Flick, Mr. Feelgood: Nur auf der Rückreise geht es beim DFB chaotisch zu

Reykjavík - Morgenstund hat Glück im Mund. So erging es am Donnerstag Manuel Neuer, Serge Gnabry und Joshua Kimmich. Weil sich das Nationalspieler-Trio des FC Bayern für Plan B und ein ganz frühes Aufstehen in Reykjavík entschieden hatten.
Die drei nahmen nach dem 4:0 im WM-Qualifikationsspiel die Early-Bird-Maschine um 7.20 Uhr (Island ist zwei Stunden zurück) vom Flughafen Keflavík und landeten nach knapp vier Stunden um kurz vor 13 Uhr in München. Da saßen ihre Teamkollegen Niklas Süle, Leroy Sané, Jamal Musiala und Leon Goretzka immer noch in ihrem Flieger - in Edinburgh.
DFB-Stars sitzen stundenlang an Flughafen fest
Und das obwohl die Chartermaschine der litauischen Fluggesellschaft KlasJet noch vor Mitternacht von Reykjavík aus gestartet war und mit dem restlichen Team samt Trainer- und Betreuerstab um 5.50 Uhr in Frankfurt aufsetzen sollte. Doch der Flug KLJ2703 drehte vor der schottischen Küste ab, um in Edinburgh zu landen - wegen Wartungsarbeiten an der Maschine.
"Ein Sicherheitscheck", so der DFB via Twitter, alles laufe "sehr unaufgeregt, ruhig und professionell". Rainer Koch, Co-Interimspräsident des DFB, sagte: "Das war weder spektakulär noch eine Notlandung. Was der genaue technische Grund war, kann ich auch nicht sagen. Wir haben von etwaigen technischen Problemen nichts mitbekommen." Der Grund für den unplanmäßigen Stopp war ein defekter Notstromgene-
rator. Nach stundenlangem Warten brachte ein Ersatzflieger den übermüdeten Tross am frühen Donnerstagnachmittag in die Heimat. "Da kann man nichts machen, das ist blöd gelaufen", sagte DFB-Kapitän Neuer nach der Landung, "aber Sicherheit geht vor."
Salihamidzic nimmt Flugchaos gelassen: "Kann immer passieren"
Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic machte sich wegen der Verspätung des Quartetts keinen Kopf: "Dass die Jungs später kommen als erwartet, ist unglücklich, aber das kann immer passieren. Es ist nicht zufriedenstellend, dass sie ein bisschen in ihrer Regeneration gestört werden, aber das kriegen wir hin bis Samstag." Bis zum Topspiel bei RB Leipzig. Salihamidzic: "Es sind alles Profis." Fürwahr.
Die zwar mit schweren Beinen, aber einem guten Gefühl zurückkehrten. Durch das abgeklärte 4:0 bei den Isländern haben sie insgesamt neun Punkte in drei Partien für das Ticket zur Winter-WM 2022 in Katar eingesackt. Daraus resultierte die Tabellenführung mit vier Zählern Vorsprung vor Armenien.
Lediglich elf Tage arbeitete der neue Bundestrainer Hansi Flick nun mit der Nationalelf und schon sind nicht nur weiche Faktoren wie Selbstvertrauen, Zuversicht und ein Miteinander zurückgekehrt, sondern auch das Wichtigste: die sportliche Konstanz dank spielerischer Beständigkeit.
Der Flick-Fußball ist bereits zu erkennen
"Ich habe den Spielern gesagt: Ihr könnt mit breiter Brust zu euren Vereinen gehen, versucht, dort genauso Leistung abzurufen." Ein holpriges 2:0 gegen Liechtenstein, ein furioses 6:0 gegen Armenien, nun auf Island der dritte Pflichtsieg - Auftrag erfüllt. Mehr noch: "Die Art und Weise, wie wir spielen, ist ein Schritt nach vorne", sagte der ehemalige Bayern-Trainer Flick, "wir sind sehr, sehr happy mit der Entwicklung."
Zu erkennen sind: Die neue, aggressive Spielidee mit frühem Pressing auf die Gegner, um frühe Ballgewinne zu erzielen sowie die Variabilität in der Offensive (Gnabry und Timo Werner trafen je drei Mal, Sané zwei Mal, dazu Marco Reus und Talent Karim Adeyemi).
Der Neuanfang unter Hansi Flick ist gelungen
Er ist gelungen, der Neuanfang nach dem EM-Aus im Achtelfinale (0:2 gegen England) zum Abschluss der bleiernen Ära von Ex-Bundestrainer Joachim Löw. Ein Stimmungsumschwung in nur drei Spielen. Wie auch das gute Hansi-Gefühl, das die Bayern-Spieler von der gemeinsamen Zeit an der Säbener Straße mit 19 Monaten und sieben Titeln bereits persönlich kannten, die anderen Nationalspieler nur vom Hörensagen.
Nun haben sie erstmals die neue Wohlfühlzone à la Flick mit den vielen vertraulichen Gesprächen kennengelernt - und schwärmen sämtlich. Mister Feelgood, der Architekt des Umschwungs, glaubt, "dass die Mannschaft das mal gebraucht hat: drei Spiele, drei Siege, die letzten beiden mit sehr großer Überzeugung. Das tut gut und gibt Vertrauen in die eigene Stärke." Fortsetzung soll folgen.