Donovan rächt sich an Klinsmann
San Francisco - Landon Donovan hob die Arme, er richtete den Blick in den Himmel, und dann bewegte er die Lippen, fast so, als wolle er einer höheren Macht etwas zuflüstern. Drei Tage, nachdem ihn Jürgen Klinsmann überraschend nicht für die WM in Brasilien nominiert hatte, spielte der zweifelsohne beste US-Fußballer der Geschichte wie einer, den man besser nicht zu Hause lassen sollte.
Seit Sonntag ist Donovan der beste Torschütze der nordamerikanischen Profiliga MLS. Im Spiel seiner Los Angeles Galaxy gegen Philadelphia Union (4:1) löste er mit seinen Treffern 135 und 136 Jeff Cunningham (134) ab. „Die 135 vollzumachen“, sagte Donovan, „war ein gutes Gefühl. Vor allem nach dem, was in dieser Woche passiert ist.“
Mit seiner Leistung führte Donovan die Entscheidung von Klinsmann ein wenig ad absurdum. Am Dienstag beginnt für die USA mit einem Spiel gegen Aserbaidschan in San Francisco die letzte Phase der WM-Vorbereitung – dort kommt es am 26. Juni zum Aufeinandertreffen mit Deutschland. Dass diese Phase ohne Donovan beginnt, hat Fußball-Amerika verstört. Die Verwunderung über das Handeln von Klinsmann ist allgegenwärtig. „SoccerAmerica“ nannte die Entscheidung von Klinsmann „Unsinn“ und schrieb: „Es würde mehr Sinn ergeben, wenn Klinsmann dem größten Spieler der US-Geschichte ein bisschen mehr Vertrauen geschenkt hätte.“ Klinsmann aber, glaubt „Sports Illustrated“, „hat Donovan nie getraut“.
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Klinsmann, so die einhellige Meinung, traut Donovan nicht mehr, weil der, nachdem Klinsmann ihn 2009 als Trainer des FC Bayern vehement als Verstärkung gefordert hatte, in München floppte. Und Klinsmann, so die Meinung weiter, traut Donovan erst recht nicht mehr, seit dieser in aller Offenheit mentale Probleme eingeräumt und danach vier Monate lang dem Fußball entsagt hatte. „Klinsmann versteht nicht, wer Landon Donovan als Mensch und als Spieler ist“, sagte der frühere Nationalspieler und heutige TV-Moderator Alexi Lalas.
Es gibt viele, die wiederum Klinsmann nicht verstehen. Stammtorhüter Tim Howard meinte: „Wenn Donovan auf dem Spielfeld steht, ist er einer unserer besten Spieler und er macht dem Gegner Angst.“ Das Online-Magazin „Slate“ urteilt: „Ohne Donovan hat das US-Team in Brasilien kaum eine Chance.“
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