Franz, Konfuzius und die Winter-WM
Großer Promi-Auftrieb beim Camp Beckenbauer, einer Art Weltwirtschaftsgipfel des Sports. Fifa-Boss Blatter spricht Machtwort zur WM 2022
München - Weißwürste gab es zwar nicht, aber der Promi-Auflauf war so gewaltig wie bei der berüchtigten Weißwurst-Party am Vorabend des Hahnenkamm-Rennens im Stanglwirt zu Going. Kein Wunder, denn diesmal hieß der Gastgeber Franz Beckenbauer. Zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal veranstaltete der Kaiser, mit großer Unterstützung seines Managers Marcus Höfl, das „Camp Beckenbauer“, eine Art Weltwirtschaftsgipfels des Sports. „Eine illustre Runde“, wie Beckenbauer selbst fand, der nach fünf Stunden intensivster Diskussion doch matt wirkte, wie er zugab: „Beim Thema social media, also Internet, Facebook und so, das James Murdoch und Kai Diekmann referiert haben, habe ich ehrlich gesagt etwas die Konzentration verloren. Da ist mir der Konfuzius schon lieber.“
Bei allerbestem Kaiserwetter hatten sich Beckenbauer & Friends unter der Moderation von Sabine Christiansen zu den großen Themen des Sports Gedanken gemacht, also zu Olympia und zur Fußball-WM. Für Nachrichtenwert sorgte Fifa-Chef Sepp Blatter, der in der ihm eigenen Nonchalance verfügte, dass die WM 2022 in Katar nicht im Sommer, sondern im Winter stattfinden wird. „und das Komitee wird mir sicher folgen“, meinte der Allmächtige und fügte an: „Auch die Kataris werden irgendwann 'Danke, danke' sagen.“
Bei der WM-Vergabe im Dezember 2010 hatte Katar den Zuschlag für die WM-Endrunde allerdings für den Sommer 2022 erhalten. Nun aber ist Blatter ist indes zu dem Schluss gekommen, dass man „bei dieser Hitze nicht im Sommer spielen kann. Und wir müssen Rücksicht nehmen auf die Spieler“. Zum einen durch ein erneutes medizinisches Gutachten, zum anderen durch eine persönliche Erfahrung. „Ich war gerade im Nahen Osten, in Jordanien, Palästina und Israel“, sagte er: „Ich habe gesehen, welche Hitze in diesen Ländern herrscht, und dort ist es nicht so heiß wie in Katar.“ Es sei „zwar möglich, ein Stadion abzukühlen, aber nicht ein ganzes Land“.
Beim Stanglwirt ging es weniger hitzig zu, selbst bei diesem Thema wurde cool debattiert. Ganz neu ist diese Idee der Winter-Variante ja nicht: Beckenbauer erinnert daran, dass er einst der erste gewesen sei, der empfahl: „Dann spuit's hoit im Winter!“ So wird es nun kommen, was bedeutet, dass der bis 2018 gültige internationale Terminkalender gewaltig umgestrickt werden muss. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach pflichtet Blatter bei: „In dieser Klarheit habe ich das noch nicht von ihm gehört. Aber ich finde es absolut richtig“, sagte Niersbach und schob ein Aber hinterher: „Wir durchbrechen einen über Jahrzehnte bewährten Rhythmus. Der Spielplan muss geändert werden, das ist keine leichte Übung. Das müssen wir gemeinsam anpacken.“
Auch bei den anderen Themen war man sich wunderbar einig: Nachhaltigkeit bei Olympischen Spielen? Gaaaanz wichtig, meinte Noch-IOC-Vize Thomas Bach, der die Gelegenheit zum Wahlkampf in eigener Sache nutzte und kräftig gegen den angeblich reformunwilligen Noch-IOC-Chef Jacques Rogge wetterte. Den Segen des Kaisers bekam Bach natürlich auch: „Ich hoffe und bete für seinen Erfolg“, franzelte Beckenbauer in „Bild“: „Er ist der ideale IOC-Präsident.“
Der Gag des Abends ging auf Blatters Konto, der tatsächlich meinte: „Wir hatten noch nie so viele Leute auf der Straße wie jetzt beim Confed-Cup in Brasilien.“ Egal, Camp-Erfinder Höfl freute sich über den Erfolg dieses „Forums auf Entscheider-Ebene“ und führte seine in schwarz gewandete Gattin Maria Höfl-Riesch zur Gala, begleitet von Entscheidern wie Uli Hoeneß, Liz Mohn, Günter Netzer, Florian Silbereisen, Oliver Bierhoff, Fedor Radmann, Hunold, Edmund Stoiber. Bloß dieser Konfuzius war nirgends zu sehen.