EM-Achtelfinals: Alle Paarungen im Überblick
Paris - 24 Mannschaften sind zum Beginn der Vorrunde angetreten, acht sind mittlerweile ausgeschieden. Dank des neuen EM-Modus sind so viele Teams wie noch nie in die spanndene K.o-Phase des Turniers eingezogen. Das Achtelfinale wartet mit einigen Überraschungen auf – vor der EM als klarer Außenseiter abgestempelte Mannschaften wie Nordirland, Island oder Wales kämpfen nun um den Einzug ins Viertelfinale. Jetzt haben die Spieler aber erst einmal Pause – ab Samstag wird dann wieder Fußball gespielt. Die AZ stellt die Duelle zwischen den 16 besten Mannschaften Europas vor.
Schweiz - Polen
Die Schweiz und Polen machen am Samstag den Achtelfinal-Auftakt. Um 15 Uhr wird das Spiel in St.-Etienne angepfiffen. Einen wirklichen Favoriten kann man hier nicht ausmachen – der Zweitplatzierte der Gruppe A trifft auf den Zweiten der deutschen Gruppe C.
Jede Mannschaft hat einen klaren Anführer: Auf polnischer Seite soll Kapitän und Bayern-Stürmer Robert Lewandowski für die Tore sorgen – der 27-Jährige scheint allerdings noch nicht wirklich im Turnier angekommen zu sein, in drei Spielen blieb er bisher ohne Tor. Auf der anderen Seite zieht der ehemalige Gladbacher Granit Xhaka im Schweizer Mittelfeld die Fäden. Die zwei Unentschieden der "Nati" in der Gruppenphase lassen sich vor allem auf die verheerende Chancenverwertung zurückführen.
Hier ist alles möglich. Ein Favorit lässt sich nicht ausmachen – entscheidend wird die Tagesform beider Mannschaften und möglicherweise das nötige Quäntchen Glück sein.
Samstag, 25. Juni, 15 Uhr in St.-Etienne – Live im ZDF
Wales - Nordirland
Mit dieser Achtelfinal-Paarung hätten wohl die Wenigsten gerechnet. Im rein britischen Duell treffen am Samstagabend, um 18 Uhr, Wales und Nordirland aufeinander.
Völlig überraschend sind die Waliser Gruppenerster geworden – noch vor England! Zu verdanken haben sie das vor allem einem: Superstar Gareth Bale von Real Madrid! Mit drei erzielten Treffern ist er neben Spaniens Alvaro Morata derzeit der Top-Torschütze des Turniers. Die Nordiren haben sich in der deutschen Gruppe C auf Platz drei in die K.o.-Phase gerettet. Mit einem Sieg und zwei Unentschieden sowie einer Tordifferenz von null kam die Mannschaft von Trainer Michael O'Neill überraschend ins Achtelfinale. Die nordirischen Fans in Feierlaune mit ihrem Hit "Will Grigg's on Fire" bleiben den Franzosen also noch etwas erhalten.
Favorit gegen sehr defensiv stehende Nordiren ist Wales mit Gareth Bale. Wenn der Flügelspieler eine ähnliche Leistung zeigt wie in der Vorrunde, dürfte den Walisern der Einzug ins Viertelfinale eigentlich nicht zu nehmen sein.
Samstag, 25. Juni, 18 Uhr in Paris – Live in der ARD
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Kroatien - Portugal
Das letzte Achtelfinale am Samstag wird zwischen Kroatien und Portugal ausgetragen. Das Duell startet um 21 Uhr in Lens.
Im Fokus beider Mannschaften steht jeweils ein Spieler von Real Madrid: Kroatiens Luka Modric gegen Portugals Cristiano Ronaldo. Kroatien wurde dank des Sieges am letzten Spieltag gegen die starken Spanier sogar noch Gruppenerster, Portugal überzeugte kaum und kam als Gruppendritter mit drei Unentschieden in die nächste Runde. Während Ronaldo in den ersten beiden Spielen blass blieb und wenig zum Spiel der Portugiesen beitragen konnte, zeigte er im letzten Spiel gegen Ungarn seine ganze Klasse. Mit zwei Toren und einer Traum-Vorlage rettete "CR7" seinem Land den Einzug in die K.o-Phase.
Kroatien ist der Favorit – das hätte man so vor der EM vielleicht auch nicht gedacht. Die Mannschaft hat starke Einzelspieler, die zudem in einem stabilen Mannschaftsgefüge etabliert sind. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn sollte Ronaldo seine ansteigende Form beibehalten, wird es ganz schwer für Modric, Rakitic und Co., das Viertelfinale klar zu machen.
Samstag, 25. Juni, 21 Uhr in Lens – Live im ZDF
Frankreich - Irland
Der Gastgeber spielt sein erstes K.o.-Spiel am Sonntagnachmittag. Gegner in Lyon ist dann Irland, die in der "Todesgruppe" mit Italien, Belgien und Schweden Tabellendritter geworden sind.
Anfangs noch als absoluter Top-Favorit auf den Titel gehandelt, stellte sich bei den französischen Anhängern schnell Ernüchterung ein, denn wirklich überzeugend waren die Auftritt der "Équipe Tricolore" nicht. Im Eröffnungsspiel gegen Rumänien rettete ein spätes Tor von Dimitri Payet den Franzosen den Sieg. Es folgte ein 2:0 gegen Albaien und ein 0:0-Unentschieden gegen die Schweiz. Die Iren dürfte man vor dem Turnier wohl als Gruppenletzten auf der Rechnung gehabt haben. Mit einem Unentschieden gegen Schweden, einer Niederlage gegen Belgien und dem 1:0-Sieg in letzter Minute gegen eine italienische B-Elf sicherten sie sich den dritten Platz.
Klarer Favorit dürfte hier Frankreich sein – und das nicht nur wegen des Heimvorteils. Die Franzosen haben die besseren Einzelspieler, überzeugten wenn auch nur zeitweise auf dem Platz. Doch trotzdem ist mit einer Überraschung zu rechnen: Die Iren sind ein unangenehmer Gegner und können mit einem Konter auch schonmal ins französiche Herz treffen.
Sonntag, 26. Juni, 15 Uhr in Lyon – Live im ZDF
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Im Achtelfinale kommt es zur Neuauflage der "Regenschlacht von Augsburg" Foto: dpa
Deutschland - Slowakei
Wiederauflage des Testspiels Ende Mai: Deutschland gegen die Slowakei. Damals verlor die Mannschaft von Bundestrainer Jogi Löw mit 1:3 in Augsburg. Am Sonntagabend, um 18 Uhr (ZDF und im AZ-Liveticker), trifft man sich nun in Lille wieder.
Schon im Testspiel war Marek Hamsik vom SSC Neapel der überragende Mann und der Mittelfeldspieler zieht auch während der EM die Fäden im slowakischen Spiel. Daneben haben sie mit Kapitän Martin Skrtel vom FC Liverpool einen beinharten Innenverteidiger mit internationaler Erfahrung. Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der EM noch mit Offensivproblemen zu kämpfen. Im ersten Spiel gegen die Ukraine erzielte Innenverteidiger Shkodran Mustafi nach einem Standard das erste Tor – in der Nachspielzeit traf der eingewechselte Bastian Schweinsteiger nach einem Konter dann zum 2:0. Nach der Nullnummer gegen Polen wurde die DFB-Elf angriffslustiger und erarbeitete sich mehr Chancen. Trotzdem hat es nur für einen 1:0-Sieg gegen Nordirland gereicht.
Auf dem Papier ist Deutschland eine Runde weiter, doch das Testspiel in Augsburg hat gezeigt, dass auch mit den Slowaken definitiv zu rechnen. Oberste Aufgabe dürfte es sein, Hamsik nicht zu viele Freiheiten zu lassen.
Sonntag, 26. Juni, 18 Uhr in Lille – Live im ZDF
Ungarn - Belgien
Underdog gegen geheimen Titelfavoriten: So kann man das Abendspiel am Sonntag bezeichnen, wenn Ungarn gegen Belgien spielt. Ziemlich überraschend wurde Ungarn in der Gruppe F Tabellenerster (vor Island, Portugal und Österreich), Belgien belegte in der "Todesgruppe" den zweiten Platz.
Das Star-Ensemble um Kevin de Bruyne von Manchester City und Eden Hazard vom FC Chelsea trifft auf eine geschlossene Einheit der ungarischen Nationalmannschaft, in der übrigens Andreas Möller, Europameister von 1996, Co-Trainer ist. Bis auf das Spiel gegen Irland (3:0) waren die Auftritte der Belgier nicht wirklich überzeugend: Im ersten Spiel waren sie gegen die abgebrühten Oldies aus Italien unterlegen und verloren mit 0:2, im letzten Spiel gab es dann einen knappen 1:0-Sieg gegen Schweden um Superstar Zlatan Ibrahimovic. Ganz anders sieht es da bei den Ungarn aus: Gegen Österreich gewann das Team mit 2:0, gegen die Überraschungs-Mannschaft aus Island folgte ein 1:1 und am Mittwoch lieferte man sich beim 3:3-Unentschieden gegen Portugal ein wahres Fußball-Spektakel.
Trotz der schwankenden Form ist Belgien der Favorit. Die ungarische Nationalmannschaft um ihren Star Balazs Dzsudzsak und Ex-Löwe Gabor Kiraly im Tor braucht einen guten Tag, um ihre Chancen auf den Viertelfinal-Einzug zu wahren.
Sonntag, 26. Juni, 21 Uhr in Toulouse – Live im ZDF
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Italien - Spanien
Im Achtelfinale der Euro 2016 wartet auch schon der erste richtige Knaller: Italien gegen Spanien. Zum Duell der beiden großen Fußball-Nationen kommt es, weil die Spanier im letzten Spiel mit 1:2 gegen Kroatien verloren haben.
Nach dem ersten Spieltag in der Vorrunde waren die Italiener wohl die Überraschung schlechthin. Die Oldies um den 38-jährigen Torhüter Gianluigi Buffon zeigten gegen Belgien eine starke Leistung und konnten mit 2:0 gewinnen. Danach folgte ein 1:0-Sieg gegen Schweden, im letzten Spiel stellte Trainer Antonio Conte dann eine "B-Elf" auf den Platz – in den letzten Spielminuten erzielte Irland dann das Tor des Tages. Wie bei jedem großen Turnier gehören die Spanier auch dieses Jahr wieder zum ausgewählten Favoritenkreis. Mit souveränen Auftritten und Siegen gegen Tschechien und die Türkei dachte man, dass sich die Kurzpass-Spezialisten und Kombinations-Künstler um Barca-Star Andres Iniesta den Gruppensieg nicht mehr nehmen lassen. Dann folgte aber doch noch die 1:2-Niederlage gegen Kroatien.
Ein wirklicher Favorit lässt sich hier nicht ausmachen: Defensive stabile Italiener treffen auf die Offensiv-Zauberer aus Spanien.
Montag, 27. Juni, 18 Uhr in Saint-Denis – Live in der ARD
England - Island
Das letzte Achtelfinale bestreiten England und Island. Die große Fußballnation trifft auf den kleinen Außenseiter. Anpfiff ist am Montagabend, um 21 Uhr, in Nizza.
Ein hochkarätiger Kader, der bei großen Turnieren aber nicht wirklich in Schwung kommt – so lassen sich die "Three Lions" aus England wohl am besten beschreiben. In der Gruppe B wurden sie nach Wales und vor der Slowakei Tabellenzweiter. Das Team um Trainer Roy Hodgson spielte zwei Mal unentschieden (gegen Russland und die Slowakei), im "Battle of Britain" konnten sie sich dann aber mit 2:1 gegen Wales durchsetzen. Neben Nordirland und Wales gehört auch Island zu den großen Überraschungen des Turniers. Noch vor Portugal wurden sie in der Gruppe F Zweiter – zwei Unentschieden (gegen Portugal und Ungarn) sowie ein Sieg gegen schwache Österreicher haben dafür gereicht.
Klarer Favorit ist England, die trotz stabiler Leistungen nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen konnten. Dennoch ist auch mit den Isländern zu rechnen – die Euro 2016 ist bisher das Turnier der "Underdogs". Die kleinen Mannschaften spielen dieses Jahr ganz groß auf.