Die WM-Kolumne der AZ: Ernüchternder Auftakt
Mehr als nur ernüchternd war der offizielle Auftakt dieser WM, das Spiel zwischen Gastgeber Katar und Ecuador. Mir als ehemaligen Sportlerin blutet schlicht das Herz, wenn ich sehe, dass ein Stadion bereits nach der Pause halbleer ist – und das bei der allerersten Partie einer Weltmeisterschaft. Da kann man auch nichts schönreden, da kann man auch dem Zuschauer hier keinen (Wüsten-)Sand in die Augen streuen, diese WM findet halt in einem Land statt, das keine Fußball-Nation ist.
Sportler sollten nicht immer Botschaften verkünden müssen
Da arbeitet man als Sportler sein Leben lang daraufhin, dass der große Kindheitstraum, mal bei einer WM mitzuspielen, in Erfüllung geht– und dann erlebst du, dass gar keine Stimmung, keine Atmosphäre herrscht. Was man aber auch gesehen hat – und das ist letztlich tröstlich – man kann sich auch mit vielen Öl-Milliarden keine weltmeisterliche Mannschaft erkaufen. . .
Wirklich schwierig finde ich die gesamte Diskussion um die One-Love-Binde. Ich finde nicht, dass jeder Sportler dauernd Botschaften politischer– oder welcher Art auch immer – in die Welt verkünden muss. Ein Fußballer ist in erster Linie Fußballer. Und er hat auch das Recht, genau dies zu sein – und nicht mehr.
Am Ende stehen alle schlecht da
Gleichzeitig muss er aber auch das Recht haben, sich zu Dingen wie etwa Menschenrechtsverletzungen zu äußern, wenn er das will. Was mir aber an der ganzen Debatte gar nicht gefällt, ist, wenn man mit breiter Brust auftritt und Zeichen setzen will, dann aber einknickt und umfällt, sobald es echten Gegenwind gibt.
Hätten die Verbände bei der Vergabe ihren Job gemacht, dann wäre uns allen diese Farce jetzt erspart geblieben. Traurig, dass es jetzt so gekommen ist und am Ende keiner mehr gut dasteht. Diese WM hat denkbar schlecht begonnen – auf ganz vielen Ebenen. Schlimmer geht nimmer? Da bin ich mir leider noch nicht so sicher. . .
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