Gegentor als "Warnhinweis": DFB-Team darf fliegen, aber nicht abheben

Die deutsche Nationalelf startet furios in die EM, dennoch mahnen Nagelsmann und vor allem Müller, der kein "Emotionsgedusel" will – und an die miese DFB-Bilanz bei zweiten Gruppenspielen erinnert.
Patrick Strasser |
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Friede, Freude, Fahnenmeer: Die Euphorie hat die Fans erfasst.
dpa 2 Friede, Freude, Fahnenmeer: Die Euphorie hat die Fans erfasst.
Vorsicht vor dem Dämpfer: Asamoah Gyan (r.) feiert mit seinen Teamkollegen Ghanas Führungstreffer gegen das DFB-Team bei der WM 2014. Miroslav Klose rettete später noch das 2:2.
IMAGO / Xinhua 2 Vorsicht vor dem Dämpfer: Asamoah Gyan (r.) feiert mit seinen Teamkollegen Ghanas Führungstreffer gegen das DFB-Team bei der WM 2014. Miroslav Klose rettete später noch das 2:2.

München - Der Familientag im Quartier der Nationalmannschaft rundete den begeisternden Auftakterfolg gegen die Schotten ab. Nach dem 5:1 von München durften die Familien der Spieler mit auf das "Homeground"-Gelände, auf dem am Samstag die 75-Jahr-Feier von DFB-Partner adidas stattfand. Bei der Party des Sportartikelherstellers mit rund 18.000 Mitarbeitern und geladenen Gästen (unter anderem der ehemalige CEO und heutige Bayern-Präsident Herbert Hainer) wurden Thomas Müller, Manuel Neuer und Jonathan Tah, die Überraschungsgäste auf der Bühne, besonders gefeiert.

Nach Kantersieg gegen Schottland: DFB-Team im Glücksgefühlbad

Am Sonntag hieß es jedoch Abschied nehmen von den Liebsten. Bundestrainer Julian Nagelsmann, der sich als einer von vielen am Samstag ein paar Kugeln Eis beim Stand von Starkoch Tim Mälzer gegönnt hatte, läutete den Countdown ein für das zweite Gruppenspiel am Mittwoch in Stuttgart gegen Ungarn (18 Uhr, ARD/MagentaTV).

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Der Fokus um 180 Grad gedreht, aber mit den Bildern im Kopf vom Freitag. Die Ehrenrunde war ein einziges Glücksgefühlbad in der Menge. Die Stadionregie spielte "Major Tom", die neue Partyhymne der deutschen Fans. Auf den Tribünen sowie auf dem Rasen waren alle "völlig losgelöst" vom Druck und der Last des Auftaktspiels einer Heim-EM. Das 1:0 von Florian Wirtz löste den Kickstart aus, der in einen Rausch mündete. Das 5:1 war der höchste Sieg der deutschen EM-Historie.

Gündogan warnt nach Gegentor: "Dürfen keinen Schritt weniger machen"

Friede, Freude, Fahnenmeer? Nicht nur. Da waren auch Fehler. Dass die insgesamt doch recht harmlosen Schotten, seit der Roten Karte für Ryan Porteous aufgrund des herben Fouls an Ilkay Gündogan kurz vor der Pause in Unterzahl, zum 1:4-Anschlusstreffer kamen, war Pech. Antonio Rüdiger bekam den Ball nach einem Freistoß der Bravehearts unglücklich an den Kopf und lenkte ihn ins eigene Tor. Dennoch bezeichnete Kapitän Gündogan den Gegentreffer als "Warnhinweis", mahnte: "Wir dürfen keinen Schritt weniger machen in den nächsten Spielen."

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Als "einzigen in der Kabine, der nicht so gut gelaunt ist", machte Nagelsmann Standardtrainer Mads Buttgereit aus und drehte die kollektive Verärgerung ins Positive: "Dass sich die Mannschaft sehr über das Gegentor aufgeregt hat, ist bei 4:0 ein gutes Zeichen." Für den 36-Jährigen war das 5:1 "nur ein erster, aber ein sehr guter und wichtiger Schritt. Es bringt jetzt nichts, wenn wir den Betrieb einstellen, sondern wir müssen weitermachen."

Traum-Auftakt gegen Schottland "eben nur der Auftakt"

Möchte da einer den kollektiven Glücksrausch unterbinden, gar stoppen? "Am Ende bin ich weit davon weg, ein Mahner zu sein. Es macht wenig Sinn, jetzt zu viel zu bremsen", erklärte Nagelsmann, der lieber in der realistischen Spur bleiben wollte: "Wir wissen, wir haben ein Spiel gewonnen, aber wir müssen mindestens noch eins gewinnen." Um auf jeden Fall ins Achtelfinale zu kommen, wozu schon ein Punkt aus den nächsten beiden Partien reichen könnte.

Für Müller war das 5:1 eine "Explosion", doch der Routinier weiß mit seinen 130 Länderspielen in seinem achten Turnier, dass es "eben nur der Auftakt war. Rückschläge kommen auch schneller als man denkt. Deswegen: Genießen und trotzdem auf dem Boden bleiben." Übersetzt: Fliegen, aber nicht abheben. Und das bei der aktuellen Euphorie im Lande? "Es geht nicht ums Gefühl, es geht um die Punkte. Wir hatten immer tolle Gefühle, aber dann haben wir gegen Ghana 2:2 gespielt, gegen Serbien verloren 2010." Womit er die meist kniffligen zweiten Gruppenspiele meinte.

Vorsicht vor dem Dämpfer: Asamoah Gyan (r.) feiert mit seinen Teamkollegen Ghanas Führungstreffer gegen das DFB-Team bei der WM 2014. Miroslav Klose rettete später noch das 2:2.
Vorsicht vor dem Dämpfer: Asamoah Gyan (r.) feiert mit seinen Teamkollegen Ghanas Führungstreffer gegen das DFB-Team bei der WM 2014. Miroslav Klose rettete später noch das 2:2. © IMAGO / Xinhua

Bei der WM 2010 in Südafrika folgte auf das 4:0 gegen Australien der 0:1-Dämpfer gegen Serbien. Vier Jahre später in Brasilien verpasste man im Auftaktspiel den Portugiesen eine 4:0-Abreibung, tat sich dann beim 2:2 gegen Ghana schwer. Müller weiter: "Dieses Emotionsgedusel ist zwar ganz nett, aber es trägt dich keiner durchs Turnier. Du musst die Spiele gewinnen." 2010 erreichten Müller & Co. das Halbfinale, 2014 wurden sie Weltmeister. Und diesmal?

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  • Der Pipopax am 16.06.2024 21:45 Uhr / Bewertung:

    Hier sind mehrere Mannschaften gut ins Turnier gestartet, nicht nur das DFB Team. Es empfiehlt sich, den Ball flach zu halten.

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