stammt aus Ohlstadt bei Garmisch-Partenkirchen. Dort wird man besonders mitfiebern.