Hummels: Der Kaiser im magischen Defensiv-Dreieck
Évian - Seine persönliche Angst-Begegnung hat Mats Hummels bereits hinter sich.
Schon am trainingsfreien Dienstag machte der Innenverteidiger der deutschen Nationalmannschaft die Grenzerfahrung der Selbstüberwindung. "Es war mein erster Zehnersprung. Ich hatte Schiss ohne Ende, als ich da oben stand", sagte er am Tag danach und witzelte: "Ich wäre nicht gesprungen, wenn die Treppe runter nicht noch furchteinflößender gewesen wäre."
Die Vergangenheit interessiert Hummels nicht
Am Samstag (21 Uhr, ARD und im AZ-Liveticker) trifft der 27-Jährige mit der DFB-Elf nun auf Italien. Keine Frage: Nach der Angst-Begegnung ist Hummels nun bereit für den Angstgegner, den Deutschland noch nie bei einem großen Turnier besiegen konnte.
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Oder etwa doch nicht? "Ich habe erst einmal gegen Italien bei einem Turnier gespielt, das war 2012", sagte Hummels über das EM-Halbfinale, das mit 1:2 verlorenging. Hummels erinnerte daran, dass er gemeinsam mit Manuel Neuer, Jérome Boateng, Sami Khedira und Co. Italien 2009 im Halbfinale der U21-EM geschlagen hatte. Und auch in den jüngsten Testspielen (zuletzt 4:1) habe Deutschland eine ganz gute Bilanz vorzuweisen. "Italien ist wie wir eine Turniermannschaft", sagte Hummels, "aber was 1980 war, hat für uns keine Bedeutung."
Libero, Boss und Kaiser
Dennoch gilt es für ihn und seine Teamkollegen, nun endlich den Italien-Fluch zu besiegen. Hummels fällt dabei eine besondere Rolle zu. Denn gemeinsam mit Neuer und Boateng bildet er das magische Defensivdreieck, das Herzstück des deutschen Teams: Manu, der Libero, Boss Boateng und der neue Kaiser Hummels ("Le Monde"). Neuer hat in den ersten vier EM-Spielen noch keinen einzigen Gegentreffer kassiert, könnte mit einem weiteren Zu-Null-Spiel einen ewigen deutschen Rekord aufstellen.
Das Auftaktmatch gegen die Ukraine hatte Hummels aufgrund eines Muskelfaserrisses noch verpasst. Im schwierigsten Vorrundenspiel gegen Polen mit Topstürmer Robert Lewandowski startete er ins Turnier und fügte sich nahtlos an der Seite seines Lieblings-Nachbarn Boateng ein. Als "entscheidenden Schritt für die weitere Europameisterschaft", wertete 96er-Champion Thomas Helmer das im AZ-Interview: "Die Gegner haben eine Menge Respekt vor den beiden."
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Für Franz Beckenbauer, den alten Kaiser, bilden sie sogar "das beste Innenverteidiger-Paar der Welt". Schon bei der WM 2014 war das Defensivduo mit Neuer einer der Schlüssel zum Titel. Die Aussicht auf ein dauerhaftes Zusammenspiel führte Hummels kürzlich auch als einen der Gründe für seinen Wechsel von Dortmund zum FC Bayern an.
Im Spiel gegen Italien gilt es für Hummels, Boateng und Neuer nun mit Graziano Pellè einen der bisher besten Stürmer der EM zu stoppen. Angsterfahrungen sammeln Hummels und Co. aber woanders.