EM-Planung im Schatten des Terrors: "Man macht sich Gedanken"
Hannover - In nicht einmal einem Monat müssen Joachim Löw und Oliver Bierhoff zurück nach Paris. Dorthin, wo sie am vergangenen Wochenende mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eine "schreckliche, entsetzliche und für uns alle schockierende Nacht" erlebten, wie Bundestrainer Löw sagte. Teammanager Bierhoff wurde mulmig bei dieser Vorstellung. "Natürlich macht man sich darüber Gedanken", sagte er über die Auslosung der EM-Gruppen am 12. Dezember in Paris.
Der Termin steht seit Monaten im Kalender der Verantwortlichen der DFB-Elf. Seit die Weltmeister am 11. Oktober mit dem mühsamen 2:1 im letzten Qualifikationsspiel in Leipzig gegen Georgien das Ticket für die Endrunde lösten, ist er dick unterstrichen. Doch nach dem Terror von Paris blicken Löw und Bierhoff mit anderen Augen auf die Ziehung im Palais des Congrès, die eigentlich die Vorfreude auf die EURO (10. Juni bis 10. Juli) noch einmal steigern sollte. Der Kongresssaal liegt nur 5 km entfernt vom Hotel Molitor am anderen Ende des Stadtwalds Bois de Boulogne, wo dieser schwarze Freitag mit einer Bombendrohung begonnen hatte.
Löw: Keine Zweifel an EM in Frankreich
Für Löw und Bierhoff kommt dem Thema Sicherheit in den EM-Planungen plötzlich eine ungeahnte Bedeutung zu. Es werde "Maßnahmen geben, die Veränderungen mit sich bringen für Fans, für Journalisten und für uns", sagte Bierhoff. Das Turnier als solches wollen sie nicht infrage stellen. "Es macht wenig Sinn, jetzt über ein anderes Land zu diskutieren. So etwas könnte in einem anderen Land auch passieren", sagte Löw.
Doch der Bundestrainer dürfte froh sein, dass er mit seinen Weltmeistern während der Endrunde abgeschieden in Évian-Les-Bains wohnen wird - und nicht im Großraum Paris, wie zwischendurch erwogen. Spätestens fünf Tage vor dem ersten Gruppenspiel geht es von Ascona im Tessin, wo unmittelbar nach dem DFB-Pokalfinale (21. Mai) die EM-Vorbereitung beginnen soll, an den 250 km westlich gelegenen Genfer See. Dort hat Bierhoff das Hotel Ermitage in der Hoffnung gebucht, in diesem exquisiten Quartier den legendären Geist vom Campo Bahia 2014 wiederbeleben zu können.
Bierhoff glaubt in dem Kurort im Département Hochsavoyen, weltbekannt für sein Mineralwasser, Heilbäder und gutes Klima, ideale Bedingungen vorzufinden. Das Hotel und den Trainingsplatz im Stade Camille Fournier trennen nur 1000 m. Der Genfer Flughafen ist 45 km entfernt und in einer Autostunde erreichbar.
"Für das Quartier sind uns Kompaktheit und kurze Wege wichtig", sagte Bierhoff. Die 1909 erbaute und 2010 renovierte Unterkunft in einem 27 Fußballfelder großen Park biete "exzellente Voraussetzungen, um in Ruhe arbeiten, trainieren und regenerieren zu können".
Interview mit Erik Meijer: „Paris wird auf jeden Fall in den Köpfen sein“
Bis zum Einzug stehen Löw nach den von den Pariser Anschlägen überschatteten und deshalb sportlich wertlosen Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande noch vier weitere Tests zur Verfügung. Am 26. und 29. März empfängt Deutschland zunächst England und Italien in Berlin und München.
In der unmittelbaren Vorbereitung soll in der Schweiz oder Österreich sowie die Generalprobe vor eigenem Publikum gespielt werden. Die Gegner werden erst nach der Gruppenauslosung festgelegt. Nach dieser baldigen Rückkehr nach Paris also, auf die Löw und Bierhoff wohl gerne verzichten würden.