FC Bayern: Jerome Boateng denkt an Abschied wie einst bei Toni Kroos

Kurz vor dem WM-Start kochen die Wechselgerüchte um Jérôme Boateng hoch, der Abwehrstar ist von Rummenigges Aussagen genervt. Warum er Bayern verlassen will – und was an den Fall Kroos erinnert
Maximilian Koch |
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Der Wirbel rund um Jerome Boateng erinnert frappierend an Toni Kroos im Jahr 2014.
firo/Augenklick Der Wirbel rund um Jerome Boateng erinnert frappierend an Toni Kroos im Jahr 2014.

Watutinki - Dass Toni Kroos am Donnerstagmittag neben Jérôme Boateng auf dem Podium der DFB-Pressekonferenz in Watutinki saß, passte ziemlich gut zu den Entwicklungen der vergangenen Wochen.

Vor vier Jahren, während der WM 2014 in Brasilien, hatte sich im Turnierverlauf immer deutlicher abgezeichnet, dass Kroos den FC Bayern Richtung Real Madrid verlassen würde. Der Spielmacher fühlte sich damals gekränkt, weil er von Klubseite nicht das gewünschte Gehalt zugewilligt bekam. Es ging Kroos nicht allein um Geld. Es ging ihm um Wertschätzung, die er bei Bayern nicht in ausreichendem Maße spürte.

Und damit sind wir bei Boateng im WM-Sommer 2018.

Boateng lotet Wechsel-Optionen bereits aus

Der Abwehrboss, der 2011 von Manchester City nach München kam, steht vor dem Abschied. Hinter den Kulissen lotet die Boateng-Seite nach AZ-Informationen bereits Optionen für einen Wechsel aus. Klar ist: Boateng (29) will noch einmal einen langfristigen Vertrag bei einem europäischen Topklub unterschreiben, die spanische und die englische Liga kommen für ihn in Frage.

Überraschend ist die Reaktion der Bayern: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge stellte Boateng öffentlich ins Schaufenster, erteilte ihm quasi die Freigabe. "Ich weiß nicht, wozu die Aussagen getätigt wurden", sagte Boateng am Donnerstag. Leicht irritiert, ziemlich genervt. "Wir sind hier bei der Nationalmannschaft, es steht eine WM an", ergänzte er. "Das ist das Thema für mich, das andere ist überhaupt kein Thema für mich."

Rummenigge hatte zuvor erklärt, dass ein Verkauf Boatengs bei entsprechend hoher Ablöse vorstellbar sei. "Wenn ein Verein kommt und er kundtut, dass er zu diesem Verein wechseln möchte, werden wir uns damit befassen", sagte er. Boatengs Berater, der frühere Bayern-Spieler und -Sportdirektor Christian Nerlinger habe den Klub darüber informiert, dass der Innenverteidiger Wechselgedanken habe. Rummenigge weiter: "Wir wissen daher, dass das Thema möglicherweise auf uns zukommen kann."

Rummenigge erteilt Lewandowski Wechselverbot

Interessant: Torjäger Robert Lewandowski, der wie Boateng einen Vertrag bis 2021 besitzt, bekam von Rummenigge erneut ein Wechselverbot auferlegt. Den Polen halten die Bayern-Bosse offenbar für unverzichtbar, Boateng, der in den vergangenen Jahren oft verletzt war, nicht. Auch deshalb ist das Verhältnis zwischen Abwehrstar und Klubführung schon länger unterkühlt.

2016 hatte Rummenigge Boateng hart kritisiert, ihm eine schlechte Einstellung vorgeworfen und gesagt, der Verteidiger müsse "wieder back to earth" kommen. Das saß bei Boateng und ist bis heute nicht vergessen.

Der Weltmeister hat allerdings noch weitere Motive für einen Wechsel. Da ist zum einen die Auslandserfahrung, die Boateng bei "Sky" als "interessant" bezeichnete. Bei einem noch populäreren Klub als Bayern könnte Boateng seine eigene Marke stärken. Außerdem hat er mit den Münchnern alles gewonnen.

Mehrere Spieler wollen Bayern verlassen

Und: Boateng treibt eine Sorge um. Wie die AZ erfuhr, hat vor allem das verlorene Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt Zweifel bei einigen Bayern-Spielern wachsen lassen, ob mit der aktuellen Mannschaft noch einmal der ganz große Wurf möglich ist, ein Triple, ein Champions-League-Triumph – oder ob es nicht doch an der richtigen Mischung im Kader fehlt, an der nötigen Motivation. Noch immer ist die 2013er-Mannschaft in ihrem Kern zusammen, Erneuerungen gab es nur punktuell.

Nach AZ-Informationen ist Boateng ist nicht der einzige Spieler, der Bayern verlassen will.

Während der WM soll das Thema aber zunächst ausgeblendet werden. Mehr Druck spüre er nun "überhaupt nicht", sagte Boateng: "Ich möchte so oder so eine gute WM spielen, das hat nichts mit meiner Situation zu tun, die ist so wie immer: Ich möchte dazu beitragen, dass wir eine sehr, sehr gute WM spielen, nicht mehr und nicht weniger."

Boateng erinnert an Kroos 2014

Im Nationalteam genießt er jene Rückendeckung, die er bei Bayern bisweilen vermisst. "Ein guter Jérôme Boateng ist extrem wichtig. Er ist ein Pfeiler, ein Leader in unserer Mannschaft", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der für das erste Gruppenspiel am Sonntag gegen Mexiko (17 Uhr) fest mit Boateng plant.

Der Abwehrboss selbst sieht sich nach seiner überstandenen Adduktorenverletzung auf einem guten Weg. Es werde "von Tag zu Tag besser", berichtete Boateng. Mit Blick auf das Mexiko-Spiel sei er daher "positiv" gestimmt. Auch Boateng weiß: Mit einer starken Situation würde er seine Situation auf dem Transfermarkt verbessern.

Ähnlich wie Kroos 2014. Vier Tage nach dem WM-Finale unterschrieb er damals bei Real Madrid. Als Weltmeister. Ob Boateng es Kroos nachmacht?

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