Interview

EM-Legende relativiert die Gruppenphase: "Hatten angenehme Gegner"

Andreas Möller, 1996 Europameister und 1992 im Endspiel auf der Bank, erinnert sich in der AZ an die Niederlage und blickt auf das Achtelfinale.
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Fredi Bobic (li.) und Andreas Möller feiern den EM-Sieg 1996 in London.
Fredi Bobic (li.) und Andreas Möller feiern den EM-Sieg 1996 in London. © WEREK/imago

AZ: Herr Möller, die DFB-Elf trifft im EM-Achtelfinale an diesem Samstag auf Dänemark - da werden natürlich Erinnerungen an die EM 1992 wach, als Deutschland gegen die Dänen, die zuvor im Urlaub waren und kurzfristig für die disqualifizierten Jugoslawen nachrückten, 0:2 verlor. Wie konnte das eigentlich passieren?
ANDREAS MÖLLER: Die Dänen hatten absolut nichts zu verlieren. Die Mannschaft wurde vor der EM schnell zusammengerufen und ist dann von Sieg zu Sieg geeilt. Eine unglaubliche Erfolgsstory. Dänemark war unbekümmert, hatte die Lockerheit - die uns gefehlt hat. Bei uns war viel Sand im Getriebe, es gab viele verschiedene Mannschaftsaufstellungen. Vom Spielerpotenzial her hätten wir die Dänen sicher schlagen müssen.

Was leider aus deutscher Sicht nicht gelang. Dafür holten Sie vier Jahre später im Wembleystadion von London den EM-Titel, Sie persönlich verwandelten im Halbfinale gegen England den entscheidenden Elfmeter. Welche Erinnerungen sind Ihnen heute noch präsent?
1996 hat alles gepasst bei uns. Der Schlüssel zum Erfolg war der Zusammenhalt in unserer Mannschaft. Wir waren eine richtige Turniermannschaft, haben uns von Spiel zu Spiel reingebissen. Dieser Funke ist auch auf die Fans übergesprungen, dass wir bereit waren, alles für den Erfolg zu tun.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Möller: "Die deutsche Mannschaft hatte seit der WM 2022 kein Pflichtspiel im Vorfeld dieser EM"

Trauen Sie denn der deutschen Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann bei dieser Heim-EM den vierten Europameistertitel zu?
Wir haben auf jeden Fall die Möglichkeit, Europameister zu werden. Aber es ist noch ein weiter Weg. Und es kann viel passieren – was wir gerade mit der Sperre von Jonathan Tah und der Verletzung von Antonio Rüdiger in der Defensive sehen. Normalerweise kann eine deutsche Mannschaft das aber kompensieren.

Zurück zu Dänemark: Was für eine Partie erwarten Sie im Achtelfinale?
Es ist ein K.o-Spiel, jetzt gibt es nur noch Hopp oder Top, man kann nichts mehr ausbessern wie in einem Gruppenspiel. Die deutsche Mannschaft hatte seit der WM 2022 in Katar kein Pflichtspiel im Vorfeld dieser EM. Man kann in Freundschaftsspielen hundert Mal sagen, dass man gewinnen will – aber die Drucksituation ist nicht die gleiche. Jetzt kommt eine Drucksituation – und die Mannschaft muss zeigen, dass sie gefestigt ist und damit umgehen kann. Das hat nach dem Rückstand gegen die Schweiz gut geklappt, als Niclas Füllkrug noch das 1:1 erzielt hat. Auch gegen die Dänen kann es passieren, dass wir zurückliegen. Aber klar: Von der Qualität her sind wir klarer Favorit. Und: Wir haben ein Heimspiel im Fußballtempel Dortmund, daher ist die Ausgangslage sehr gut für uns.

Möller relativiert die EM-Gruppenphase: "Wir hatten mit Schottland und Ungarn angenehme Gegner"

Wie hat Ihnen die deutsche Mannschaft bisher gefallen im Turnierverlauf?
Die erste Etappe haben sie gemeistert und die Gruppenphase als Erster abgeschlossen. Das war auch die Pflicht. In den ersten beiden Spielen hat es hervorragend funktioniert, auch wenn man sagen muss, dass wir mit Schottland und Ungarn angenehme Gegner hatten. Gegen die Schweiz war es etwas ausgeglichener.

Sie haben früher im offensiven Mittelfeld gewirbelt. Wer hat Sie aus dem DFB-Trio Jamal Musiala, Ilkay Gündogan und Florian Wirtz bislang am meisten überzeugt?
Am konstantesten haben Gündogan und Musiala gespielt – wobei ich sagen muss, dass auch Wirtz sehr gut agiert. Er hat die Messlatte sicher sehr hoch gelegt mit seinen tollen Leistungen in Leverkusen, aber er ist ein junger Spieler, der noch Erfahrungen sammeln muss. Es ist sein erstes großes Turnier. Ich glaube, dass er im Laufe des Turnier noch sehr, sehr wichtig wird für die Mannschaft. Alle drei, Musiala, Gündogan und Wirtz, spielen bislang eine gute EM.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.