Ex-DFB-Boss Mayer-Vorfelder ist tot

Stuttgart - Der deutsche Fußball trägt Trauerflor: Der frühere DFB-Chef Gerhard Mayer-Vorfelder ist tot. Wie seine Familie am Dienstag mitteilte, starb der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes am Montag im Alter von 82 Jahren.
"Im Namen des DFB und auch ganz persönlich möchte ich seiner Frau Margit sowie seiner gesamten Familie mein tiefes Beileid aussprechen", erklärte der aktuelle DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in einer ersten Stellungnahme.
"Ich habe ihn in all den Jahren immer als gradlinigen, entschlossenen und kompetenten Menschen kennen gelernt, der sich mit viel Engagement für den Sport eingesetzt hat und dabei immer die Bedürfnisse der Spieler im Blick hatte."
Lesen Sie hier: Mayer-Vorfelder in Zitaten
Gerhard Mayer-Vorfelder ist immer seinen Weg gegangen. Der langjährige Spitzenfunktionär war ein kampflustiger Machtmensch. "MV" sagte einmal über sich selbst: "Ich bin ein Stück stolz darauf, dass ich mich in all den Jahren nicht habe verbiegen lassen."
Er hat immer gerne polarisiert. "Ich bin fast täglich im Schützengraben gestanden, um mich herum sind die Giftpfeile geschwirrt", sagte der Machtmensch und Multifunktionär einmal über seine tagtäglichen Kämpfe. Egal ob als Präsident des Bundesligisten VfB Stuttgart und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) oder als CDU-Minister im Ländle - Mayer-Vorfelder kannte sich mit extremem Gegenwind aus.
Lesen Sie hier: Reaktionen auf den Tode von "MV"
Und der Jongleur der Macht verstand es blendend, sich jahrelang in den diversen Spitzenpositionen zu halten. Taktisches Gespür, glänzende Vernetzung, immenses Stehvermögen - das waren nur drei Zutaten, die der knallharte und auch kompromisslose Konservative einsetzte.
Der #DFB trauert um Gerhard Mayer-Vorfelder. Der Ehrenpräsident ist am Montag im Alter von 82 Jahren gestorben. pic.twitter.com/CswZQp97Q4
— DFB (Verband) (@DFB)
18. August 2015
"Ich war immer der, der ich war - mit allen guten und weniger guten Seiten", beschrieb der Mann mit dem knackigen Markenkürzel "MV" sich selbst. "Ich bin ein Stück stolz darauf, dass ich mich in all den Jahren nicht habe verbiegen lassen."
Aufsteigerwillen zeigte er schon früh. Mayer-Vorfelder wurde am 3. März 1933 in Mannheim geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg und Heidelberg verschlug es den Badener beruflich nach Württemberg, zunächst 1959 als Regierungsrat nach Nürtingen.
Nach seinem Wechsel ins Innenministerium startete der ehrgeizige und intelligente Jurist als persönlicher Referent des damaligen Ressortchefs und späteren Ministerpräsidenten Hans Filbinger seine politische Laufbahn. Mehrere Spitzenpositionen folgten. Nicht selten musste sich "MV" mit dem Vorwurf auseinandersetzen, seine Geschäfte nach Gutsherrenart zu führen.
1975 putschte sich der frühere Mittelläufer des SV Waldshut an die Spitze des VfB Stuttgart - und blieb ein Vierteljahrhundert ein schillernder und bisweilen auch selbstverliebter Boss. "Ohne ihn würde es den Verein gar nicht mehr geben", sagte der ehemalige VfB-Trainer Jürgen Sundermann einmal über den Workaholic, der sich in den vergangenen Jahren jedoch merklich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Bei seinem Abgang vom VfB 2000 hinterließ Mayer-Vorfelder einen Schuldenberg in Millionenhöhe.
"Man konnte bei allen Ämtern, die er ausgefüllt hat, immer spüren, dass sein Herz für den VfB schlägt", bescheinigte ihm der aktuelle DFB-Chef Wolfgang Niersbach. "MV" sei ein Mann von Welt gewesen, der "immer Stuttgarter geblieben ist". Und ein Genussmensch. Ein feines Essen, ein edler Tropfen - dem Gaumenkitzel war der langjährige DFB-Boss nie abgeneigt.
"Von 'MV' kann man einiges lernen", erzählte Bundestrainer Joachim Löw dem "kicker" einmal. "Er hat alles aus Überzeugung getan und konsequent danach gehandelt." Mayer-Vorfelder war für Löw eine entscheidende Person, schließlich verschaffte der Mannheimer dem Freiburger beim VfB 1996 den ersten Posten als Chefcoach - die spätere Entlassung war inklusive.
Sein "Lebensziel" hatte der Vater von vier Kindern nach eigenen Angaben mit der Ausrichtung der WM 2006 im eigenen Land erreicht. Das Spiel um Platz drei gewann die DFB-Auswahl damals gegen Portugal ausgerechnet in Stuttgart. "Das war das Highlight in meinem Leben", erinnerte sich "MV" an dieses WM-Sommermärchen.
Gerhard Mayer-Vorfelder ist immer seinen Weg gegangen. Der langjährige Spitzenfunktionär war ein kampflustiger Machtmensch. "MV" sagte einmal über sich selbst: "Ich bin ein Stück stolz darauf, dass ich mich in all den Jahren nicht habe verbiegen lassen."