Hitze in Charkiw: Aufguss für Oranje

Vor dem Klassiker schwitzen vor allem die Holländer, doch auch die DFB-Elf rüstet sich für die 30-Grad-Hitzeschlacht in Charkiw – sogar Eisfässer sind dabei.
Patrick Strasser |
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astian Schweinsteiger und Philipp Lahm, Weggefährten bei Bayern und dem DFB.
sampics/Matzke astian Schweinsteiger und Philipp Lahm, Weggefährten bei Bayern und dem DFB.

DANZIG Zwei Stunden Flug, fast zwanzig Grad Temperaturunterschied auf 35 Grad. Am Dienstagmittag landete der DFB-Tross im ostukrainischen Charkiw und bezog Quartier im Trainingszentrum des Erstligisten Metalist. Diesen Sporthotel-Komplex werden die Nationalspieler nur selten verlassen bis zum Anpfiff des zweiten Gruppenspiels gegen die Holländer am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF live). Denn es ist heiß, unangenehm schwül, die Steigerung zu Lemberg. „Ich fand die Schwüle extrem”, sagte Kapitän Philipp Lahm und versuchte, seine magere Leistung beim 1:0 gegen Portugal mit der stickigen Luft zu erklären: „Ich habe mich sehr schwer getan.”

Was wird dann erst am Mittwoch? Im direkten Duell mit Arjen Robben? Die Vorhersage, rein meteorologisch: Der Spieltag wird der heißeste Tag der Woche mit strahlendem Sonnenschein und bis zu 35 Grad. Selbst am Abend zum Spielbeginn um 21.45 Uhr Ortszeit erwartet man noch nahezu 30 Grad. Eine Hitzeschlacht. Von einer „Dampfsauna” hatte Lukas Podolski nach dem Auftaktspiel gesprochen.

Nun steigt die Partie gegen den Erzrivalen im heimlichen dritten Austragungsland dieser EM: in einer finnischen Blockhaussauna. Die Holländer verloren im Metalist-Stadion, früher Traktor genannt, ihre Auftaktpartie mit 0:1 gegen Dänemark, ihnen wurde heiß und kalt. Eine weitere Pleite würde das vorzeitige Aus bedeuten, sie dürften jetzt schon schwitzen, haben erhöhten Druck. Ein ordentlicher Aufguss für Oranje würde deren Angstschweiß noch verstärken. Und das DFB-Team wäre so gut wie im Viertelfinale.

„Holland gegen Deutschland, das ist immer Emotion und Spannung”, meinte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff. Klar: Das speist sich aus den legendären Duellen der Vergangenheit samt kühlender Speichelzufuhr von Frank Rijkaard in die Matte von Rudi Völler anno 1990 im hochsommerlichen Mailand.

Zuletzt besiegte Löws Team Holland im November in Hamburg mit 3:0, dominant und von sich selbst berauscht. Ein Testspiel, klar, aber eines, das Grenzen aufzeigte. „Es wird viel härter zugehen”, glaubt Bierhoff, „der Druck ist groß. Wir wissen, dass das für die Holländer ein kleines Finale ist.” Die Hitze der Schlacht kommt zum Klima obendrauf.

Die medizinische Abteilung des DFB ist vorbereitet. Trinken, trinken, trinken ist die Losung – vor, während und nach dem Spiel: Wasser und elektrolytische Getränke. „Vor Anpfiff und in der Halbzeit kann man kühlen, was logistisch natürlich eingeschränkt ist wegen der zeitlichen Abläufe”, sagte Team-Internist Tim Meyer. Der französische Mannschaftsarzt Fabrice Bryand ließ zum Spiel in Donezk 26 Kühlwesten und eine Kältekabine mitnehmen. In der Halbzeit mussten die Franzosen in die Westen rein, gefüllt mit eineinhalb Kilogramm Eis.

Im DFB-Lager hat man Eisfässer dabei, die man seit 2006 nur zur schnelleren Regeneration nach Hitzespielen nutzte. Diesmal kommen sie bei Bedarf in der Pause zum Einsatz. „Es ist noch anstrengender, die 90 Minuten voll da zu sein, weil man körperlich angestrengt ist", meinte Mats Hummels nach der ersten Partie, „das hat uns schon ein bisschen überrascht.” Bundestrainer Joachim Löw lässt keine Ausreden zu: „Wir haben die gleichen Bedingungen wie die Holländer. Wir können das nicht ändern, müssen damit klar kommen.” Also: Ball und Gegner laufen lassen. Denn: Der Ball schwitzt nicht.

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