Druck auf Nagelsmann nach DFB-Debakel wächst: Nur noch zwei Optionen, dann muss der EM-Kader stehen
München - Der 14. Juni ist im Sport nicht irgendein Tag. Die erste Rote Karte bei einer Fußball-WM wurde an diesem Tag 1974 gezückt, gegen den Chilenen Carlos Caszely, nach einem Revanchefoul an Berti Vogts. Genau vier Jahre zuvor hatte Team Germany Revanche für das Wembley-Tor genommen und Titelverteidiger England im Viertelfinale mit einem 3:2 aus dem Turnier hinauskomplimentiert. 2018 begann die WM an eben diesem Tag – sowie nun auch im kommenden Jahr die Heim-EM in Deutschland.
DFB-Elf noch nicht reif für die EM: Doch der Zeitplan ist sehr straff
205 Tage sind es noch bis zu jenem 14. Juni, an dem die DFB-Elf in das erste Heimturnier seit 18 Jahren startet. Noch ewig hin? Von wegen! Die Zeit für Deutschland tickt, vor allem nach der bitteren Testspiel-Pleite in Wien gegen Österreich (0:2). Das Team von Julian Nagelsmann blamierte sich am Dienstagabend nach der 2:3-Heimpleite vor ein paar Tagen gegen die Türkei erneut und taumelt ohne jeden Hauch von Aufbruchstimmung ins EM-Jahr.
Und das Bittere daran: Der EM-Fahrplan ist sehr straff, mehr als zwei weitere Testspiele kommen auch nicht mehr hinzu, bevor es ernst wird. Welche Meilensteine nahen auf den Bundestrainer, für den der Druck mehr und mehr wächst?
EM-Auslosung, zwei Testspiele – und dann muss der Kader (eigentlich) schon stehen
Der nächste wichtige Termin mit Blick auf die EM ist die Auslosung der Vorrunden-Gruppen, die am 2. Dezember (18 Uhr) über die große Bühne der Hamburger Elbphilharmonie gehen wird. Dann weiß die Fußball-Nation, auf wen sich das DFB-Team in München (14. Juni), Stuttgart (19. Juni) und Frankfurt (23. Juni) einstellen muss.
An diesem Tag beginnt übrigens auch die zweite Ticket-Verkaufsphase. Rund eine Millionen Karten werden sicherlich Käufer finden. Im März gibt es eine weitere Verkaufsphase. Kurz vor EM-Start sowie im Turnierverlauf ist ein sogenannter Last-Minute-Verkauf geplant.
Letzte DFB-Tests im März vorentscheidend für EM-Kader
Bis 15. Januar müssen die Teams dann der Uefa ihr EM-Quartier melden. Der DFB wird wie schon 2021 im "Home Ground" auf dem Adidas-Gelände in Herzogenaurach wohnen und trainieren. Die Unterkunft in einem Wäldchen mit einzelnen Häusern, die kleine Wohngemeinschaften sind, wurde vor der letzten EM eigens fürs DFB-Team errichtet.
Nach dem 26. Bundesliga-Spieltag steht ab 18. März die letzte Abstellungsperiode für Nationalspieler vor der EM an. Der DFB plant dem Vernehmen nach dabei zwei hochklassige Testspiele gegen Frankreich (Lyon) und gegen die Niederlande (Spielort offen) – die letzten beiden Länderspiele vor der Kader-Nominierung. Heißt für Nagelsmann auch, dass ihm nur noch diese eine Maßnahme mit den beiden Partien zur Verfügung steht, um Spieler, Taktiken, Aufstellungen vor der endgültigen Kader-Nominierung für die Heim-EM zu testen. Davor und danach bleibt ihm nur noch die viel beobachtete Beobachter-Rolle von der Tribüne aus, um sich für oder gegen den ein oder anderen Akteur zu entscheiden.
DFB-Tests unmittelbar vor der EM – Details noch unklar
Ende Mai beginnt dann die unmittelbare Vorbereitung auf die EM, zu der Nagelsmann einen vorläufigen EM-Kader benennen wird, aus dem er noch einmal aussieben muss (siehe weiter unten). Unklar ist derzeit noch, wo genau. Gut möglich, dass das Team statt eines Trainingslagers im Ausland gleich nach Herzogenaurach zieht. Ursprünglich wollte der DFB wohl nach Weimar, wo es angeblich schon eine Absprache mit einem Fünf-Sterne-Hotel gab. Nun könnte als Ausgleich ein Testspiel vor der EM in Dresden stattfinden. Nach dem Saisonende (Bundesliga endet am 18. Mai, DFB-Pokalfinale am 25. Mai, Champions-League-Finale am 1. Juni) beginnt am 3. Juni der finale Abstellungszeitraum für die EM-Endrunde.
Am 7. Juni muss bis Mitternacht der finale 23-Mann-EM-Kader bei der Uefa gemeldet werden - eine Woche vor dem Turnier-Beginn. Üblicherweise gibt es unmittelbar vor dem Turnier noch weitere Test-Länderspiele, Details dazu wurden bislang jedoch noch nicht bekanntgegeben.
Bis spätestens 9. Juni müssen sämtliche EM-Teams in ihren Quartieren eingetroffen sein, bevor es dann fünf Tage später für die deutsche Mannschaft losgeht. Am 14. Juni um 21 Uhr wird in der Allianz Arena das EM-Eröffnungsspiel angepfiffen, und wer beim WM-Auftakt 2006 in eben dieser Arena dabei war, wird das so schnell nicht vergessen. 6. Minute, Philipp Lahm von links mit rechts in den Winkel: der Beginn des Sommermärchens. War allerdings ein 9. Juni.